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Spanischer Wein

Spanischer Wein

Titel: Spanischer Wein
Autoren: Mary Lyons
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Brandon's of Fall Mall war mittlerweile einer der ältesten und erfolgreichsten Weinhändler im Land.
    Außerdem verfügte die Familie über ständig wachsenden Grundbesitz, unter anderem über mehrere große Gebäude in einer der teuersten Gegenden Londons.
    Die Firma war immer von den Vätern an die Söhne weitervererbt worden, doch die Tradition war nicht fortgesetzt worden, als ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen waren. Sie, Gina, war damals noch ein kleines Kind gewesen. Da ihr Vater keine Geschwister gehabt hatte, war sie bei ihren Großeltern aufgewachsen, und zwar in dem Bewusstsein, dass sie die Alleinerbin des Familienunternehmens war.
    Leider schienen ihre zunehmend verzweifelteren Gebete, dass ihr Großvater noch viele Jahre am Ruder sein möge, nicht erhört zu werden. Er hatte den Tod ihrer geliebten Großmutter vor fünf Jahren nie richtig verwunden und schien mit jedem Tag zerbrechlicher zu werden. Und ihr graute davor, die Geschäftsleitung in naher Zukunft übernehmen zu müssen.
    Andererseits hatte ihr Großvater alles getan, um ihr das nötige Rüstzeug mitzugeben.
    Er war erfreut gewesen, als sie eine gute „Nase" entwickelt hatte, und entzückt, als sie die Winzerprüfung bestanden hatte. Und mit ihrer kürzlichen Ernennung zur Leiterin des Geschäfts und Lagers in Ipswich sammelte sie nun praktische Erfahrungen.
    Es änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sie erst sechsundzwanzig war. Und zwischen der Leitung einer kleinen Filiale und der eines internationalen Unternehmens lagen Welten.
    Es würde sich zeigen, was die Zukunft brachte. In der Zwischenzeit musste sie, Gina, versuchen, ihre kurze Beziehung mit Antonio Ramirez zu vergessen, und sich auf die Suche nach der verloren gegangenen Lieferung machen.
    Das war jedoch leichter gesagt als getan. Vier Tage später wusste Gina immer noch nicht, wohin die Lieferung gegangen war. In Suffolk war sie jedenfalls nicht gelandet, denn sie hatte alles mehrfach überprüft.
    Leider sah es so aus, als hätte die Neuigkeit über Antonio Ra mirez bewirkt, dass sie wieder von jenem schrecklichen Traum heimgesucht wurde ... dem Albtraum, der ihr das Leben einige Jahre nach der Begegnung mit ihm zur Hölle gemacht hatte. In den letzten Nächten war sie mehrfach schweißgebadet und zitternd vor Scham aus dem Schlaf geschreckt.
    Sie hatte wirklich ihr Bestes getan, um die Erinnerungen an jene Zeit zu begraben, als sie offenbar viel zu jung und unschuldig gewesen war, um zu verstehen, wie grausam das Leben sein konnte. Umso mehr ärgerte Gina sich über die Erkenntnis, dass Antonio die ganze Zeit in ihrem Unterbewusstsein herumgespukt hatte und lediglich die Erwähnung seines Namens jene unliebsamen Erinnerungen wieder hatte wach werden lassen.
    Und das war völlig verrückt, denn sie war längst darüber hinweg. Es ist lächerlich, sich so in diese Sache hineinzusteigern, schalt sie sich wütend. Sie wusste, dass die Träume irgendwann verschwinden würden und sie ihr normales, ruhiges Leben weiterleben konnte.
    Am Donnerstagvormittag riss das Klingeln des Telefons Gina aus ihren Gedanken.
    „Hallo, Grandpa ... Ja, alles bestens", versicherte sie schnell. „Nein, tut mir Leid. Es gibt keine Spur von der Lieferung. Ich bin alle Unterlagen hier durchgegangen und habe nichts gefunden."
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr, denn ein Vertreter von Ramirez besteht darauf, den Lagerbestand zu überprüfen", ließ sich die durchdringende Stimme ihres Großvaters vernehmen.
    „Das ist absolute Zeitverschwendung", konterte Gina. „Ich weiß, dass sie hier nicht angekommen ist. Eine Lieferung in der Größenordnung wäre uns wohl kaum entgangen, oder?"
    „Jedenfalls sitzt Antonio Ramirez hier in London in meinem Vorzimmer ..."
    „Was?"
    „... und er müsste entweder am Spätnachmittag oder am frühen Abend bei dir eintreffen."
    „Aber ... dann ist das Büro längst geschlossen." Unwillkür lich verstärkte sie den Griff um den Hörer. „Was für einen Sinn hat es denn, wenn er herkommt?"
    „Also wirklich, Gina!" protestierte ihr Großvater. „Ich kann mich doch darauf verlassen, dass du Don Antonio höflich behandelst, oder?"
    „Ja ... ja, natürlich. Entschuldigung", erwiderte sie leise. Plötzlich zitterte sie am ganzen Körper. „Ach, du meine Güte!" fuhr sie dann fort. „Wenn er so spät kommt, reserviere ich ihm am besten ein Hotelzimmer. Vielleicht im Hintlesham Hall? Das Essen dort ist hervorragend, und
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