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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin
Autoren: Trudi Canavan
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beobachtete, wie die Frau, die ihm das Leben gerettet hatte, mit hocherhobenem Kopf vor ihre Anführerinnen trat. Eine Woge jäher, schwindelerregender Zuneigung schlug über ihm zusammen.
Sie ist so stolz. So schön.
Dann verdarben ihm ein vertrauter Zweifel und Ärger den Augenblick.
Ich wünschte, ich wüsste, ob Chari recht hat oder nicht. Wenn sie unrecht hat, möchte ich mich nicht zum Narren machen, indem ich versuche, Tyvara für mich zu gewinnen. Aber wenn sie recht hat... wenn Tyvara mich mag ...es sich aber zur Gewohnheit macht, jene wegzustoßen, die sie bewundern... habe ich die Entschlossenheit, weiter um sie zu werben?
    Jede Faser seines Wesens war davon überzeugt, dass er in der Tat genug Entschlossenheit besaß.
    Er beobachtete, wie Savara aufstand und ein Zeichen machte. Tyvara trat an den Tisch und neigte den Kopf. Die ältere Frau umfasste Tyvaras Kopf und schloss die Augen.
    Eine lange Pause folgte, während derer alle die beiden erwartungsvoll beobachteten. Als Savara schließlich die Hände sinken ließ, sagte sie nichts. Sie setzte sich, und Tyvara kehrte an ihren früheren Platz zurück.
    »Was hast du erfahren?«, fragte Riaya.
    »Alles, was Tyvara uns erzählt hat, ist wahr«, antwortete Savara.
    Ein allgemeines Seufzen lief durch den Raum. Riaya legte die Hände auf den Tisch.
    »Dann wird es Zeit abzustimmen.« Sie sah zuerst Tyvara an, dann die Zuschauer. »Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Tyvara Riva nicht hätte töten müssen. Sie hätte Riva von Lorkin wegstoßen oder die beiden auf andere Weise trennen sollen. Aber wir räumen auch ein, dass kaum Zeit zum Nachdenken war. Tyvara handelte, um sicherzustellen, dass die Wünsche der Königin erfüllt wurden, und um eine Situation zu verhindern, die vielleicht zu einer Bedrohung für das Sanktuarium geführt und unsere Leute in Sachaka noch mehr gefährdet hätte.« Sie hielt inne und sah die Sprecherinnen an. »Soll
Tyvara
für die Ermordung Rivas hingerichtet werden?«
    Von den sechs Frauen am Tisch hoben zwei die Hand. Die übrigen hielten die Hände unten. Da Kalia die Hand gehoben hatte, vermutete Lorkin, dass dies das Zeichen der Zustimmung war.
    »Vier dagegen, zwei dafür«, fasste Riaya zusammen. Sie betrachtete die Zuschauer. Zu Lorkins Überraschung machten auch sie die eine oder andere Geste. »Die Mehrheit ist dagegen«, erklärte Riaya. Sie sah die Königin an, die jetzt die Hand ausstreckte, die Innenfläche nach unten geneigt. »Wir sind alle der gleichen Meinung.«
    Die Hände wurden heruntergenommen. Riaya wirkte erfreut, wie Lorkin bemerkte.
    »Der Tod einer Mitverräterin ist eine ernste Angelegenheit«, fuhr sie fort. »Und ganz gleich was der Grund dafür war, eine Strafe muss folgen. Tyvara muss für die nächsten drei Jahre im Sanktuarium bleiben; danach darf sie eine Stellung als Späherin oder Wächterin annehmen und darauf hinarbeiten, die Verantwortung, die sie früher hatte, erneut zu übernehmen. Während dieser drei Jahre soll sie einen Tag von jeweils sechs dem Wohl von Rivas Familie widmen.« Riayas Blick wanderte wieder zu Tyvara hinüber. »Akzeptierst du dieses Urteil?«
    »Ja.«
    »Dann ist es entschieden. Es steht dir frei zu gehen. Diese Verhandlung ist beendet, und die Gesetze des Sanktuariums wurden gewahrt. Mögen die Steine weiter singen.«
    »Mögen die Steine weiter singen«, erwiderten die Zuschauer.
    Unruhe brach im Raum aus, als alle sich erhoben. Lorkin beobachtete Tyvara. Sie blickte zu Boden. Sie schüttelte schwach den Kopf, dann sah sie Savara an. Die ältere Frau lächelte wohlwollend. Dann zog sie fragend die Augenbrauen hoch, und ihr Blick wanderte zu Lorkin hinüber. Er blinzelte und sah, dass Tyvara die Augen verdrehte. Dann wandte sie sich um und schritt auf die Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raumes zu. Er konnte Chari dort stehen sehen. Die junge Frau grinste. Sie blickte zu ihm herüber und zwinkerte ihm zu.
    Jemand zupfte an seinem Ärmel. Die Führerin lächelte ihn an.
    »Ich soll dich als Nächstes in dein Quartier geleiten.« Ihr Lächeln wurde breiter. »In dein neues Quartier.«
    Die Niedergeschlagenheit, die sich gerade in ihm hatte breitmachen wollen, verschwand wieder. »Es hat nicht zufällig ein Fenster, oder?«
    Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen. »Nein. Aber du wirst Gesellschaft haben, und es steht dir frei, zu kommen und zu gehen, wie es dir gefällt - natürlich solange du das Sanktuarium nicht verlässt. Ich bin übrigens Vytra.«
    »Freut
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