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Soul Screamers: Sophie (German Edition)

Soul Screamers: Sophie (German Edition)

Titel: Soul Screamers: Sophie (German Edition)
Autoren: Rachel Vincent
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wieder auf – und damit kehrten die Schmerzen zurück. Doch es hatte sich gelohnt: Eine Minute später wurden die Schritte hinter mir durch ein unheimliches Schmatzen und Knacken ersetzt. Mein Verfolger fraß das Gras, an dem mein Blut klebte.
    Ich schauderte, unterdrückte aber weiter den Drang, mich umzudrehen.
    Als ich das Schulgebäude erreichte, wusste ich, dass ich von mehr als nur dem Ding beobachtet wurde, das angehalten hatte, um mein Blut zu verspeisen. Ich konnte sie überall um mich herum spüren. Einige versteckten sich hinter oder in Gebäuden, andere liefen frei herum. Ich hätte nur den Kopf drehen müssen, um sie zu sehen, aber eine Konfrontation zu erzwingen war sinnlos, solange sie zuließen, dass ich mich frei bewegte. Also beschloss ich, so lange weiterzulaufen, wie sie mich ließen, und mich nur mit Hindernissen auseinanderzusetzen, die mir den Weg versperrten.
    Als ich am Haupteingang vorbeikam, brannte mein Magen vor Nervosität. Ich versuchte, nicht auf die zersplitterten Glastüren und Fenster zu achten oder mich zu fragen, was sie wohl zerstört hatte. Ich wollte weder die Ranken sehen, die sich über und um die Stufen schlängelten und von den Betonsimsen herabhingen, noch wollte ich die trockenen Kratzgeräusche hören, mit denen sie übereinander herglitten.
    Der Himmel war noch dunkler geworden, was Segen und Fluch zugleich war. Mit nichts als dem rötlichen Licht des scharlachroten Halbmonds, der am Horizont hing, hätte ich nicht mal deutlich sehen können, was vor mir stand, wenn es direkt vor mir aus dem Gebüsch gesprungen und „Buh!“ gesagt hätte. Getreu dem Motto „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ war ich während meines Aufenthalts hier in der Unterwelt gern dazu bereit, vor Kälte mit den Zähnen zu klappern.
    An der Gebäudeecke wandte ich mich nach links und verließ den Gehweg, um über den Pausenhof zum Eingang der Cafeteria zu gelangen. Genau hier waren Luca und ich von dem Hellion erwischt worden, aber alle anderen Wege zur Cafeteria bedeuteten, dass ich durch die Schule laufen und mich durch das Rankengewirr schlagen musste, und zwar im Dunkeln.
    Hastig überquerte ich das Gras und versuchte dabei, nicht nur die Schritte zu ignorieren, die mir folgten, sondern auch die Tatsache, dass sie so schleppend klangen, dass sie eigentlich gar nicht als Schritte durchgingen. Ich wollte gar nicht wissen, was das möglicherweise bedeutete.
    Während ich mich der Gebäudeecke näherte, gesellte sich ein neues Geräusch zu den übrigen, eins, das meine Nervenenden vor Nervosität prickeln ließ, sodass sich die kleinen Härchen auf meinen Armen aufrichteten: Schritte knirschten durchs Gras, doch diese hier kamen vom Pausenhof, aus der linken vorderen Ecke. Der Hellion? Vor ihm wegzulaufen, würde nichts nutzen, weil er offenbar überall erscheinen konnte, wo er wollte. Und wenn er herausgefunden hatte, dass ich dem Klettergerüstkäfig entkommen war, würde er dieses Mal einen besseren Ort finden, um mich festzuhalten.
    Oder mich vielleicht einfach gleich fressen.
    Ich blieb stehen und drückte mich mit dem Rücken gegen die Ziegelmauer. Plötzlich fragte ich mich, ob meine „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“-Philosophie nicht vielleicht von Anfang an ein Fehler gewesen war. Hätte ich gewusst, was hinter mir her war, wäre ich vielleicht besser für einen Kampf gewappnet gewesen. Oder fürs Wegrennen, schließlich hatte ich noch nie in meinem Leben wirklich gekämpft. Oder fürs Verstecken, falls Wegrennen keine Option war. Oder …
    Die Schritte kamen näher, und ein langer Schatten fiel aufs Gras, ein tintenschwarzer Umriss im Dunkel der Dämmerung. Logik und Angst fochten eine erbitterte Schlacht in mir, die keiner gewinnen konnte, und ich hasste mich selbst für meine Unentschiedenheit. Ich schloss die Augen. War das hier wirklich alles, was ich auf Lager hatte? Die Augen schließen, mich im Schatten verstecken und mir wünschen, dass sich der Bösewicht ein anderes Opfer suchte?
    Ich wollte so mutig sein, mich dem zu stellen, was auch immer da war, um mich umzubringen. Aber wem wollte ich hier etwas vormachen? Ich hatte nicht mal den Mumm gehabt, Laura – meine beste Freundin – zu verteidigen, als Peyton angefangen hatte, auf ihr herumzuhacken. Also was würde ich schon gegen ein richtiges Monster ausrichten können?
    Die Schritte kamen näher. Vor Angst presste ich die Zähne fest aufeinander. Ich würde hinsehen. Diesmal würde ich stark
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