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Soucy, Gaetan

Soucy, Gaetan

Titel: Soucy, Gaetan
Autoren: Trilogie der Vergebung 02 - Die Vergebung
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gezwungen erwiderte Louis: »Wenn Sie wollen.« Hurtubise stellte die Schalen und Teller auf den Beistelltisch, schnitt das Brot in Scheiben, schnitt dann den Käse an, alles sehr sorgfältig, mit offenkundigem Ver gnügen.
    »So!«, sagte er. »Keine falsche Zurückhaltung. Langen Sie zu!«
    Und er machte sich über Brot, Käse und Suppe mit den Manieren eines Husaren her, als wollte er unter dem Firnis des Mannes von Welt die leicht klischeehaftebäuerliche Jovialität durchschimmern lassen, wie man sie von Soldaten kennt. Louis schickte sich seinerseits an, nach seiner Gewohnheit zu essen, in winzig kleinen Portionen, dabei brach er das Brot in kleine Krumen, als wolle er sie für die Vögel zurücklegen. Nicht, dass er wenig aß. Doch aß er sehr langsam, in Trippelschritten sozusagen, und so konnte er durchaus, von Löffelchen zu Löffelchen, im Laufe eines Abends bis zum Terrinenboden vordringen. Ebenso verhielt es sich mit den seltenen Gelegenheiten, in denen er sich dem Trunk ergab.
    Chouinards kehrte zurück.
    »Die Herbergsleute hatten Verständnis, dass Sie wegen dem Sturm … Aber sie haben gesagt, sie würden für den Aufwand etwas verlangen. Wissen Sie, sie hatten schon Abendessen gemacht …«
    »Ich werde zahlen, sie sollen sich keine Sorgen machen. Aber … aber was ist mit dem jungen Maurice von Croft?…«
    Der Fahrer wurde lebhaft:
    »Ja, na ja. Er kommt kurz vor Mittag, früher kann er nicht. Wegen der Suche …«
    »Welcher Suche?«, fragte der Oberleutnant.
    »Wie es scheint, ist die Tochter des Küsters von Saint-Aldor verschwunden. Sie soll heute morgen in aller Frühe in die Berge gegangen sein. Aber dann kam das Unwetter wieder … Also, man weiß es nicht genau. Jetzt ist es zu spät, um noch weiterzusuchen. Sie gehen morgen früh bei Sonnenaufgang wieder los.«
    »Wir werden einige unserer Männer hinschicken müssen«, erwiderte der Offizier und ließ langsam den Löffel sinken.
    »In dem Fall braucht der junge von Croft mich nicht abzuholen. Ich kann mit Ihren Männern gehen.«
    Hurtubise fuhr entsetzt hoch.
    »Daran ist nicht zu denken! Das ist kein Spaziergang. Die Männer gehen mit Schneeschuhen und Rucksäcken! Der Weg ist zu beschwerlich für jemand Ungeübten. Nein, nein, Monsieur Bapaume, es wird ratsamer sein, Sie warten hier auf den Sohn der von Crofts.«
    Louis senkte ergeben die Stirn. Er machte sich wieder mit der nachdenklichen Langsamkeit eines Rindes an seine Suppe. Schob sich ein Stückchen Käse in den Mund. Seinen fehlenden Enthusiasmus fand der Oberleutnant bemerkenswert.
    »Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht von diesem bescheidenen Mahl?«
    Louis, noch immer mit Kauen beschäftigt, hob abwehrend die Hand.
    »Ich bin einfach kein schneller Esser«, erklärte er, als er schließlich den Bissen geschluckt hatte.
    »Lassen Sie sich gerne Zeit.«
    Louis dankte. Plötzlich, Gott weiß weshalb, ergriff ihn eine Schlaffheit, ein Überdruss, den er nicht hatte kommen sehen, und zu essen war ihm mit einem Mal erdrückend schwer. Er schob zaghaft den Teller von sich:
    »Sie müssen entschuldigen, ich bin etwas müde …«
    »Das kann ich gut verstehen. (Und zu seinem Bediensteten:) Räum’ bitte ab!«
    Chouinard grüßte militärisch und machte sich an die Arbeit. Bapaume trug noch immer seinen Hut und seinen Mantel. Plötzlich wurde es ihm bewusst. Er fragte, wo er sie ablegen könne.
    »Legen Sie sie einfach auf die Truhe, Chouinard bringt sie dann hinauf in mein Zimmer. Also, Ihr Zimmer, für heute Nacht …«
    Bapaume ging zum Fenster. Die Männer kamen von den Gleisen und räumten die Schaufeln und Maschinen in den Schuppen am Ende des Bahnsteigs. Er fragte sich, wo all diese Leute wohl schlafen mochten. Abgesehen von dem Schuppen und dem Bahnhof hatte er in der Umgebung keine Gebäude gesehen. Vielleicht verbrachten sie die Nacht dort drüben, in dem Häuschen, das der Oberleutnant als das der Großmama Beaulieu ausgewiesen hatte.
    Drei der Männer hatten sich auf der Galerie aufgestellt. Sie beobachteten rauchend den Himmel. Einer stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Fensterbrett ab. Ohne die Scheibe zwischen ihnen hätte Bapaume ihn mit der Hand berühren können. Der junge Mann hielt die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, denn die anderen drei Finger waren verstümmelt. Als er Bapaume bemerkte, ent fernte er sich anstandsvoll, als wolle er nicht zwischen den Reisenden und die Nacht treten.
    Der Mond war aufgegangen. So nah und klar, dass man seine
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