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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Autoren: Vincent Rachel
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hatte. Ich ließ die Pfanne auf den Teppich fallen und hörte den dumpfen Knall.
    „Mir geht’s gut“, sagte ich heiser. „In Anbetracht der Umstände.“
    Onkel Brendon schoss an mir vorbei und kniete sich neben Sophie. Er fühlte ihren Puls und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, ehe er ihren Kopf vorsichtig an der Stelle abtastete, wo sie auf die Tischkante geprallt war. Dann nahm er sie in die Arme und bettete sie auf die Couch, ohne auf das Blut zu achten, das den weißen Seidenbezug beschmierte.
    Tante Val hätte bestimmt einen Anfall bekommen, wenn siedas gesehen hätte.
    Aber Tante Val war tot. Als er Sophie in Sicherheit wusste, fiel ihr Vater neben seiner Frau auf die Knie und wiederholte dieselben Schritte noch einmal. Doch diesmal hörte ich kein erleichtertes Seufzen. Stattdessen rutschte mein Onkel nach hinten und lehnte sich an die Couch. Dann stützte er die Ellbogen auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Sein ganzer Körper wurde von stillen Weinkrämpfen geschüttelt.
    „Brendon?“, fragte mein Vater und legte mir die Hand auf den Rücken.
    „Wie konnte sie das nur tun?“, fragte sein Bruder unter Tränen und starrte uns aus rot geränderten Augen an. „Was hat sie sich nur dabei gedacht?“
    „Ich weiß es nicht.“ Mein Dad nahm die Hand von meinem Rücken und kniete sich neben seinen Bruder.
    „Es ist meine Schuld! Mit uns zu leben überfordert die Menschen. Ich hätte es besser wissen sollen!“ Schluchzend wischte Onkel Brendon sich mit dem Ärmel übers Gesicht. „Sie wollte nicht ohne mich alt werden.“
    „Es ist nicht deine Schuld“, entgegnete Dad bestimmt und packte seinen Bruder an den Schultern. „Das Problem war nicht, dass sie nicht ohne dich alt werden wollte, Bren. Sie wollte gar nicht alt werden!“
    Meine Tante Valerie hatte einen Pakt mit einem Dämon geschlossen, der vier unschuldigen Mädchen das Leben gekostet hatte. Sie hatte uns alle belogen und fast die eigene Tochter umgebracht. Und sie hatte ein kratergroßes Loch in unsere Familie gerissen.
    Und trotzdem: Als die Zeit gekommen war, hatte sie ihr Leben für das ihrer Tochter eingetauscht, ohne zu zögern. Genau wie meine Mutter. Wurden ihre Vergehen dadurch entschuldbar?
    Nur zu gern hätte ich geglaubt, dass das selbstlose Opfer einer Mutter reichte, um die Sünden der Vergangenheit auszugleichen. Aber die Wahrheit sah anders aus.
    Der Tod meiner Tante brachte weder Heidi, Alyson noch Meredith zurück. Julie auch nicht. Dadurch war das Trauma, das ihr Verlust für Sophie bedeutete, nicht weg. Und das Opfer brachte Onkel Brendon seine Frau nicht zurück.
    In Wahrheit war Tante Vals Opfer zu gering, und es war zu spät gekommen. Die Menschen, die sie am meisten liebte, blieben allein zurück und mussten damit zurechtkommen.
    „Hier, Kaylee. Das wird deinem Hals guttun.“ Harmony Hudson stellte einen kleinen Becher Tee mit Honig vor mich auf den Tisch, und ich atmete genüsslich ein. Sie war schon fast wieder auf dem Weg in die Küche, aus der ein wundervoller Duft nach frisch gebackenen Brownies drang – Harmonys spezielle Art der Therapie –, als ich ihr die Hand auf den Arm legte.
    „Ohne dich hätte ich Sophie verloren“, sagte ich. Meine Stimme war immer noch rau, und mein Hals fühlte sich an, als hätte ich einen Tannenzapfen verschluckt. Den schlimmsten Schock hatte ich überwunden, aber mir war schwer ums Herz, und meine Gedanken waren voller grausiger Details.
    Harmony lächelte traurig und setzte sich auf den Stuhl neben mir. „Nach allem, was ich gehört habe, hast du heute schon mehr als genug geleistet.“
    Ich nickte und nippte vorsichtig an dem Tee. Die Wärme tat wirklich gut. „Aber jetzt ist es vorbei, oder? Belphegore sitzt in der Unterwelt fest, und Marg wird nicht zurückkehren. Das ist doch so?“
    „Ja, sie kommt zumindest nicht zurück, wenn sie bei klarem Verstand ist. Die anderen Reaper wissen jetzt, wer sie ist, und sie werden nach ihr suchen.“ Harmony bewegte den Kopf. Ich folgte ihrem Blick ins Wohnzimmer, wo meine Tante gestorben war, meine Cousine ins Leben zurückgeholt worden war und ich einem psychopathischen Reaper mit der Bratpfanne eins übergezogen hatte.
    Das war mit Abstand der schrägste Dienstag meines Lebens!
    Die Sanitäter waren vor etwa einer halben Stunde gegangen,die Räder der Trage hatten auf dem dicken weißen Teppich ihre Spuren hinterlassen. Tante Val war in ein weißes Leichentuch gehüllt hinausgefahren worden, und die
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