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Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Titel: Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Autoren: Sönke Brandschwert
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abzulehnen war der Mundpropaganda nicht besonders zuträglich. Es gehörte einfach dazu. Meistens waren das die leichtesten Jobs, die für Sam keine große Herausforderung darstellten. Sie hoffte, dass es bald mal wieder einen größeren Fall geben würde, bei dem sie alle Register ziehen musste, um erfolgreich zu sein. Dann würde sie sich mal wieder einen tollen Urlaub gönnen und dabei nicht auf den Cent sehen.

5 | Deborah
     
    Jan stand völlig aufgelöst vor der Tür. Eine halbe Stunde vorher hatte er Sam angerufen und gefragt, ob er kurzfristig vorbeikommen dürfte. Seine roten Augen und das aschfahle Gesicht zeugten von seinem schlimmen Zustand. Er schien seit einer Ewigkeit nicht geschlafen zu haben. Der Blick kam Sam flackernd und wirr vor.
    „Hallo, Jan. Wie es dir geht, brauche ich wohl nicht zu fragen.“ Dabei nahm sie ihn in den Arm und küsste ihn auf die Wange. Er erwiderte den Kuss, schluchzte kurz tränenlos, fing sich aber sofort wieder und befreite sich aus ihren Armen.
    Während er die Tür hinter sich schloss, sagte er: „Ich muss dir etwas zeigen. Lass' uns an deinen PC gehen.“ Er redete schnell, fast hektisch. Seine Stimme war lauter als gewöhnlich.
    „Okay“, antwortete sie. „Sollen wir erst etwas trinken?“, fragte sie, obwohl sie erkannte, dass er offenbar keine Zeit verlieren wollte.
    "Nein", kam rasch die Antwort. "Nein, ich möchte nichts trinken. Ich muss dir etwas zeigen. Du musst das selbst sehen, sonst glaubst du es nicht."
    Selten hatte Sam einen Menschen so überdreht und aufgeregt gesehen. Was war nur passiert? Sie traute sich gar nicht zu fragen, ob es etwas Neues von Deborah gab. Die Brasilianerin war seit gut zwei Wochen wie vom Erdboden verschluckt.
    Mit großen Schritten stürmte er los und steuerte eine Tür an. Dabei hatte er offenbar vergessen, dass Sam ein wenig umgeräumt hatte. Das Arbeitszimmer für ihre Detektei war in das obere Stockwerk gewandert. Noch bevor Sam etwas sagen konnte, öffnete Jan nun die Tür zu einer anderen Art von Arbeitszimmer. Als wäre er gegen eine Wand gelaufen, blieb er stehen, gab ein knappes „Oh Gott!“ von sich, machte kehrt, schloss die Tür hinter sich, und wandte sich dann der Treppe zu, ohne noch ein weiteres Wort darüber zu verlieren.
    Er musste wirklich etwas Außergewöhnliches wollen, wenn er den Anblick ihres Studios einfach so hinnahm, ohne in ein ausschweifendes Gezeter auszubrechen, mit üblen Vorwürfen, dass sie ihn nicht davon abgehalten hatte, in das Zimmer zu schauen. Es war in all den Jahren erst dreimal vorgekommen, dass sich sein Blick zu all den abstrusen Dingen verirrt hatte. Jedes Mal hatte Sam sich vor Lachen ausgeschüttet, weil er so ein Drama daraus gemacht hatte.
    Beim nächsten Versuch fand er zielsicher das Büro, zumal es im oberen Stockwerk in den Flur integriert war. Ohne sie zu fragen setzte er sich an den Rechner und öffnete den Internetbrowser.
    Seine zitternden Finger flogen über die Tastatur wie flinke Spinnenbeinchen, und kurz darauf öffnete sich eine Web-Seite, die Sam schnell als ein Dating-und Partnersuchportal identifizierte. Noch immer erschloss sich ihr nicht, warum Jan so aus der Fassung war. Erneut tippte er mit traumwandlerischer Sicherheit ein paar Dinge in irgendwelche Felder, klickte noch zweimal auf verschiedene Schaltflächen, dann erschien der Stein des Anstoßes.
    „Da, guck dir das an!“, forderte er sie unnötigerweise auf. Dabei drehte er sich zu ihr.
    Sam blieb mit offenem Mund hinter ihm stehen. Ungläubigen Blickes starrte sie auf den Bildschirm, von dem sie eine strahlende Deborah anlächelte.
    „Das glaube ich nicht“, flüsterte Sam.
    „Ja, ich auch nicht“, pflichtete ihr Jan bei. „Ich sehe es, und glaube es trotzdem nicht. Aber es wird ja noch toller!“ Er klickte auf eine Schaltfläche, die mehr Details zu der Person versprach. Es öffnete sich ein weiteres Fenster. „Siehst du, seit wann sie Mitglied ist?“, rief er. „Sag mir bitte, dass ich mir das einbilde!“
    Das Datum lag dreieinhalb Monate zurück. Sams Blick wanderte zu einem Textfeld, in dem der Partnersuchende beliebige Worte an einen potentiellen Interessenten richten konnte. Der erste Teil war in Portugiesisch verfasst und Sam verstand kein Wort. Dann kam ein Satz in schlechtem Deutsch: „Brasilien frau suchen deutschland mann, haben sexy körper 34 jahre junger schaut.“
    Dann folgte ein weiterer Absatz in der fremden Sprache.
    „Verstehst du jetzt, was sie getan hat?“,
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