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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals
Autoren: Barbara Wood
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daß der Schakal ebenfalls fehlte.«
    Ich dachte kurz über diese Theorie nach und hatte dabei ein ganz ungutes Gefühl. Ich stand auf, ging rasch zu der Stelle, an der ich meine Handtasche hatte fallen lassen, zog den Elfenbein-Schakal heraus und kehrte zu meinem Platz auf der Couch zurück. Eine ganze Weile saßen Dr. Kellerman und ich nur da und starrten ihn an. »Rufen Sie die Polizei, Lydia«, riet er mir schließlich. »Nein«, widersprach ich, noch bevor ich überhaupt nachgedacht hatte, »das ist kein Fall für die Polizei. Sie würde weder Fingerabdrücke noch sonstige Anhaltspunkte finden. Das wissen Sie doch. Wem sollte sie denn nachjagen?«
    »Immerhin wurde in Ihre Wohnung eingebrochen, und es wurde etwas entwendet.«
    »Ach, Dr. Kellerman, seien Sie vernünftig. Was könnte die Polizei schon für mich tun? Etwa diese verbeulte alte Schachtel ausfindig machen und mir zurückgeben? Soll ich den Beamten sagen, daß die Schachtel das einzige war, was gestohlen wurde, und daß ich sie zurückhaben will? Nein, nicht die Polizei.« Ich rollte den Schakal zwischen meinen Fingerspitzen hin und her. Er fühlte sich kühl und glatt an. Das Gesicht des Tieres wirkte irgendwie schaurig. Es hatte die Lefzen zurückgezogen und schien höhnisch zu grinsen, während die großen Augen wie Menschenaugen anmuteten. Die Ohren waren ungewöhnlich lang und spitz und verliehen dem Schakal ein teuflisches Aussehen. Es war wirklich ein merkwürdiger Gegenstand. »Nun, der Schakal ist massiv, keine Hohlräume«, stellte ich fest. »Somit können wir davon ausgehen, daß wir es nicht mit raffinierten Juwelendieben zu tun haben.« Ich sagte das in scherzhaftem Ton, aber es war mein voller Ernst. Ich faßte jedes nur erdenkliche Motiv ins Auge. »Ich will wissen, warum sie hinter ihm her sind. Die ganze Sache gefällt mir überhaupt nicht, und sie kam für mich so völlig überraschend. Ich weiß gar nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll. Rätsel und Überraschungen sind mir etwas höchst Ungewohntes. Ich lebe in einer wohlgeordneten Welt, wo Probleme auf wissenschaftliche Art gelöst werden. Doch ich spüre, daß sich seit dem Telefonanruf meiner Schwester mein Leben verändert hat. Dann kam ein Päckchen mit der Post, das ein eigenartiges ›Geschenk‹ enthielt, dem jedoch keine Erklärung beigefügt war. Und jetzt…« – Ich streckte meine Hand aus und deutete um mich herum – »… und jetzt auch noch das hier. Welche Bedeutung diesem Schakal auch zukommen mag, irgend jemandem muß verdammt viel daran gelegen sein. Und ich will den Grund dafür herausfinden, weil es mein Schakal ist und weil es meine Wohnung ist, die widerrechtlich betreten wurde. Ich frage mich nur…« – verwirrt und ungeduldig schweifte ich erneut ab – »… ob er wohl viel Geld einbringen würde? Sie sagten doch, er könnte wertvoll sein, wenn er echt wäre.«
    »Ja, aber so viel auch wieder nicht. Bedenken Sie: eine Figur aus einem ganzen Spiel!« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist ein Sammler dahinter her. Aber niemand würde deswegen in Ihre Wohnung einbrechen…«
    »…und dann bloß die Verpackung stehlen!« ergänzte ich. »Das ist das Verwirrende daran. Was hat es nur mit diesem Ding auf sich?« Ich hielt es hoch ins Licht, als ob das Elfenbein durchsichtig wäre und die Antworten in seinem Innern lägen. »Es gab noch weitere Exemplare, sagen Sie?«
    »Im alten Ägypten, ja, aber heute, ich glaube nicht…«
    »Wenn es so wäre, Dr. Kellerman, wenn dieser Schakal der einzige existierende wäre, hätte er dann einen großen Wert?« Er zuckte die Achseln. »Möglicherweise. Aber schließlich wissen wir ja sicher, daß er nicht der einzige ist.«
    »Natürlich. Die Abbildung in Ihrem Buch. Es gibt noch andere. Warum dann ausgerechnet dieser? Es sei denn…« Ein Gedanke begann allmählich Gestalt anzunehmen. »Es sei denn, jemand versucht, einen vollständigen Figurensatz von diesem Spiel zusammenzubekommen, und bräuchte noch den letzten Schakal, um ihn komplett zu haben. Wäre ein vollständiger Satz dieser Figuren wertvoll? Die Hunde und die Schakale zusammen?«
    »Unbezahlbar, könnte ich mir vorstellen.«
    »Gut. Nehmen wir einmal an, jemand hätte schon fast einen ganzen Satz beisammen, den er vielleicht über Jahre hinweg zusammengetragen hat, und bräuchte jetzt nur noch eine oder zwei weitere Figuren. Dann wäre mein Schakal für diese Person doch wertvoll. Die Begierde könnte sie sogar dazu treiben, ihn mir zu
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