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Soul Screamers: Sophie (German Edition)

Soul Screamers: Sophie (German Edition)

Titel: Soul Screamers: Sophie (German Edition)
Autoren: Rachel Vincent
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flach die Hand aus. Dann rammte ich die Hand gegen das scharfkantige, vorstehende Stück Metall, an dem ich mich vorhin geschnitten hatte. Ein scharfer Schmerz biss in meinen Handballen unterhalb des Daumens. Ich schnappte nach Luft und schloss für eine Sekunde die Augen, mehr Zeit hatte ich nicht. Die Ranken konnten das frische Blut riechen – oder spüren? –, und das Glitschen überall um mich herum wurde noch ein bisschen eifriger.
    Mit zusammengekniffenen Augen drückte ich meine Hand nach unten und stöhnte vor Schmerz auf, als das Metall durch meine Haut fuhr und eine ausgefranste, gut einen Zentimeter tiefe Fleischwunde verursachte. Als ich die Hand zurückzog, musste ich mir auf die Zunge beißen, um meine Schmerzensschreie zu ersticken. Ich wusste ja nicht, was für Monster mich da draußen hören würden und selbst einen Bissen von dem Festmahl würden haben wollen, über das der Crimson Creeper so gierig herfiel.
    Ich atmete gegen den Schmerz an und robbte auf Knien die zwei Meter zu der Lücke im Metallgitter, die inzwischen sogar noch ein bisschen größer geworden war. Vorsichtig, damit ich nicht die Ranken berührte, die sich nach wie vor langsam um die Streben wanden, schob ich meine verletzte Hand durch die Lücke und öffnete und schloss ein paarmal hintereinander meine Faust, um das Blut zum Fließen zu bringen. Fasziniert beobachtete ich, wie es etwa einen Fuß von meinem Käfig entfernt auf den Boden tropfte.
    Als sich weitere Ranken ihren Weg zu meiner neuen Opfergabe bahnten, entdeckte ich ganz in der Nähe eine weitere Lücke – überall öffneten sich jetzt nach und nach kleinere – und schob meine Hand durch sie hindurch, um eine weitere Blutprobe zu hinterlassen. Nicht weit davon entfernt wiederholte ich den Vorgang, und es war eindeutig, dass mein Plan wenigstens theoretisch aufgehen würde.
    Mit rasendem Puls umklammerte ich den Saum meines Shirts mit der Faust, um den Blutstrom zu verlangsamen, und versuchte, den neu aufkeimenden Schmerz zu ignorieren. Stattdessen beobachtete ich die Seite des Metalldoms, die meinen Blutopfern gegenüberlag. Die Lücken zwischen den Ranken wurden immer größer.
    Nach ein paar Minuten, in denen ich den Blick immer wieder zwischen der Rankenmasse hinter mir und dem stetig dünner werdenden Strom vor mir hin und her wandern gelassen hatte, entdeckte ich meine Öffnung. Ein ganzes metallgerahmtes Viereck war völlig frei. Und noch besser: Es befand sich ganz unten am Boden, sodass ich nicht klettern musste.
    Ich holte noch einmal tief Luft und ließ dann mein Shirt los, in der Hoffnung, dass die Blutung mittlerweile so sehr gestillt war, dass ich durch die Streben kriechen konnte, ohne die Ranken zu mir, der Quelle ihres Festmahls, zu locken. Dann legte ich mich auf den Bauch und schob mich vorsichtig durch die Öffnung im Gitter.
    Auf halber Strecke verfing sich etwas in meinem Shirt und zerrte an dem Stoff, und fast wäre ich in Panik ausgebrochen. Es war ein Dorn. Es musste ein Dorn sein. Ich erstarrte und wartete eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Ranke von selbst von mir löste und weiterkroch. Dann schob ich mich hastig und ohne jede Vorsicht weiter. Ich wollte nur noch weg hier. Als ich mich bis zu den Hüften im Freien befand, zog ich die Knie unter und befreite auch meine Füße aus dem Käfig.
    Ich kroch von dem Klettergerüst weg, setzte mich in einigen Metern Entfernung auf den Boden, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme um die Beine.
    Fast eine Minute lang saß ich einfach nur da, atmete heftig und starrte den Käfig an, in dem ich geglaubt hatte, sterben zu müssen. Noch immer glitten und glitschten die Ranken gierig auf die Tropfen zu, die ich für sie geopfert hatte.
    Dann musste ich lächeln. Ich hatte es geschafft. Ich hatte mich befreit, ganz ohne Hilfe. Mein Dad sagte immer, ich sei die Personifizierung jugendlicher Dickköpfigkeit, was wohl bedeuten sollte, dass ich immer meinen Willen durchsetzte. Wer hätte ahnen können, dass sich das eines Tages auszahlen würde?
    Doch ein Blick in Richtung des Himmels mit seinen falschen Farben reichte aus, dass mein Lächeln sofort wieder erstarb. Ich war aus einem Klettergerüst gekrabbelt, aber ich war noch immer weit weg von meiner eigenen, sicheren Welt. Verdammt, ich war noch einen ganzen Block weit weg von Luca – falls er überhaupt noch da war, wo Addison behauptet hatte. Angenommen, dass er überhaupt jemals dort gewesen war. In Anbetracht der kryptischen Rätsel, die
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