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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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hingepackt?«
    Ich? Er war ein Kofferpackvirtuose, der
nie irgendwelche Hilfe meinerseits benötigte.
    »Kannst du mal kommen und gucken, ob du
ihn findest?« Verblüfft ging ich hin und spähte um den Türpfosten. Hy stand am
anderen Ende des kleinen Raums, an das Wandstück zwischen Waschbecken und
Wäscheschrank gepresst. Er legte wieder den Finger auf die Lippen und winkte
mich zu sich. Als ich bei ihm war, zog er mich an sich und flüsterte mir ins
Ohr: »Hast du das gehört — dieses klickende Geräusch, wenn man durchs Zimmer
geht?«
    »Das sind nur die Bewegungsmelder, vor
denen uns Glenna schon gewarnt hat. Sie hat recht — die Dinger sind wirklich
lästig.«
    »Ich glaube, das sind nicht nur
Bewegungsmelder.«
    »Mir kommen sie ziemlich standardmäßig
vor.«
    »Vom Aussehen her, ja, von der Funktion
her, nein. Ich hab das Kontrollbord der Alarmanlage vorn an der Eingangstür
inspiziert. Den Anzeigelämpchen zufolge sind die Detektoren gar nicht in
Betrieb — was heißt, dass sie an irgendeinem anderen System hängen. Jemand
überwacht uns, macht vielleicht sogar Tonbandoder Videoaufzeichnungen. Das hier
ist einer der wenigen Orte im Haus, die außer Reichweite sind, aber wenn du an
die Tür zurückgehst, wirst du das Klicken wieder hören.«
    Ich ging hin und hörte das
verräterische Geräusch des Sensors in der Zimmerecke. Rasch huschte ich wieder
zu Hy zurück.
    »Das ist ja grässlich! Was können wir
dagegen tun?«Ich hörte die Angst in meiner Stimme, sagte mir zugleich, dass
meine Reaktion unangemessen war. Doch vor zwei Monaten erst hatte jemand mein
Leben infiltriert, meine Privatsphäre verletzt, ja, mich in meiner Identität
bedroht. Jetzt hatte schon der leiseste Einbruch in meinen persönlichen Raum
etwas Albtraumhaftes, geradezu Existenzbedrohendes.
    Hy spürte, was ich dachte, und zog mich
an sich. »Heute Abend können wir gar nichts mehr unternehmen. Wir müssen
einfach aufpassen, was wir in den Bereichen, die diese Dinger abdecken, tun und
sagen.«
    »Himmel. Können wir sie nicht außer
Gefecht setzen?« Trotz seiner beruhigenden Berührung spürte ich, wie meine
Finger zu kribbeln begannen — nur eine der verschiedenen körperlichen
Stressreaktionen, die mich seit Wochen plagten, sich aber, wie mir eine
Polizeipsychologin versichert hatte, mit der Zeit legen würden. »Ich weiß nicht
genug über dieses spezielle System, um es zu versuchen, aber gleich morgen früh
werde ich in unserer Filiale in Honolulu anrufen und fragen, was man da tun
kann. Notfalls lasse ich einen von unseren Leuten herkommen.«
    »Wer sollte denn wissen wollen, was
hier drinnen vor sich geht? Und warum?«
    »Die Situation ist völlig undurchschaubar,
solange wir nicht alle Beteiligten kennen gelernt haben. Vor allem diesen Peter
Wellbright. Hast du gemerkt, wie Glenna reagiert hat, als du das Gespräch auf
ihn gebracht hast?«
    »Ja, als ob sie noch mehr über ihn
sagen wollte, aber nicht recht wüsste, ob sie’s tun sollte. Na ja, wir werden
ihn ja bald zu Gesicht kriegen. Sie hat gesagt, er wohnt gleich nebenan, nur
den Weg da zwischen den Papayas entlang, und er kommt zu uns rüber, bevor wir
zu der Party gehen.«
    »Apropos — wir sollten uns besser
fertig machen.«
     
    Der Grund für Glennas merkwürdige
Reaktion auf meine Frage nach Peter Wellbright offenbarte sich rasch, als wir
auf den Lanai hinausgingen und uns zu den beiden gesellten. Sie vermochte Hände
und Augen kaum von ihm zu lassen.
    Wellbright war ein großer, schlanker
Mann mit einer Hornbrille und feinem braunem Haar. Seine Kleidung und seine
Manieren suggerierten Elitecolleges und exklusive Herrenclubs. Obgleich schon
um die Vierzig, bewegte er sich mit einer pubertären Ungelenkheit. Ich konnte
ihn mir auf einem Tennisplatz vorstellen, als schlechten Spieler. Obwohl er
ganz offensichtlich nichts gegen Glennas Avancen hatte, war seine Körpersprache
wesentlich zurückhaltender.
    Als sie vor ihrer Abreise nach Kauai
erstmals von Peter gesprochen hatte, war er lediglich als ihr Partner und
Financier aufgetaucht. Kennen gelernt hatten sie sich über einen gemeinsamen
Freund, einen Unternehmer aus Silicon Valley, der sich gern als Kunstfreund
gerierte. Glenna war auf der Suche nach jemandem gewesen, der ihre
Dokumentation über die Inseln finanzieren würde. Der Freund wusste von Elson
Wellbrights unveröffentlichtem Manuskript und schlug Peter vor, sie doch mal
einen Blick hineinwerfen zu lassen. Als sie jedoch Interesse bekundete,
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