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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Autoren: Vincent Rachel
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rothaarigen Mädchens, das ich nicht einmal kannte.
    Allein der Gedanken an sie fachte die Panik erneut an, und die Knie gaben unter mir nach. Emma war so überrascht, dass ich sie beinah mit zu Boden riss, doch Nash fing mich im letzten Moment auf.
    Er hob mich hoch und hielt mich schützend in den Armen, während Emma ihn durch die Hintertür nach draußen zog. Im Vergleich zu der schummrigen Beleuchtung im Club war es in der Seitenstraße stockdunkel. Emma klemmte ihre Kreditkarte zwischen Tür und Rahmen, damit das Schloss nicht einrastete. Während die Musik hier leiser war, erreichte der Lärm in meinem Kopf den absoluten Höhepunkt. Der Schrei, gegen den ich mich noch immer wehrte, zerriss mir fast den Schädel und bohrte sich wie ein Pfeil in mein schweres Herz.
    Nash ließ mich behutsam herunter. Ich war unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, und bekam nur am Rande mit, dass Emma einen zusammenfalteten Pappkarton auf den Boden gelegt hatte, sodass Nash mich darauf setzten konnte.
    „Kaylee?“ Emma kniete auf dem Boden und sprach mit mir. Aber ich war so gefangen in meinen Gedanken, dass ich ihren Worten nicht folgen konnte. Genau genommen war es nur ein einziger Gedanke – nach Aussage meines früheren Therapeuten handelte es sich dabei um eine Wahnvorstellung, die sich mir wie eine unausweichliche Tatsache präsentierte.
    Emmas Gesicht verschwand aus meinem Blickfeld, dann sahich ihre Knie. Ich hörte Nashs Stimme und das Wort „Wasser“.
    Eine Sekunde lang wurde die Musik wieder lauter, dann war Emma verschwunden. Und ich blieb mit dem heißesten Jungen, den ich kannte, zurück. Ausgerechnet er würde meinen Zusammenbruch live miterleben.
    Nash kniete sich neben mich und sah mir in die Augen. Seine Iris schien sich immer noch zu drehen, obwohl es hier draußen keine blinkenden Lichter gab.
    Das musste Einbildung sein. In meiner Verwirrung machte ich Nashs Augen zu einem Teil der Wahnvorstellung, quasi als Ersatz für das rotblonde Mädchen. Das war wohl die Erklärung.
    Ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Ich verlor die Kontrolle, und das Gefühl unbändiger Trauer drohte mich zu erdrücken, Nash hin oder her. Ich konnte kaum atmen. Und obwohl ich meine Lippen wie wild zusammenpresste, entrang sich meiner Kehle ein hoher Klagelaut. Die Welt um mich herum verdunkelte sich, so als hätte jemand einen grauen Schleier über sie gebreitet.
    Nash warf mir einen besorgten Blick zu und setzte sich schließlich direkt neben mich, den Rücken an die Wand gelehnt. Aus den Augenwinkeln sah ich etwas durch die Dunkelheit huschen. Im ersten Moment hielt ich es für eine Ratte oder ein anderes Ungetier, das sich vom Müll des Clubs ernährte. Doch was auch immer ich gesehen hatte, es war größer als ein Nagetier. Und zu verschwommen, um es genau erkennen zu können.
    In dem Augenblick griff Nash nach meiner freien Hand und ließ mich alles vergessen, was ich gesehen hatte. Behutsam strich er mir das Haar hinters Ohr und redete sanft auf mich ein. Ich verstand zwar kaum etwas von dem, was er sagte, aber die Worte waren auch nicht wichtig. Was zählte, war allein seine Nähe. Nashs Atem kitzelte an meinem Hals, ich spürte seine Körperwärme und roch seinen Duft. Irgendwie schaffte er es, mit seiner Stimme zu mir vorzudringen und mich vor dem Schrei zu schützen, der in mir widerhallte.
    Er beruhigte mich allein durch seine Anwesenheit und dassanfte Flüstern eines Kinderreims.
    Und es funktionierte. Die Panik klang langsam ab, und ich begann, meine Umwelt wieder wahrzunehmen. Erleichtert lockerte ich den Klammergriff um Nashs Hand und atmete die kühle Nachtluft tief ein. Das durchgeschwitzte T-Shirt klebte eiskalt auf meiner Haut, und ich fröstelte.
    Ich wusste, dass die Panik noch irgendwo in einer Ecke in mir lauerte, ganz am Rande meiner Wahrnehmung. Doch jetzt hatte ich sie unter Kontrolle, dank Nashs Hilfe.
    Ich bewegte den Kopf und sah ihn an. Die Hauswand an meinem Rücken war rau und kalt. „Alles in Ordnung?“, fragte Nash.
    Ich nickte, überwältigt von einem neuen, nicht weniger schrecklichen Gefühl als zuvor: Ich schämte mich in Grund und Boden! Die Panikattacke war vielleicht vorüber, aber die Demütigung würde noch lange anhalten.
    Mein Leben war zu Ende! Vor Nash Hudsons Augen war ich völlig ausgetickt; nicht einmal meine Freundschaft zu Emma konnte das wettmachen.
    Nash streckte die Beine aus und sah mich an. „Willst du darüber reden?“
    Nein! Ich wollte
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