Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Hyrillka-Designierte nicht anwesend war und noch immer bewusstlos im medizinischen Zentrum des Prismapalastes lag, warf einen Schatten auf die Zeremonie. Seine körperlichen Verletzungen waren geheilt, aber Rusa’h verharrte in einem tiefen Subthism- Schlaf, in dem ihn vermutlich Albträume vom Angriff der Hydroger auf seinen Zitadellenpalast plagten. Es musste bezweifelt werden, ob er jemals wieder erwachte, was bedeutete, dass Hyrillka bald ein neues Oberhaupt brauchte. Pery’h war noch nicht vorbereitet, doch er würde seinen Platz ohne Rusa’h als Mentor einnehmen müssen…
    Angehörige des Salber-Geschlechts trugen Cyroc’hs Leiche zur Plattform und brachten Linsen und Spiegel in Position. Alles spielte sich in feierlicher Stille ab. Stumme Träger positionierten den Chrysalissessel neben Cyroc’h, der noch immer vom undurchsichtigen Tuch umhüllt war.
    Jora’h hob den Blick zu seinen Brüdern und Söhnen, als er mit der linken Hand nach dem dicken Stoff griff. »Mein Vater diente als Weiser Imperator während eines Jahrhunderts des Friedens und auch in der jüngsten Krise. Seine Seele ist bereits den Fäden des Thism in die Sphäre der Lichtquelle gefolgt. Jetzt wird sich auch sein Leib dem Licht hinzugesellen.«
    Mit einem plötzlichen Ruck zog Jora’h das Tuch von der Leiche seines Vaters. Das Licht von sieben Sonnen fiel auf ihn und aktivierte die schimmernde metallische Paste auf der Haut des Toten. Sofort umgaben weiße Flammen den massigen Leib. Die photothermische Paste verbrannte den Körper nicht, sondern löste ihn auf. Haut, Muskeln und Fettgewebe verwandelten sich in Gas, das aufstieg und funkelte…
    Der tote Weise Imperator verschwand in einer Wolke aus wogendem Dampf und Rauch. Als sie sich verzogen hatte, blieben nur Cyroc’hs glühende Knochen übrig, von biolumineszenten Verbindungen durchsetzt. Sein sauberer, leerer Schädel war ein Symbol für die großartigen Taten, die er vollbracht hatte – und auch für die schrecklichen Dinge, zu denen er gezwungen gewesen war, um das Ildiranische Reich zu erhalten.
    Als neuer Weiser Imperator bestand Jora’hs unmittelbare Pflicht darin, die Designierten-in-Bereitschaft loszuschicken, um den Herrschaftswechsel zu besiegeln. Anschließend konnte er nach einer Möglichkeit suchen, Nira zu befreien. Er sah seine Söhne und Brüder an. »Und nun müssen wir uns wieder dem Reich zuwenden.«

3 BASIL WENZESLAS
    König Peter war gut in Form, als er auf dem Balkon des Flüsterpalastes stand, um zum Volk zu sprechen. Die wichtigste Rede der letzten Jahre stand bevor.
    Der Vorsitzende Basil Wenzeslas strich über seinen teuren Anzug und hob die Hand zum stahlgrauen Haar, als er vom Beobachtungsfenster aus den jungen König im Auge behielt. Verborgene Kameras im Flüsterpalast boten verschiedene Ansichten und erlaubten es ihm, Peters Körpersprache zu studieren, die subtilen Veränderungen in seinem glatten Gesicht, den Glanz der blauen Augen. Gut. Bisher…
    Diesmal hatte der König keine Einwände gegen die vorbereitete Rede erhoben. Stattdessen hatte er dem Vorsitzenden in die grauen Augen gesehen und geschluckt. »Sind Sie sicher, dass eine solche Maßnahme angebracht ist?« Es erklang kein Sarkasmus in seiner Stimme, kein Spott in seinen Worten. Das blond gefärbte Haar war perfekt, und es lag aufrichtige Sorge in den ebenfalls gefärbten blauen Augen.
    »Wir haben alle Alternativen geprüft. Das Volk muss begreifen, dass uns keine andere Wahl bleibt.«
    Peter hatte geseufzt und das Display mit dem Text der Rede sinken lassen. Er fuhr sich mit der einen Hand durchs Haar. Assistenten würden es wieder in Ordnung bringen, bevor er an die Öffentlichkeit trat. »Ich werde dafür sorgen, dass meine Zuhörer alles verstehen.«
    Als Basil nun auf den Beginn der Rede wartete, tippte er sich anerkennend mit der Spitze des Zeigefingers an die Lippen. Derzeit wirkte der König sehr majestätisch. Erst vor einem Monat hatte sich der Vorsitzende durch Peters wiederholte Insubordination gezwungen gesehen, den Tod des Königs und der Königin zu planen. Es hatte nach einem Anschlag der Roamer aussehen sollen, damit die TVF Gelegenheit bekam, die Weltraumzigeuner – und alle ihre Ressourcen – unter die direkte Kontrolle der Hanse zu bringen. Pläne innerhalb von Plänen. Für die Erde wäre das alles sehr vorteilhaft gewesen.
    Aber Peter und Estarra hatten den Mordanschlag irgendwie vereitelt. Basil Wenzeslas zweifelte nicht daran, dass ihm Peter nun mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher