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SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet
Autoren: Edmond Hamilton
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wie gebannt seinem Blick über den Stadtrand hinaus. Es dauerte lange, ehe der wahre Sachverhalt in sein Bewußtsein drang. Der Verstand schreckte vor der Aufgabe zurück, aus diesem Anblick, der so unglaublich, so unmöglich war, die richtigen Schlüsse zu ziehen … Nein! Nach allen in der Schöpfung gültigen Gesetzen konnte es eine Wirklichkeit, die so aussah, nicht geben.
    Die ganze Landschaft um Middletown war verschwunden. Die Felder, die flachen, grünen Felder des Mittelwestens, der Strom, die Flüsse und die alten, verstreuten Farmen – sie waren alle nicht mehr zu sehen.
    Wellige, ockergelbe Ebenen, traurig und kahl, stiegen bis zu einem Höhenrücken empor. Er bestand aus einer unterbrochenen Hügelkette, die sich niemals zuvor dort befunden hatte. Die Sonne blickte wie ein großes, mattes Auge herunter, und glitzernde Sterne hingen am Himmel. Über allem, über der Erde, den Sternen und der Sonne lag der Hauch des Todes. Nichts deutete mehr auf Menschen, auf irgendein Lebewesen hin.
    Mit einem Gefühl, als ob die ganze reale Welt unter ihm zusammenbreche, klammerte sich Kenniston am Geländer fest.
    »Die Bombe – hat sie vielleicht, statt Middletown selbst zu treffen, die Landschaft draußen hinweggefegt?«
    »Kann denn eine Bombe einen Fluß wegradieren und an seine Stelle diese Hügel und das gelbe Gesträuch setzen?« fragte Hubble. »Kann irgendeine Explosion eine solche Wirkung haben?«
    »Aber um Gottes willen, was ist dann …«
    »Die Bombe hat uns getroffen, Kenniston. Sie ist gerade über Middletown losgegangen, und die Folge davon war …«, er wurde unsicher und meinte dann: »Niemand wußte etwas über die tatsächliche Wirkung einer Super-Atombombe. Es gab wohl logische Theorien und Annahmen darüber, aber außer der Tatsache, daß mit einem Schlag die gewalttätigste und geballteste Kraft der Geschichte ausgelöst wird, wußte niemand etwas Sicheres. Diese Energie hat man auf Middletown losgelassen. Sie war von ungeheurer Wirkung. So vernichtend, daß …«
    Er wies in den dämmrigen Himmel. »Das ist unsere Sonne, unsere eigene Sonne – aber sie ist jetzt alt, uralt. Und die Erde, die wir da draußen sehen, liegt im Sterben. Die Sterne … Du hast die Sterne angesehen, Kenniston, aber nicht richtig. Sie stehen anders, die Konstellationen haben sich durch die Eigenbewegung der Gestirne so verschoben, wie es nur in Millionen Jahren möglich ist.«
    »Millionen Jahre?« flüsterte Kenniston. »Dann meinst du also, die Bombe …«
    »Ja«, erwiderte Hubble, »die Bombe – besaß eine Energie, die gewaltiger war als alles bisher Bekannte; sie war zu groß, zu wuchtig – die gewohnten Grenzen der Materie konnten sie nicht bändigen, sie verschwendete ihre Kraft nicht an kleinliche Zerstörung stofflicher Dinge. Statt Gebäude zu zertrümmern, vernichtete sie Zeit und Raum.«
    Kenniston wehrte sich mit einem heiseren Schrei. »Hubble, nein! Das ist Wahnsinn! Die Zeit ist doch absolut …«
    »Du weißt, daß sie es nicht ist«, erwiderte Hubble. »Aus Einsteins Arbeit ist dir bekannt, daß es so etwas wie ›Die Zeit an sich‹ nicht gibt, sondern nur ein ›Zeit-Raum-Kontinuum‹. Dieses ›Kontinuum‹, dieser stetige Zusammenhang verläuft in einer Kurve, ist gekrümmt; eine hinreichend große Kraft könnte die Materie von einem Abschnitt der Kurve zum anderen schleudern.«
    Seine Hand zitterte, als er sie hob und auf die tote, fremdartige Landschaft vor der Stadt wies. »Dieses Bild ist das Werk der entfesselten Energie der ersten Super-Atombombe. Sie wirbelte diese Stadt in einen anderen Abschnitt der Zeit-Raum-Kurve, in ein anderes Zeitalter, das Millionen Jahre in der Zukunft liegt, und versetzte sie auf die sterbende Erde dieser zukünftigen Zeit.«

 
2.
     
    Als sie in das Gelände des Laboratoriums zurückkehrten, wartete der Rest des Stabes schon auf sie. Ein Dutzend Männer in allen Altersstufen, von Crisci bis zum alten Beitz, stand frierend in dem kalten, roten Sonnenlicht vor dem Gebäude. Johnson war bei ihnen und wartete auf Antwort. Hubble sah zuerst ihn und dann die anderen an. »Ich denke, wir gehen lieber hinein«, sagte er.
    Schweigend folgten sie Hubble durch das Tor. Kenniston begleitete sie, aber nicht den ganzen Weg. Er bog ab, schritt auf sein eigenes Büro zu und meinte: »Ich muß einmal hören, ob es Carol gut geht.«
    »Erzähle ihr nichts, noch nicht«, mahnte Hubble scharf.
    »Nein«, erwiderte Kenniston. »Nein, das werde ich nicht tun.« Er ging in den
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