Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Autoren: Helen Christopher
Vom Netzwerk:
Jungs auf uns zu. Sie grinsen und strecken uns ihre linke Hand zum Gruß entgegen. Mir kommt das komisch vor. Links? Ist das nicht die unreine Hand? Ihren leuchtenden Augen und ihrer offenherzigen Lebensfreude kann Maja nicht widerstehen. Entzückt reicht sie dem Kleinsten unter ihnen zuerst die Hand. Verschüchtert zieht er sie zunächst zurück, entschließt sich aber mit der rechten Hand doch zuzugreifen. Der Größte gibt ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und ergreift als Nächster Majas Hand. Jetzt wimmeln alle um uns herum und wollen ihren Gruß mit uns austauschen. Wir kommen erst weiter, als ein Pfiff ertönt und die Jungs, so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren, wieder verschwunden sind.
    Irgendwann erreichen wir dann doch noch Chandni Chowk, aber viele Geschäfte haben heute geschlossen. Ich hatte vergessen, dass Freitag ist, und mache mir Sorgen, ob der Besuch der großen Moschee heute möglich ist. Hinter den heruntergelassenen Blechrollos kann man sich den Charme der Straße leider nicht vorstellen. Wir schauen uns um, aber an ein Durch-die-Atmosphäre-treiben-lassen ist nicht zu denken. Wir nehmen uns eine Auszeit an einem Straßenstand. Die Pause tut gut, denn der Weg ist leider etwas länger als von mir angenommen.
    Man kommt so schwer durch den Verkehr und die Karte aus dem Reiseführer ist schlecht zu gebrauchen. Ich gebe Maja eine Thums Up aus und versuche mich an einer Limca. Ein paar Meter weiter erspähe ich ein Fastfood-Lokal im modernen Antlitz. Dort nimmt man sich ein Tablett und kauft ein Token von dem, was man haben möchte. Damit stellt man sich an die passende Ausgabe.
    Der Junge hinter der Theke schaut sich den Zettel an, murmelt etwas vor sich hin, reicht ihn an einen Nebenmann, drei Stationen weiter, und lächelt mich an: »Wait, wait.« Ich muss etwas unsicher gewirkt haben, mit einem Gesichtsausdruck à la : Ob ich hier jemals das bekomme, was ich geordert habe?
    Aber keine zwei Minuten später hat Maja ihren Kartoffelburger und ich mein Channa Daal mit Naan. Der junge Mann überreicht mir freudestrahlend mein Tablett und meint nur »Thank you«. Ich denke, nichts zu danken, und trete etwas beschämt meinen Weg zu einem freien Platz an. Wie konnte ich ihm bloß Böses unterstellen? Ich drehe mich noch einmal um und er lächelt mich an. Ich lächle zurück und reiche Maja ihren Burger. An unserem Tisch sitzt bereits ein Engländer, der uns sogleich anspricht.
    »I'm here for the World Cup. Do you like Cricket?« Ich erkläre ihm, dass Cricket in Deutschland nicht so populär ist. Er erzählt von der Cricket Weltmeisterschaft und dass er für die Spiele der englischen Mannschaft in Indien Karten habe: erst Nagpur, dann Bangalore, schließlich Chennai. Sein Lieblingsspieler ist Kevin Pietersen, den müssten wir aber kennen! Als wir verneinen, schaut er uns enttäuscht an. Wir versprechen ihm, die Spiele zu verfolgen und verabschieden uns.
     Beim Hinausgehen wechseln ich und der junge Mann hinter der Theke noch kurz Blicke und ich finde es schade, dass man über das Kunde-Service-Verhältnis wohl nie hinauskommen wird.

Maja
    Gestern sind wir früh ins Bett gefallen. Paul legte seinen Arm um mich und zog mich fest an sich. »Ein schönes Gefühl«, dachte ich noch, aber dann war ich schon weg. Mitten in der Nacht wurde ich wach. Dunkel war es und ich fror! Ich stand leise auf, zog mir Socken an und eine Bluse über mein Schlafshirt. Das war wohl die Quittung dafür, dass ich mich in Berlin lustig gemacht hatte, über Pauls Bedenken er könnte frieren. Heute Morgen hat er mich auch extra »nett« geweckt, mir an der Nase gewackelt und als ich die Augen öffnete mit einem schelmischen Grinsen gefragt: »War meiner Süßen heute Nacht etwa kalt?«
    Und ich hatte gehofft morgens vor ihm aufzuwachen, um diesen Umstand verheimlichen zu können. Tja, nun muss ich seine Häme wohl über mich ergehen lassen.
    Aber viel Zeit blieb dafür glücklicherweise nicht, denn der Besuch vom Roten Fort stand heute an.
     
    Im Fort sitzen wir nun auf einer Wiese, von den roten Mauern umringt unter einem großen Baum, der wohltuenden Schatten spendet. Hier sind wir die Hauptattraktion. Das ist schon die fünfte Fotoanfrage, seit wir uns auf dem Rasen niedergelassen haben. Wir scheinen interessanter als das Fort selbst zu sein. So posieren wir inmitten fremder indischer Familien aus dem ganzen Land für deren Fotoalben. Sie freuen sich so sehr über die Begegnung mit uns, dass ich ganz gerührt bin und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher