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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe
Autoren: Dale Carnegie
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verloren. Sie sah aus wie altes Pergament, das man über seine Knochen gespannt hatte. Und nur, weil er die beste ärztliche Pflege hatte, die man für Geld kaufen konnte, blieb er am Leben.
    Wie kam es überhaupt so weit? Sorgen, Wutausbrüche, Stress, Nervosität. Er brachte sich buchstäblich selbst an den Rand des Grabes. Schon mit dreiundzwanzig Jahren verfolgte Rockefeller sein Ziel mit solcher Entschlossenheit, dass nach Aussage der Leute, die ihn kannten, «nichts seine Miene aufhellen konnte außer der Nachricht von einem guten Geschäft». Wenn er einen großen Gewinn gemacht hatte, führte er einen kleinen Kriegstanz auf. Er warf seinen Hut auf den Boden und hopste im Kreis herum. Wenn er Geld verlor, wurde er krank! Einmal versandte er Getreide im Wert von 40 000 Dollar per Schiff über die Großen Seen. Keine Versicherung. Die war ihm zu teuer: 150 Dollar. In der Nacht tobte über dem Erie-See ein Sturm, und Rockefeller machte sich wegen der Ladung große Sorgen. Als sein Partner George Gardner am Morgen ins Büro kam, war John D. schon da und lief nervös hin und her.
    «Schnell, schnell!», rief er aufgeregt. «Vielleicht können wir das Getreide noch versichern, falls es nicht schon zu spät ist.» Gardner eilte davon und schloss die Versicherung ab. Bei seiner Rückkehr ins Büro war John D. völlig aus dem Häuschen, denn inzwischen war ein Telegramm eingetroffen, dass die Lieferung angekommen sei. Dass er 150 Dollar verschwendet hatte, machte John D. tatsächlich krank. Er musste nach Hause fahren und sich ins Bett legen. Beinahe nicht zu glauben! Damals erzielte seine Firma 500 000 Dollar brutto im Jahr, und John D. regte sich über den Verlust von 150 Dollar so auf, dass er sich ins Bett legen musste!
    Er hatte keine Zeit für Vergnügen und Erholung, er hatte für nichts Zeit als fürs Geldverdienen und für seine Arbeit in der Sonntagsschule. Als sein Partner George Gardner zusammen mit drei anderen Männern für 2000 Dollar eine gebrauchte Yacht kaufte, war John D. entsetzt und weigerte sich, mitzusegeln. Gardner kam einmal an einem Sonnabendnachmittag ins Büro, und John D. arbeitete noch. «Komm, John», sagte Gardner, «gehen wir segeln. Es wird dir gut tun. Vergiss die Arbeit, und gönn dir ein Vergnügen.»
    Rockefeller starrte ihn wütend an. «George Gardner», sagte er warnend, «du bist der verschwenderischste Mensch, der mir je begegnet ist. Du schadest deinem Ruf bei den Banken und meinem auch. Ehe du dich versiehst, hast du unsere Firma ruiniert. Nein, ich setze keinen Fuß auf deine Yacht. Ich will sie nicht einmal sehen!» Und er blieb im Büro und arbeitete den ganzen Nachmittag weiter.
    Dieser Mangel an Humor, dieser Mangel an Perspektive war für John D. Rockefellers ganzes Berufsleben typisch. Jahre später sagte er einmal: «Abends habe ich nie den Kopf auf das Kissen gelegt, ohne daran zu denken, wie vergänglich Erfolg ist.»
    Obwohl ihm Millionen zur Verfügung standen, legte er sich nie schlafen, ohne sich Sorgen um sein Vermögen zu machen. Kein Wunder, dass er sich die Gesundheit ruinierte. Er hatte nie Zeit für Vergnügen und Erholung, ging nicht ins Theater, spielte nicht Karten, besuchte keine Partys. Wie Mark Hanna sagte, war John D. verrückt nach Geld. «Sonst in jeder Beziehung normal, aber verrückt nach Geld.»
    Rockefeller gestand einem Nachbarn in Cleveland, Ohio, dass er «sich danach sehnte, geliebt zu werden», doch er war so kalt und misstrauisch, dass ihn nur wenig Menschen mochten. Der Bankier Pierpont Morgan schimpfte einmal, dass er mit John D. überhaupt Geschäfte machen müsse. «Ich will nichts mit ihm zu tun haben.» Rockefellers eigener Bruder hasste ihn so, dass er die Leichen seiner Kinder aus dem Familiengrab holen und woanders begraben ließ. «Kein Mensch von meinem Blut», sagte er, «soll je in einer Erde ruhen, die John D. gehört.» Rockefellers Mitarbeiter und Partner lebten in heiliger Furcht vor ihm, doch die Ironie wollte es, dass er Angst vor ihnen hatte. Er befürchtete, sie könnten außerhalb des Büros reden und «Geheimnisse verraten». Er glaubte so wenig an das Gute im Menschen, dass ihm ein unabhängiger Raffineriebesitzer versprechen musste, kein Wort über den Zehnjahresvertrag verlauten zu lassen, den sie zusammen abgeschlossen hatten, auch nicht zu seiner Frau. «Den Mund halten und sich um sein Geschäft kümmern», das war seine Devise.
    Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als das Gold in seine Tresore floss wie
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