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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman
Autoren: Trudi Canavan
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aber. Es gefiel den Sklaven nicht, wenn er im Gildehaus auf und ab ging. Sie huschten ihm aus dem Weg oder spähten um Ecken, um ihn zu beobachten. Ihre gewisperten Warnungen eilten ihm in solchen Fällen voraus, was immer eine Ablenkung war. Er ging auf und ab, um nachzudenken, und konnte keine getuschelten Störungen seiner Gedanken gebrauchen.
    Irgendwann werden sie es schon schaffen, sich so zu verständigen, dass ich nichts mehr davon höre oder sehe, sagte er sich und trat hinter dem Schreibtisch hervor. Entweder das, oder ich werde mich daran gewöhnen müssen, in meinem Zimmer im Kreis zu laufen.
    Als er aus seinem Arbeitszimmer in den Hauptraum seiner Wohnung trat, warf sich ein Sklave, der an der Wand gestanden hatte, zu Boden. Dannyl machte eine abschätzige Handbewegung. Der Sklave warf ihm einen vorsichtigen, forschenden Blick zu, dann rappelte er sich hoch und verschwand im Flur.
    Langsam durchquerte Dannyl den Raum und trat ebenfalls in den Flur. Es war seltsam, aber die Anlage der sachakanischen Häuser selbst erhöhte den Reiz, darin umherzuwandern. Die Wände waren selten gerade, und die Flure des größeren, privaten Teils des Hauses wanden sich in eleganten Kurven, die irgendwann zusammenliefen.
    Die nächste Gruppe von Räumen hatte Lorkin gehört. Dannyl hielt im Eingang dazu inne, dann ging er hinein. Er rechnete jetzt jeden Tag damit, dass ein Ersatz für seinen Assistenten eintraf und hier Quartier bezog. Schließlich ging er zur Schlafzimmertür und starrte auf das Bett.
    Ich denke, ich sollte dem Nachfolger gegenüber lieber nicht erwähnen, dass dort einmal eine tote Sklavin gelegen hat, ging es ihm durch den Kopf. Mich würde dieses Wissen beunruhigen, und ich würde wahrscheinlich nächtens wach liegen und müsste mich zwingen, mir nicht vorzustellen, dass neben mir eine Leiche liegt.
    Die Leiche war eine unangenehme Entdeckung gewesen, aber weniger schlimm als die Entdeckung, dass Lorkin zusammen mit einer anderen Sklavin verschwunden war. Zuerst hatte er sich gefragt, ob Sonea mit ihrer Befürchtung richtiggelegen hatte, dass die Familien der sachakanischen Eindringlinge, die sie und Akkarin vor über zwanzig Jahren getötet hatten, Rache an ihrem Sohn nehmen würden.
    Nachdem er die Sklaven verhört hatte und den gesammelten Hinweisen gefolgt war – mithilfe des Repräsentanten des sachakanischen Königs, Ashaki Achati –, hatte er entdeckt, dass dies nicht der Fall war. Lorkin war vielmehr von Rebellen entführt worden, einer Gruppe, die sich die Verräterinnen nannte. Achati hatte veranlasst, dass sich ihnen fünf sachakanische Ashaki anschlossen, und sie hatten Lorkin und seine Entführerin in die Berge verfolgt. In das von den Verräterinnen beherrschte Territorium.
    Lediglich sechs sachakanische Magier und ein einziger der Gilde hätten einem Angriff der Verräterinnen jedoch niemals standhalten können. Dannyl hatte inzwischen begriffen, dass die Verräterinnen nur deshalb nicht angegriffen hatten, weil das zu weiteren Einfällen in ihr Territorium hätte führen können. Wären Dannyl und seine Helfer allerdings dem Stützpunkt der Verräterinnen zu nahe gekommen, hätten diese sie getötet. Glücklicherweise hatten die Rebellen ein Treffen zwischen ihm und Lorkin arrangiert, und sein Gehilfe hatte ihm versichert, dass er mit den Verräterinnen gehen und mehr über sie herausfinden wolle.
    Dannyl wandte sich von Lorkins ehemaligem Schlafzimmer ab und verließ langsam die Wohnung, wobei sich ein Gefühl der Düsternis in ihm ausbreitete. Er war erleichtert gewesen zu erfahren, dass Lorkin in Sicherheit war. Er hatte es sogar aufregend gefunden, dass Lorkin hoffte, etwas über Magie zu erfahren, von der die Gilde keine Kenntnis hatte. Eines war ihm jedoch nicht klar gewesen: wie peinlich diese Situation für die Ashaki gewesen war, die mit ihm ausgezogen waren, um Lorkin zu befreien.
    Sie waren verpflichtet gewesen, so lange zu suchen, bis Lorkin gefunden wurde. Aus Furcht vor einem Angriff aufzugeben hätte für sie Gesichtsverlust bedeutet. Dannyl hatte ihnen diese Demütigung erspart, indem er die Entscheidung selbst traf. Es war ihm nur gerecht erschienen, nachdem sie sich für ihn und Lorkin in Gefahr gebracht hatten. Aber ihm war nicht klar gewesen, welchen Schaden dadurch sein Ansehen bei der sachakanischen Elite nehmen würde.
    Der Flur zweigte nach links ab. Dannyl strich mit den Fingerspitzen über die weißgetünchte Wand, dann blieb er am Eingang zu einer weiteren
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