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Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Titel: Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013
Autoren: Jan Puhl (Vorwort)
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2012 schwarze Polizisten protestierende schwarze Arbeiter in der Marikana-Mine zusammenschossen. Das Gemetzel mit 36 Toten weckte Erinnerungen an die Massaker des Apartheid-Regimes. Bis jetzt hat die von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission nicht geklärt, wie es zu dem Blutvergießen kommen konnte.
    Heute gilt das Kürzel ANC als Synonym für schlechte Amtsführung, für Vetternwirtschaft, Inkompetenz, Bestechlichkeit. Besonders innerhalb der „born free“-Generation - unter jenen jungen Menschen also, die die Zeit der Rassentrennung nicht miterlebt haben - verblasst der historische Nimbus des Sieges über die weißen Buren.
    Mandelas Nachfolger als Präsident, Jacob Zuma, steht wie kaum ein anderer für das neue, schlechte Image des ANC: Seine Privatvilla ließ er mit Hubschrauberlandeplatz, Tennis-Courts und anderem Luxus ausstatten, für umgerechnet bis zu 25 Millionen Euro aus Steuergeldern.
    Schon vor seinem Amtsantritt stand Zuma, der einst mit Mandela auf Robben Island in Haft gesessen hatte, wegen Vergewaltigung vor Gericht. Ein Korruptionsverfahren wurde gerade noch rechtzeitig vor der Wahl eingestellt. Schlagzeilen machte auch Zumas Empfehlung, dass man nach dem Geschlechtsverkehr nur heiß duschen müsse, um einer HIV-Infektion vorzubeugen.
    Trotz allem wählte der ANC Zuma vor einem Jahr mit großer Mehrheit wieder zum Vorsitzenden. Damit ist ihm eine zweite Amtszeit auch als Präsident des Landes praktisch sicher. Innerparteiliche Gegner wie den Vizepräsidenten Kgalema Motlanthe hat Zuma kaltgestellt, seine Gefolgsleute beherrschen den Sicherheitsapparat und wichtige Stellen in der Justiz.
    Bis heute hat der Nationalkongress den Sprung in die moderne Demokratie nicht geschafft, er agiert immer noch wie eine konspirative Kampforganisation: Nach außen demonstriert er Einheit, im Innern kennt die Partei keinen offenen Wettstreit der Argumente. Wer auf Wahllisten landet, wer ein lukratives Amt erhält - all das kungeln die Parteioberen aus.
    ANC-Leute haben sich Schlüsselpositionen im Staatsapparat und vor allem in der Wirtschaft gesichert. Das ANC-Programm des „Black Economic Empowerment“ war einst dafür gedacht, den Schwarzen Teilhabe am nationalen Reichtum zu sichern. Wo immer beispielsweise Schürflizenzen oder öffentliche Aufträge zu vergeben waren, sollten Firmen von Schwarzen bevorzugt werden. Doch in Wirklichkeit wurde dadurch eine kleine Schicht treuer Parteigänger unermesslich reich. In manchen Provinzen würden mehr als 70 Prozent der öffentlichen Aufträge von ANC-Politikern an Verwandte oder Freunde vergeben, schätzen Experten.
    Immer wieder decken Zeitungen neue Skandale auf. Deshalb brachte der ANC unlängst ein Gesetz „zum Schutz staatlicher Informationen“ durch das Parlament. Dessen Paragrafen sind so elastisch gestaltet, dass kritische Berichterstattung damit unmöglich gemacht werden kann. Aus Protest erschienen Zeitungen wie der eigentlich loyale „Sowetan“ mit geschwärzten Seiten. Das Gesetz wurde daraufhin wenigstens teilweise entschärft.
    Eine Schmach wurde der Regierungspartei im März in der Zentralafrikanischen Republik beigebracht, als Rebellen dort den korrupten Präsidenten François Bozizé stürzten: Auf dem Weg zu dessen Palast töteten sie 13 südafrikanische Soldaten. Eine Tragödie, aber auch ein Skandal - denn was hatten Südafrikas Kämpfer dort zu suchen?
    Die Soldaten seien auf einer Ausbildungsmission gewesen, hieß es offiziell vom ANC. Im Übrigen solle es die Presse unterlassen, „auf die Gräber der toten Soldaten zu urinieren“ - etwa indem sie spekuliere, ob der ANC die Männer nicht doch eher entsandt haben könnte, um die Geschäftsinteressen einiger schwarzer Unternehmer in dem rohstoffreichen Land zu sichern.
    Noch gewinnt der ANC trotz solcher Vorwürfe landesweite Wahlen, doch kann er sich seiner Mehrheiten immer weniger sicher sein: Die Demokratische Allianz unter Führung der Weißen Helen Zille hat ihm die Provinz um Kapstadt bereits abgejagt.
    Mamphela Ramphele, eine populäre Armenärztin, hat angekündigt, 2014 mit der neuen Formation Agang - „Wir bauen auf“ - gegen den ANC antreten zu wollen. Die 65-Jährige war einst die Freundin des Anti-Apartheid-Aktivisten Steve Biko. 1977 hatten Polizisten Biko totgeprügelt - und damit die ganze Welt gegen die rassistische Diktatur Südafrikas aufgebracht.
    „Die Großartigkeit unserer Gesellschaft wird von massivem Regierungsversagen untergraben“, sagt Ramphele:
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