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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Autoren: Helen Christopher
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mich im Gegenzug über ihre Begeisterung freue. Einzig die Gruppe halbwüchsiger junger Männer, die alleine mit mir eine Fotosession wollten und sich eng um mich drängten, war mir unangenehm. Aber immer noch besser als die Starrer, die mit ihren Handys herumspielen, so auffällig die Kameralinse in unsere Richtung haltend, dass ihre Absicht ungefragt Fotos zu machen offensichtlich ist.
    Doch die erfreulichen Begegnungen überwiegen. Die süße Familie mit dem Kleinkind, das gerade seinen Kopf geschoren bekommen hat und ein bezauberndes Festkleid trägt, kommt zu uns hinüber und bittet um ein Foto. Strahlend sage ich zu. Diese Familie hatte wiederum ich die ganze Zeit über fasziniert beobachtet. Nachdem sie uns fotografiert hat, sagt Paul: »One photo in return, please«, und auch ich bekomme eine Aufnahme mit dem niedlichen Kind. Das soll der Abschluss eines herrlichen Nachmittags sein. Schnell packen wir unsere Taschen und machen uns auf den Rückweg, ehe weitere Fototermine mit uns eingefordert werden können. Für heute macht Maja das Fotomodell Feierabend!
     
    Jetzt noch zur Moschee? Ich bin müde und habe keine Lust mehr.
    »Wie kommen wir gleich zurück?«, frage ich Paul mit dem Impetus, dass es mir mit dem Sightseeing für heute reicht und ich den Weg zurück nicht auch wieder laufen möchte.
    »Vielleicht holen wir uns eine Rikscha«, bietet mir Paul an.
    Vor dem Fort scheinen die Rikschafahrer schon auf uns gewartet zu haben. »My friend, Paharganj, come and sit down«, lädt uns der Erste in sein Gefährt ein. Wir handeln einen Preis aus, der uns aber schon beim Einschlagen viel zu hoch vorkommt.
    Zurück in Paharganj steht Paul der Kauf einer Handy-Karte im Sinn, die er in einem Vodafon-Shop ersteht. Als wir wieder auf die Straße treten, werden wir von Kashmiris umzingelt, die ihre »very nice pashmina shawls« verkaufen wollen. Nach der gefühlten tausendsten Ansprache entschließe ich, mich nicht zu Aggressionen verleiten zu lassen. Was soll's, wir haben schließlich Zeit. Und einige Schals sehen richtig hübsch aus. Zudem benötige ich doch anscheinend noch etwas Warmes zum Überstreifen, wenn es abends kalt wird. So folge ich einem Verkäufer in seinen Shop und lasse mir Schals in verschiedenen Farben zeigen. Ein Rot-brauner mit Paisleymuster spricht mich an und wird von mir erstanden. Schließlich lässt er sich traumhaft mit meinen Sandalen und meiner Tasche kombinieren.
    Von den vielen Stoffen berauscht, landen auch eine typische indische Baumwollbluse, in Grün mit aufgenähten roten Perlen sowie eine schwarze dünne Hose in meinem Besitz. Die Bluse hat lange Ärmel und reicht mir bis zu den Oberschenkeln. Mir werden auch zahlreiche kurze Tops präsentiert, die ich jedoch ablehne. Schließlich möchte ich von den Indern nicht als billige Europäerin, die leicht zu haben ist, gesehen werden. Ich habe noch die lüsternen Blicke der jungen Männer im Kopf, die mich beim Roten Fort verfolgt haben. Nein, auch wenn es sicher noch wärmer werden wird, ich möchte anständig angezogen sein und nicht mit zu freizügiger Kleidung indische Moralvorstellungen verletzen.
    Zurück im Hotel nutze ich gleich die neue Handykarte und rufe nach Hause an. Merkwürdig, um die halbe Welt die vertrauten Stimmen so nah zu hören. Meine Eltern sind beruhigt, endlich von unserer guten Ankunft zu hören. Wir machen schnell wieder Schluss, um die Telefonkosten nicht zu sprengen. Gerade rechtzeitig, denn jetzt kommt Paul nur mit einem Handtuch bekleidet und frisch rasiert ins Zimmer. Und ich auf andere Gedanken. Das Handtuch fliegt in die Ecke, meine Klamotten hinterher und eng umschlungen lassen wir uns aufs Bett gleiten. Glücklich und erschöpft schlafen wir ein.

Das soll Romantik sein?
Paul
    Wieder sind wir etwas spät. Doch da der Bahnhof um die Ecke liegt, haben wir es pünktlich dorthin geschafft. Die Eingangshalle ist bevölkert von unzähligen Menschen, die auf dem Boden sitzen und auf ihre Züge warten. Es ist noch eine halbe Stunde bis zu unserer Abfahrt, aber der Kerala-Express steht bereits am Bahnsteig. Sorgen mache ich mir über die vergitterten Fenster, die mir in Notsituationen recht unpraktisch erscheinen. „Sleeper S7“ ist unser Wagen, irgendwo in der Mitte des ellenlangen Zuges. Draußen am Eingang klebt eine Liste mit den Namen der Passagiere: Mr. Paul und Ms. Maja, Platz 39 und 40 nach Agra Cant.
    »Schau, das sind wir!«, sage ich zu Maja, erklimme mit Schwung die zwei Stufen und stürme in
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