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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
Autoren: Thariot
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hochbegabte Kinder nach Deutschland. Nur von militärischem Personenschutz stand da nichts. Noch sechsundzwanzig Minuten.
    „Die Besten. Unsere englischen Freunde vom MI6 sorgen sich um ihr Wohlergehen und der BND regelt die Logistik hinter der Bühne. Die Kleine wird nicht lange hier sein. Die ist nach der Key Note wieder weg. Ein Jammer, mit ihr könnte man ein Vermögen verdienen.”
    Das war ebenfalls typisch für Paul. „Na dann. Gib ihr deine Karte.”
    „Nicht nötig”, sagte er beiläufig und legte Lea seine Hand an den Rücken. Eigentlich hatte sie einen Scherz gemacht, doch Paul ging mit ihr an seiner Seite einige Schritte auf den roten Teppich zu, der wie eine Blutspur das Foyer durchschnitt. Für Lea war diese Position nicht die beste. In der Mitte standen nur Idioten, bemerkte ihr kleiner Mann im Ohr wieder einmal treffend und stapelte jetzt auch noch Sandsäcke vor seiner Stellung auf. Neben den sechs Personenschützern, die sie bereits verteilt wahrgenommen hatte, bahnten fünf weitere Bodyguards ähnlichen Kalibers einer zierlichen dunkelhaarigen Frau den Weg durch die Menge. Simin Navid. Sie wirkte wie ein Tonkrug, den man vor einem Hagelschauer auf der Wiese stehen gelassen hatte. Und um diese Frau machte die halbe Welt so ein Aufsehen? Beifall ertönte, ein Sprecher verkündete über die Lautsprecher ihre Ankunft und bat die Gäste in den großen Ballsaal des Hotels. Die Menge setzte sich in Bewegung. Hoffentlich war der Spuk gleich vorbei. Die Iranerin war ihr egal, nur wurde es inzwischen zu voll hier. Eine riskante Situation. In diesem Gedränge könnte Lea ihre Waffe ziehen und alle drei Magazine leerschiessen. Und was sie tun konnte, konnten andere auch. Irgendwie waren inzwischen auch doppelt so viele Journalisten unterwegs. Das Szenario entzog sich mehr und mehr ihrer Kontrolle, Lea schaute zu Paul, der sich weiterhin pudelwohl fühlte. Er strahlte, als ob er gleich die Ballkönigin abschleppen würde.
    Ohne dass sich Lea der Menschenmenge in ihrem Rücken erwehren konnte, wurden Paul und sie weiter nach vorne gedrückt. Offensichtlich wollten alle die Rede der berühmten Wissenschaftlerin hautnah erleben. Die Nähe bedrückte, Lea mochte es nicht, fremden Menschen so nah zu sein. Nur Narren drängen sich in die erste Reihe. Verdammt. Sie hatte die Situation falsch eingeschätzt, denn das war jetzt nur noch russisch Roulette. Mit Paul im Arm sollte sie sich bereits an jedem Ort der Welt befinden - nur nicht hier. Noch vierundzwanzig Minuten. Es blitzte neben ihr. Sie zuckte zusammen.
    „FRAU DR. NAVID... EIN FOTO BITTE!”, rief ein Pressefotograf. Lea blickte auf seine Kamera, die zum Glück wirklich nur eine japanische Digitalknipse war. Das hätte auch ein Sprengsatz sein können. Simin Navid hatte dunkle Augen und einen großen Mund. Sie war eine schöne Frau. Marie-Antoinette sah 1793 auf ihrem Gang zum Schafott bestimmt auch nicht anders aus. Zudem waren beide achtunddreißig und teilten sich mit dem zweiten November auch denselben Geburtstag. Zu viel Aufmerksamkeit war noch nie die beste Voraussetzung, älter zu werden. Lea sah ihre weißen Zähne und ein falsches Lächeln. An diesem Abend verkaufte sich hier jeder.
    Blitzlichter. Die Emotionen kochten. Hinter Lea hätte inzwischen jemand ein Sturmgewehr durchladen können und sie hätte es nicht mal bemerkt. Noch zweiundzwanzig Minuten. Es war Zeit zu verschwinden.
    „Bitte! Meine Herrschaften!” Der MI6 Bodyguard an ihrer Seite glich einem Panzer, während er seiner Schutzperson den Weg durch die Menge bahnte. Er hatte stahlblaue Augen, mit dem würde sich auch Lea nicht anlegen wollen. Sein Deutsch war hervorragend, der britische Akzent war kaum zu hören. Er blickte sie an. Der Typ war gut, der wusste sofort, dass sie keine Staffage war. Paul hingegen würdigte er keines Blickes. Ein Zwinkern, ein Wink zu seinen Mates und fortan ließen sie Lea nicht mehr aus den Augen. Die würden ihr sofort den Kopf abreißen, sobald sie sich einmal unglücklich bewegen sollte.
    Die Stimmung glich einem Pulverfass. Im Gefecht galten andere Regeln. Nur wer schneller war, überlebte. Auch Simin Navid blickte sie nun an, sie hatte die Geste ihres Bodyguards bemerkt. Lea fühlte sich entlarvt, ihrer Tarnung beraubt und mitten im Kampf allein gelassen. Eine Flucht war nicht mehr möglich.
    Lea stutzte. Was war das denn für eine Reaktion? Diese Frau lächelte sie einfach an. Da war kein Misstrauen, keine Angst oder sonst eine für diese
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