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Spanischer Wein

Spanischer Wein

Titel: Spanischer Wein
Autoren: Mary Lyons
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ich weiß, Onkel. Und mir ist klar, dass du nur mein Bestes willst."
    „Na, ich hoffe, du bist so vernünftig, dich nicht mit Carlotta einzulassen", sagte der alte Mann leise. „Deine Cousine sieht vielleicht gut aus, aber sie wird dir wahrscheinlich nur Schwierigkeiten machen." Die verschlossene Miene seines Neffen bewies ihm, dass er zu weit gegangen war.
    „Danke für den Rat", erwiderte Antonio eisig. „Allerdings muss ich dir mitteilen, dass ich durchaus in der Lage bin, selbst über mein Privatleben zu bestimmen."
    „Na ja ..." Sein Onkel zuckte die Schultern. „Ich war vielleicht ein bisschen durcheinander ..."
    Antonio lachte grimmig. „Das kann man wohl sagen. Eine reiche Frau zu suchen steht momentan jedenfalls nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste."
    „Trotzdem wünschte ich ..."
    „Ich bin vielmehr daran interessiert, neue Verträge abzuschließen", wechselte Antonio energisch das Thema. „Insbesondere würde ich gern unsere eigene Sherrymarke in Supermärkten in Frankreich, Deutschland und Italien vertreiben. Außerdem möchte ich mehr geschäftliche Kontakte in Nordamerika knüpfen." Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    „Deswegen muss ich jetzt weiterarbeiten. Morgen mache ich eine kurze Geschäftsreise durch Europa." Er stand auf und ging zur Tür.
    „Leider kann ich es mir nicht leisten, länger als eine Woche wegzubleiben. Aber wenn ich mit den Leuten handelseinig werde, werden wir eine Atempause haben. Außerdem werde ich weiter im Voraus planen können."
    „Du hast Amerika erwähnt. Was ist mit den Supermärkten in Großbritannien?"
    Die Hand auf dem Türknauf, drehte Antonio sich langsam um. Er runzelte die Stirn.
    „Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, nach London zu fliegen. Aber jetzt sieht es so aus, als müsste ich es. Ich mache mir allmählich Sorgen wegen einer großen Sendung eines unserer besten Weine, die vor über einem Monat an Brandon's of Fall Mall in England gegangen ist."
    „Und was ist das Problem?"
    „Ich weiß nicht", räumte Antonio ein. „Es sieht so aus, als wäre sie verloren gegangen. In den letzten beiden Tagen habe ich zahlreiche Telefonate geführt, um herauszufinden, wo sie geblieben sein könnte - bisher leider ohne Erfolg."
    „Eine so große Sendung müsste doch leicht zu finden sein."
    „Genau das habe ich diesen englischen Weinhändlern auch gesagt!" Antonio lachte spöttisch. „Ich weiß, dass Sir Robert Brandon ein alter Freund von dir ist, Onkel, aber es sieht so aus, als würden seine Geschäftsmethoden noch aus dem neunze hnten Jahrhundert stammen."
    „Du betrachtest Sir Robert und mich vielleicht als Dinosaurier", konterte sein Onkel,
    „aber wenn du nach England fliegst, könntest du deine Probleme mit ihm besprechen.
    Schließlich ist er einer der cleversten Geschäftsmänner in der Weinbranche."
    „Hm ... Ich überlege es mir", sagte Antonio, als er sich wieder abwandte, um die Tür zu öffnen. „Pass auf dich auf, Onkel. Nächsten Montag müsste ich wieder im Büro sein", fügte er lächelnd hinzu, bevor er den Raum verließ.
    Als er den Flur entlangging, empfand er Mitleid mit seinem Onkel, der nun an den Rollstuhl gefesselt war. Tatsache war jedoch, dass es nicht so schlecht um das Familienunternehmen bestellt gewesen wäre, wenn sein Onkel die Leitung gleich abgegeben hätte, nachdem er von seiner Herzkrankheit erfahren hatte. Leider hatte der alte Mann nicht auf den Rat seines Arztes gehört.
    Er, Antonio, war daher gezwungen gewesen, seinen Beruf als Anwalt für internationales Steuerrecht, dem er in Madrid mit großem Erfolg nachgegangen war, aufzugeben und die Firma von einem Tag auf den anderen zu übernehmen. Bei seiner Rückkehr nach Jerez hatte er sich mit diversen schwerwiegenden Proble men konfrontiert gesehen.
    Vor allem muss das Unternehmen modernisiert werden, sagte er sich grimmig, als er das Haus seines Onkels verließ und im Schatten der Olivenbäume zu seinem Sportwagen ging.
    Die Familie Ramirez besaß ausgedehnte Weinberge und produzierte einige der besten Sherrysorten in Spanien, doch sein Onkel hatte offenbar noch nicht einmal von Computern oder dem Internet gehört. Und da er auch wenig von Büroarbeit gehalten hatte, gab es so gut wie keine Unterlagen.
    Mit etwas Glück müsste ich die meisten Probleme heute Nachmittag mit meinen Finanzberatern lösen, überlegte Antonio, bevor er den Motor anließ. Je eher er damit anfangen konnte, das Familienunternehmen zu modernisieren, desto
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