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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer
Autoren: Patricia Shaw
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liebte, tat er es ohne Gefühle und Leidenschaft. Er nahm sie wie eine Fremde – oder wie eine Hure. »Ich liebe dich«, flüsterte sie in ihrem verlangen, die Zärtlichkeit wiederzufinden, die früher zwischen ihnen geherrscht hatte. Doch sie war nicht mehr da. Als er sich von ihr abwandte, weinte sie bittere Tränen.
     
    »So«, sagte er, »es wird Zeit, daß ich mich auf den Weg mache. Tut mir leid, daß ich gestern abend so grob war, Diamond. Muß wohl am Alkohol liegen. Ich bin dir nämlich wirklich dankbar, daß du mich aus diesem Rattenloch rausgeholt hast. Der Himmel allein weiß, wie du das geschafft hast! Ich kann mich an nichts mehr erinnern.«
    Er war ausgesprochen gutgelaunt. Die ganze Nacht hatte er sich ausgiebig ihres Körpers bedient, während sie vergeblich versucht hatte, einen Zugang zu seinem Herzen zu finden.
    Trotz seiner Grobheit hatte sie sich ihm immer wieder hingegeben, hatten ihre warmen Lippen ihn gestreichelt. Sie wollte für ihn unentbehrlich sein.
    Jetzt gab er ihr einen Klaps. »Mein Gott, du wirst mir fehlen!« Er lachte. »Im Bett kann es keine mit dir aufnehmen.«
    Vorsichtig setzte sie an. »Aber wir müssen uns doch nicht trennen, Ben. Du weißt, daß wir gut zusammenpassen. Ich gehöre zu dir.«
    Ben achtete nicht auf sie. »Ich muß zum Hafen gehen und mir meine Überfahrt besorgen. Wenigstens gibt es genügend Kojen auf den Schiffen, denn sie fahren ja sowieso alle leer zurück.« Diamond holte tief Luft. Jetzt oder nie. »Ich will nicht allein hierbleiben. Ich möchte mit dir gehen.«
    »Ach du meine Güte, Diamond, fang doch nicht wieder damit an! Wir hatten eine gute Zeit zusammen, aber das ist jetzt vorbei. Warum kannst du das nicht endlich einsehen?«
    Schweigend setzte sie sich aufs Bett. Als sie das Rauschen der Brandung hörte, wünschte sie, sie hätte den Mut, ins Meer hinauszugehen und nie mehr zurückzukommen. Doch sie trug eine Verantwortung. Der ewige Kreislauf der Erde hatte dafür gesorgt, daß ein neues Leben in ihr wuchs, Lukas Enkelkind. Und jetzt klammerte sie sich nur noch an den Gedanken, daß sie Luka davon berichten mußte. Luka, die sie bedauert hatte, weil sie so viele Jahre nach der Geschlechtsreife noch immer kinderlos war.
    »Hör mir mal gut zu«, sagte Ben währenddessen. »Du mußt die Dinge sehen, wie sie sind. Wenn ich schon keine weiße Hure mit nach Hause bringen kann, dann gilt das erst recht für eine schwarze. Aber wenigstens wissen die weißen Huren das und machen nicht solch ein Theater! Frag Glory Molloy. Wenn ich dich nicht zur Vernunft bringen kann, schafft sie es vielleicht.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?« fragte sie. Gespannt wartete sie auf seine Antwort, geradezu überwältigend war ihr Verlangen, diesen Mann endlich als das zu sehen, was er war. Sie wußte, daß er sie jetzt verletzen würde, doch offensichtlich brauchte sie das, um ihn ein für allemal aus ihrem Herzen zu verbannen.
    »Bleib in Cooktown. Hier geht’s dir doch gut.« Er grinste. »Meine Süße, so wie du aussiehst, wirst du niemals Hunger leiden. Den Goldsuchern, die hier ankommen, brennt das Geld in den Taschen.«
    »Ich soll also wieder als Prostituierte arbeiten?«
    »Zieh doch nicht solch ein Gesicht! Schließlich verstehst du was von dem Geschäft. Ich bin nicht für dich verantwortlich.«
    »Nein, das bist du nicht«, schleuderte sie ihm entgegen, »aber du bist ein Bastard!«
    »Na, na, ruhig«, lachte er. »Das kannst du mir nun wirklich nicht anhängen.«
    »Doch, das kann ich. Dieses Grab ohne Namen auf deinem heißgeliebten Caravale – frag doch mal deine Mutter, wer dort liegt!«
    »Das ist alles vergessen und vorbei. Das war ein Kerl, der sie angegriffen hat.«
    »Er hieß Clem Bunn und war ihr Ehemann.«
    »Du bist wahnsinnig! Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es eben. Und die ganze Zeit frage ich mich schon, wie sie deinen Vater heiraten konnte.«
    Er holte zu einem Schlag aus. »Du Hexe, du lügst!« Sie wich ihm rasch aus und hatte im nächsten Moment ihr Messer gezogen, ein neues scharfes Messer, das sie sich gekauft hatte, um sich in den überfüllten Straßen von Cooktown verteidigen zu können. Während er einen Schritt zurücktrat, fühlte sie eine solche Wut in sich aufsteigen, daß sie am liebsten zugestochen hätte. Da fielen ihr Meebals Worte ein. »Vergiß deine Rache!« Und sie wußte, wenn sie Ben tötete, ja auch nur verwundete, wäre das ihr Ende. In der Welt der Weißen gäbe es dann keinen Platz
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