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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer
Autoren: Patricia Shaw
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sollte er etwas von Schiffen verstehen«, fügte er hinzu. »Wie du siehst, brauche ich einen Mann mit genau deinen Fähigkeiten.«
    Lew schüttelte bedauernd den Kopf. »Natürlich ist das eine einmalige Gelegenheit für mich. Außerdem habe ich zu meiner Überraschung festgestellt, daß ich Sehnsucht nach China habe. Ich vermisse das Gewimmel und Geschnatter und die vielen undurchschaubaren Bräuche.« Er lachte. »Und ich würde dich und deine abwegige Denkweise vermissen. Aber ich will Perfy um ihre Hand bitten. Wenn sie einverstanden ist, hängt alles von ihrer Entscheidung ab. Wir dürfen nicht noch einmal verschiedener Wege gehen, und wie unsere Zukunft aussehen soll, entscheiden wir gemeinsam. Vielleicht möchte Miss Middleton nicht in Hongkong leben.«
    Ying schüttelte ein paar Wassertropfen von seinem Regenschirm. »Ich kann nur schwer hinnehmen, daß meine Zukunft von einer Frau abhängen soll. Die Welt ist voll von schönen Frauen.«
    »Das stimmt«, gab Lew zu. »Aber ich will nur diese eine.«
    »Du hast wohl noch immer nicht richtig verstanden, was ich dir da anbiete. Lew Cavour wird Taipan!«
    »Taipan!« stieß Lew atemlos hervor. Das Wort hallte ihm in den Ohren. Natürlich, Taipan! Der Direktor einer ausländischen Kapitalgesellschaft war Taipan, ein angesehener, hochgeachteter Kaufmann. Konnte er da noch nein sagen? »Ich muß erst mit Perfy sprechen«, beharrte er trotzdem.
     
    »Ach du lieber Himmel, das ist ja Mr. Chin!« rief Alice Middleton aus. »Bitte, kommen Sie doch herein. Geben Sie mir Ihren Regenschirm. Perfy, sieh doch mal, wer hier ist! Wie schön, Sie wiederzusehen! Was für eine nette Überraschung!«
    Die Frauen führten ihn in den Salon und servierten ihm Tee, der viel zu stark war und einen unangenehmen Beigeschmack hatte. Taktvoll verkniff Ying sich eine Bemerkung.
    Anschließend erzählte er ihnen von ihrer Expedition zum Palmer, wobei er die unangenehmen Dinge verschwieg, dafür um so stärker Lew Cavours Taten herausstrich. Schmunzelnd bemerkte er, daß die hübsche Tochter gar nicht genug davon hören konnte.
    »Es muß dort schrecklich sein«, meinte Perfy. »War das alles nicht sehr anstrengend?«
    »Am schlimmsten war die Hitze«, antwortete er. »Manchmal herrschten mehr als vierzig Grad im Schatten.«
    »Allmächtiger!« staunte Alice. »Daß so was überhaupt möglich ist. Na, Gott sei Dank sind Sie ja heil zurückgekommen. Ich hoffe, Sie nehmen mir die Frage nicht übel, aber haben Sie Gold gefunden, Mr. Chin?«
    Daß sie so geradeheraus fragte, gab ihm die Möglichkeiten, von ihrem Erfolg zu sprechen, ohne daß es peinlich gewirkt hätte. Allerdings ließ er dabei aus, daß er, dank der unermüdlichen Arbeit seiner Kulis, bei seinem Aufbruch vom Palmer noch viel reicher war als all die anderen Goldgräber.
    Dann berichtete er von seiner Absicht, nach China zurückzukehren und nutzte die Gelegenheit, die Schönheit des Hongkonger Hafens in den prächtigsten Farben zu malen. »Vom Castle Peak aus bietet sich dem Betrachter ein atemberaubender Anblick«, murmelte er.
    Miss Middleton wirkte erwachsener als früher; sie war ernster geworden und spach nicht mehr so unüberlegt. Ihre Züge wirkten gefestigt, und die blauen Augen hatten an Tiefe gewonnen. Die blonden Haare trug sie inzwischen hochgesteckt.
    Ying bemerkte zufrieden, daß sie durch die vergangenen Ereignisse gereift war. Als er dann auf den Grund seines Besuches zu sprechen kam, hörten ihn die beiden Frauen höflich an, bis er geendet hatte.
    Noch bevor Chin Ying aufbrach, eilte Perfy aus dem Zimmer. Sie mußte sich umziehen, denn schließlich wollte sie den Mann, der gleich um ihre Hand anhalten würde, auch gebührend empfangen.
    »Und was ist mit Ihnen, Mrs. Middleton?« erkundigte sich Ying. »Glauben Sie, Hongkong könnte Ihnen gefallen?«
    »Ich bleibe hier, Mr. Chin. Dies ist meine Heimat. Wir hatten zwar eine schwere Zeit mit den Eingeborenen, aber das ist ja nun vorbei. Man kann verstehen, daß sie Angst vor uns hatten. Und ich fühle mich hier zu Hause.«
    Chin Ying war anderer Meinung. »Das schickt sich nicht Sie sind das weibliche Oberhaupt der Familie, denn Mr. Cavour hat keine Angehörigen mehr.«
    »Nun, das wird sich ja bald ändern«, sagte sie mit einem Lächeln. »Hier bin ich glücklich, also will ich auch meinen Lebensabend hier verbringen. Ich kann die beiden ja hin und wieder besuchen. Und Sie fangen ja nun auch ein neues Leben an. Ich freue mich schon auf die Nachrichten aus
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