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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
Autoren: Thariot
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Situation passende Geste zu erkennen. Simin Navid lächelte Lea Alexander an. Unmittelbar und inzwischen kaum einen Meter von ihr entfernt.
    Paul hingegen genoss den Moment, er blickte wieder einmal auf seine Uhr und lächelte ebenfalls. Glaubte er nun den Jackpot gewonnen zu haben? Mit Lea im Arm ging er einen Schritt vor. Was hatte dieser Idiot vor? Der kleine Mann in ihrem Ohr wartete auf das Sperrfeuer.
    „Simin, Sie sehen fantastisch aus! Ich freue mich Sie wiederzusehen! Wir haben alle auf Sie gewartet. Sie sind der Stern dieser Nacht!”
    Mit der Hand beruhigte Simin Navid ihren Personenschützer und blickte Paul an. Unzählige Journalisten hingen an ihrer Präsenz, begierig jedes Wort, jede Bewegung und jede Geste festzuhalten.
    „Paul, wie konnte ich daran zweifeln, Sie in Frankfurt zu treffen. Sie haben ja eine bezaubernde Begleitung an Ihrer Seite.” Blitzlichtgewitter prasselten auf Simin Navid nieder.
    Paul kannte Simin Navid bereits, man sollte niemals an ihm zweifeln. An ihrem kleinen Mann im Ohr schon, es war nicht das erste Mal, dass er daneben lag.
    „Darf ich Ihnen Lea Alexander vorstellen. Lea, das ist Simin Navid.”
    „Frau Dr. Navid, es ist mir ein besonderes Vergnügen Sie kennenzulernen. Wir freuen uns auf Ihre Rede… ”
    „Aber Lea, ich darf Sie doch Lea nennen. Freunde von Paul sind auch meine Freude.”
    Etwa hundert eifersüchtige Augenpaare drohten in diesem Moment, glühende Lanzen durch Leas Körper zu stoßen. In solchen Augenblicken wünschte sie sich immer, unsichtbar zu sein.
    „Natürlich… es ist mir eine Ehre… Frau Dr. Navid”, Lea stockte. Zehn Kilometer mit Sturmgepäck in der Wüste waren leichter als zwei Minuten diplomatische Konversation in diesem Haifischbecken.
    ”Simin, bitte nennen Sie mich Simin.” Die Frau war gläubige Muslime, sprach akzentfrei deutsch und hätte vermutlich auch Schauspielerin werden können. Sie spielte mit der versammelten Journalistenmeute, weswegen auch die halbe islamische Welt sie als ungläubige Verräterin beschimpfte. Nur, wenn sich in diesen Tagen Simin Navid mit dem amerikanischen Präsidenten an Bord eines abstürzenden Flugzeugs befinden würde, würde ihr der Secret Service persönlich den letzten Fallschirm anlegen. Amerika, Europa und China, alle zählten auf diese Frau. Sie hatte die Finger am Lichtschalter.
    Ein Lidschlag später knallte es ohrenbetäubend. Lea griff blitzschnell in den Nacken von Paul und zog den Kopf schützend nach unten. Mit einer Drehung hatte sie ihren Klienten aus dem Gang gezogen und sicher zu Boden gebracht. Der britische Personenschützer an Simins Seite, der sie vorhin zuerst angesehen hatte, reagierte ähnlich schnell und deckte die Iranerin mit seinem Körper. Dabei schützten Lea und der Engländer ihre beiden Mandanten wie eine kleine Wagenburg. Die Nähe bedrückte.
    Keine Druckwelle. Kein Feuer und kein Rauch. Lea blickte zu Paul, der sie verwundert ansah, aber ansonsten keine Blessuren zu haben schien. „Was war das?”
    „Jedenfalls keine Bombe.” Lea lächelte, durch eine breite Flügeltür konnte sie den Missetäter im großen Ballsaal erkennen. Ein Kellner hatte eine Flasche Champagner keine zehn Zentimeter von einem Mikrofon entfernt knallen lassen und schaute jetzt, als ob man ihn beim Onanieren erwischt hätte. Der verstärkte Korkenknall hatte wie eine Handvoll Semtex geklungen. Die Menge raunte erleichtert.
    „So ein Idiot!” Damit hakte Paul dieses Intermezzo ab und klopfte seinen Anzug ab.
    „Safe!”, sagte der MI6 Personenschützer. Lea half zuerst Simin Navid auf.
    „Sie würden für eine gerechte Sache Ihr Leben einsetzen”, sagte Simin, auch sie lächelte jetzt. „Paul hat Glück, dass er Sie hat.”
    Glück? Lea nickte, sie verstand aber die Aussage nicht, schließlich zahlte er für ihre Arbeit. Aber etwas veränderte sich. Neben dem dankbaren Blick von Simin Navid, schauten sie jetzt auch Paul und der Personenschützer aus dem englischen Team verwirrt an. Was wollten die von ihr? Es war doch nur ein Champagnerkorken.
    „Lea… beweg dich jetzt bloß nicht!”, sagte Paul leise. Sie hatte in den drei Monaten noch niemals Furcht aus seiner Stimme hören können, doch jetzt klang hörbar Todesangst aus seinen Worten.
    „Bitte?” Waren die jetzt alle verrückt geworden, schließlich hatte nicht sie mit einem Korkenknall die Party gesprengt. Simin Navid stand immer noch nur zehn Zentimeter vor ihr und machte keine Anstalten, ihr von der Seite zu weichen.
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