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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
Autoren: Thariot
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Undankbare Brut! Kalt und schwarz, diese Blicke ließen kein Erbarmen erkennen. Der Zweite grinste ihn derweil spöttisch an und trieb eine weitere Klinge in seinen Bauch. Feiner Staub rieselte auf die Gasse, während er sie ohne Gram anlächelte. Ein Lächeln war eine mächtige Waffe, vor allem da seine Häscher sicherlich nicht mehr als ein hilfloses Gewimmer von ihm hören wollten.
    „Glaubt ihr etwa, mich töten zu können?”, fragte er sie mit väterlicher Stimme und legte seine Kapuze in den Nacken. Eine erdende Aura umgab sein Gesicht. Die Mordgier in ihren Blicken wich der Angst, was er durchaus verstehen konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass gedrungene Mörder ausgerechnet ihn erwischten, war nicht sonderlich hoch. Aber diese beiden hatten es geschafft.
    „Stirb, verdammt! Stirb!” Immer wieder stachen sie auf ihn ein, allerdings ohne ihn niederstrecken zu können. Nur weiterer Staub rann auf den Boden. Diese Narren! Das reichte ihm jetzt, er berührte ihre Gesichter, die binnen eines Atemzuges um Dekaden alterten. Degenerierte Brut! Sie hatten ihre Leben verwirkt, er ließ sie als gebrechliche alte Männer zurück. Vielleicht half ihnen die verbleibende Zeit, um über das Leben nachzudenken, ihr Staub war ihm so oder so sicher.
    Hastig ging er weiter, bis er ein nicht gepflastertes Wegstück erreichte. Blanke Erde, die Quelle seiner Kraft. Der Boden unter ihm begann sich zu bewegen, mit einer Drehung löste er sich auf und verschwand im Schoß seines Reiches.
     
    Landeinwärts von Deasu türmte sich ein imposantes Gebirge auf, dessen schneebedeckte Gipfel stolz gen Himmel ragten. Inmitten der eisigen Höhenzüge, und für Wanderer nur durch einen schroffen Gebirgspfad zu erreichen, lag sein Refugium, der Jabari. Der alte Vulkan war schon lange nicht mehr aktiv, doch seine Magie trotzte dem Gebirge Leben ab, das ansonsten an diesem Ort nicht möglich gewesen wäre und was ihm noch besser gefiel, das kaum einer dort vermutete.
    Ein sommerliches Aroma lag in der Luft, als sich seine erdende Gestalt in der Nähe eines Baumes aus dem Boden erhob. Er liebte die Stille der Nacht, behutsam schmiegte er sich an die Baumrinde und verschwand im Inneren des Stammes. Genüsslich vernahm das leise Rauschen des Waldes. Er hatte lange über diesen Schritt nachgedacht: In dieser Nacht setzte er Dinge in Bewegung, die alles verändern würden.
    Etwas später manifestierte er sich erneut, es gab keinen Grund zur Eile, seine Schützlinge würden ihm kaum weglaufen. Unscheinbar bewegte er sich den Stamm hinauf: Der kleine Baumbewohner, dessen haariger Schwanz von einem Ast herunterbaumelte, ließ sich jedenfalls nicht von ihm stören, eine gelbliche Frucht beschäftigte ihn vollends.
    Vorbei an einer Hängebrücke und mehreren Strickleitern gelangte er schließlich auf ein wohlgeschütztes Plateau inmitten der Baumkrone. Das Volk der Lamenis verstand es, ihre Heimstätten kunstfertig zwischen den Ästen zu errichten, und die Bäume liebten es, von ihnen bewohnt zu werden.
    Auf einer tief gespannten Tierhaut schlief Yirmesa: Eine junge Lamenis, der er schon seit ihrer Geburt seine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Ihre schwarzen Haare schimmerten in der Dunkelheit, obwohl das Mondlicht das Blätterdach kaum zu durchdringen vermochte. Ohne von ihm Notiz zu nehmen drehte sie sich murmelnd um und schlief mit der Hand unter der Wange weiter. Eigensinnig, neugierig und zerbrechlich, wie eine Blume in einer Frostnacht, er mochte die Kleine, hoffentlich würde sie die Reise überstehen. Mit einer behutsamen Geste strich er eine Handbreit ihren Arm hinauf, was unmittelbar unzählige kleine Schuppen aus ihrer Haut erwachsen und ebenso schnell wieder verschwinden ließ. Das Schicksal von Yirmesa war schon mit ihrer Geburt besiegelt!
    Er dachte über die Lamenis nach, deren einzige Bestimmung es war, für ihn zu kämpfen. Von den Männern konnten sich einige, wenn sie in Rage gerieten, zu Bären verwandeln. Die Frauen indes waren noch weitaus gefährlicher, im Kampfrausch entsprangen den Wildesten unter ihnen animalische Schuppen aus der Haut. Im Nacken und an den Flanken ihrer Arme und Beine schützte sie dann ein natürlicher Schuppenpanzer. Es gab kaum etwas, was ihre Wut dann noch aufhalten konnte.
    Für diesen Blutzoll gewährte er ihnen im Alter die Verwandlung zu Bäumen, so konnten sie für lange Zeit ihren Nachkommen nahe sein. Einen höheren Lohn vermochte er keinem sterblichen Wesen zu schenken, schließlich betrachtete er
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