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Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich
Autoren: K. H. Scheer
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nicht in­fol­ge Strom­man­gels. Er weiß, daß er noch min­des­tens einen Li­ter Flüs­sig­keit im Tank hat, aber er kann sie we­der trin­ken noch sorgt die Au­to­ma­tik für die not­wen­di­ge Feuch­tig­keits­an­rei­che­rung sei­ner Atem­luft. Sie ist zun­der­tro­cken. Wis­sen Sie ei­gent­lich, wie das die Atem­we­ge be­las­tet? Man glaubt, glü­hen­de Na­deln ein­zusau­gen. Ma­chen Sie Schluß, Sku­pin. Der Mann wird mor­gen ge­braucht.«
    Sku­pin schi­en nicht zu­zu­hö­ren.
    »Okay, er hat den Schal­ter zwan­zig­mal be­rührt. Warum springt sein No­t­ag­gre­gat nicht an? Wir ha­ben es sorg­fäl­tig über­prüft. Es funk­tio­niert al­les. Le­dig­lich die Kli­ma­an­la­ge und sei­ne Was­ser­för­der­pum­pe ste­hen still. Sonst hat er al­les, was er zum Le­ben be­nö­tigt. Warum, zum Teu­fel, be­greift er nicht, daß der Schal­ter zer­bro­chen ist? Es ge­sch­ah, als er vor et­wa zwei Stun­den den Steil­hang hin­a­b­rutsch­te. Das muß er be­mer­ken! Sir, bei mir wä­re der Mann längst durch­ge­fal­len. Es tut mir leid, aber ich bin hier, um die Ein­satz­schat­ten der GWA auf Herz und Nie­ren zu prü­fen. Oder glau­ben Sie, es wür­de mir Spaß ma­chen, den Qua­len an­de­rer Leu­te zu­zu­se­hen?«
    »Fast könn­te man den Ein­druck ge­win­nen.«
    »Der ist falsch. Kon­nat, ich hat­te Sie vor sie­ben Jah­ren hier. Sie ge­hö­ren zu den we­ni­gen Schat­ten, die un­ser Test­pro­gramm gut durch­lau­fen ha­ben. Und Nor­mans? Er ver­sagt, nur weil er nicht be­greift, daß der Schal­ter sei­ner Not­strom­ver­sor­gung un­brauch­bar wur­de.«
    »Sie kön­nen von ei­nem fast be­wußt­lo­sen Mann nicht er­war­ten, daß er noch auf die rich­ti­ge Idee kommt.«
    »Ach was«, wehr­te Sku­pin un­wirsch ab. Blin­zelnd schau­te er zur Son­ne em­por. Sie stand im Ze­nit.
    »Sir, ich bre­che den Test so­fort ab, wenn Sie mir ei­ne auf­rich­ti­ge Aus­kunft ge­ben.«
    Ich wuß­te, wor­auf er hin­aus­woll­te.
    »Und …?«
    Er grins­te mich lust­los an und griff zur Was­ser­fla­sche. Wei­ter vorn, am Steil­hang, kroch Mor­ris J. Nor­mans mil­li­me­ter­wei­se wei­ter. Er gab nicht auf.
    »Der Kna­be ist ein Bul­le mit dem Kreis­lauf ei­nes Ro­bo­ters«, stell­te Sku­pin fest. »Als wir be­gan­nen, hat­te er noch ein Ki­lo­gramm Fett zu­viel auf den Rip­pen. Das krie­gen wir heu­te ’run­ter! Da­nach gleicht er ei­nem Apoll. Aber das woll­te ich nicht sa­gen.«
    Er grins­te mich er­neut an und mus­ter­te mich von oben bis un ten. Ich lausch­te be­un­ru­higt auf die schwe­ren Atem­zü­ge des Prüf­lings.
    »Was woll­ten Sie sa­gen, Sie Schin­der?«
    »Ei­ne ehr­li­che Aus­kunft, klar? Nor­mans muß ge­nau das kön­nen, was Sie eben­falls kön­nen. Al­so: Wenn Sie an sei­ner Stel­le wä­ren und wenn Ihr großes Strom­ag­gre­gat aus­ge­setzt hät­te, was wä­re Ih­re ers­te Maß­nah­me ge­we­sen? Wir neh­men an, daß wir uns auf dem Mond be­fin­den. Den Helm hät­ten Sie nicht öff­nen und freund­lich lä­chelnd um Ver­zei­hung bit­ten kön­nen. Nun?«
    »Den Not­schal­ter drücken. Das hat er auch ge­tan.«
    »Si­cher! Und fest­ge­stellt, daß sei­ne Re­ser­ve-Speicher­bank nicht an­sprang. Da hat­te er noch Kraft ge­nug. Er drück­te noch zwan­zig­mal und mehr, wur­de im­mer schwä­cher, und jetzt baut er gleich ab. Was hät­ten Sie ge­tan? Kon­nat, das muß ich wis­sen! Es geht nicht nur um einen schrift­li­chen Be­richt.«
    Ich ahn­te, daß Nor­mans die schwers­te Prü­fung sei­nes Le­bens ver­lo­ren hat­te. Zehn Mo­na­te lang hat­te er stu­diert. Tag und Nacht hat­te er vor den Be­trach­tern ge­ses­sen, über fünf­zig plas­ti­sche Ope­ra­tio­nen er­dul­det und ne­ben­bei ein Trai­nings­pro­gramm ab­sol­viert, das ei­nem Hoch­leis­tungs­sport­ler zur Eh­re ge­reicht hät­te.
    Die­ser Mann war in je­der Be­zie­hung top­fit ge­we­sen, bis er Sku­pin in die Hän­de ge­fal­len war. Er hat­te den Jun­gen zer­bro­chen. Ich hoff­te, daß er es nur psy­chisch ge­schafft hat­te.
    »Sir, was hät­ten Sie beim Nicht­an­sprin­gen des No­t­ag­gre­ga­tes ge­tan?« dräng­te er. »Ich muß es wis­sen! Nor­mans muß den letz­ten Schliff er­hal­ten. Wenn ihm im Ernst­fall ein sol­cher
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