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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman
Autoren: Trudi Canavan
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zu ziehen. Nachdem sie sich schon jahrhundertelang vor den Ashaki versteckten, waren sie sehr rigoros, was den Schutz ihres geheimen Zuhauses und ihrer Lebensweise anging. Sie gestatteten ihren Leuten keinerlei Gebrauch der Gedankenrede, um jede Möglichkeit auszuschließen, auf ihre Stadt und deren Lage aufmerksam zu machen. Mit wenigen Ausnahmen waren die einzigen Verräterinnen, die das Tal verlassen und wieder zurückkehren durften, die Spioninnen.
    Aber während er Evar tiefer in das unterirdische Netzwerk von Gängen folgte, fragte sich Lorkin, ob es nicht zu früh für ihn war, die Höhlen aufzusuchen. Er wollte den Verräterinnen keinen Grund geben, ihm zu misstrauen.
    Aber als einem Fremdländer würden sie ihm vielleicht ohnehin nie voll und ganz trauen. Und es reichte ihm auch so viel Vertrauen, dass er sie dazu bringen konnte, mit der Gilde und den Verbündeten Ländern Handel zu treiben. Und über kurz oder lang wird ihnen auffallen, dass sie versäumt haben, mir offiziell einen Besuch in den Höhlen zu verbieten, und sie werden das schleunigst nachholen. Ich muss also jetzt die Gelegenheit nutzen.
    Evar hatte ihn noch auf einen weiteren Aspekt ihres Plans hingewiesen. »Die Verräterinnen treffen ihre Entscheidungen selbst – oder besser: Sie schätzen es nicht, wenn andere eine Entscheidung für sie treffen. Wenn du willst, dass sie etwas tun, musst du sie glauben machen, dass es sich um ihre eigene Idee handelt. Wenn uns jemand bei der Besichtigung der Höhlen entdeckt, dann hast du sie immerhin mit dem Kopf darauf gestoßen, dass sie etwas haben, das der Gilde wohl die Weitergabe der magischen Heilkunst wert sein könnte.«
    »Da wären wir«, sagte Evar und drehte sich zu Lorkin um.
    Der Flur war hier so schmal, dass sie nicht mehr nebeneinander gehen konnten. Evar war vor einem Durchgang stehen geblieben. Über Evars Schulter sah Lorkin, dass er in einen hell erleuchteten Raum führte.
    Es gibt nicht einmal eine Tür, bemerkte er. Warum halten sie den Raum nicht verschlossen, wenn er ein Geheimnis birgt? Vielleicht weil es kein gar so großes Geheimnis ist?
    Evar gab ihm ein Zeichen und trat durch die Öffnung. Lorkin folgte ihm und blickte sich in der riesigen Höhle um. Außer ihnen schien niemand da zu sein. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Höhlenwände, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
    Sie waren über und über mit einer Unzahl glitzernder, bunter Edelsteine bedeckt. Zuerst dachte er, die Anordnung der Steine sei willkürlich, aber langsam zeichneten sich vor seinen Augen Bänder, Wirbel und Flächen ähnlicher Farbtöne ab. Als er sich umdrehte, um die Wand hinter ihnen genauer zu betrachten, stellte er fest, dass die Steine unterschiedlich groß waren – manche nur winzige Punkte, andere daumennagelgroß.
    »Da machen wir die Lichtsteine«, erklärte Evar, bedeutete ihm zu folgen und trat auf einen blendend hellen Bereich der Wand zu. »Ihre Herstellung ist am einfachsten, und man sieht auch sofort, ob sie gut geworden sind. Man braucht dazu nicht einmal einen Duplikatorstein.«
    »Duplikatorstein?«, wiederholte Lorkin. Evar hatte solche Steine schon früher erwähnt, aber Lorkin hatte ihren Verwendungszweck niemals ganz verstanden.
    »Einen von diesen hier.« Evar wechselte abrupt die Richtung und führte Lorkin zu einem der vielen Tische in der Höhle. Er öffnete eine hölzerne Schatulle, in der in einem Bett aus feinen, daunigen Fasern ein einzelner Edelstein lag. »Bei den Lichtsteinen braucht man den wachsenden Steinen lediglich den gleichen Gedanken einzugeben, den man benutzt, um ein magisches Licht zu erschaffen. Aber bei Steinen mit komplizierteren Verwendungszwecken ist es einfacher, man nimmt einen, der bereits fertig ist und einwandfrei funktioniert, und projiziert dessen Struktur in den neu zu schaffenden Stein. Das verringert die Fehlerquote und die Zahl mangelhafter Steine, außerdem kann man mehrere Steine gleichzeitig wachsen lassen.«
    Lorkin nickte. Dann deutete er auf einen anderen Bereich. »Was tun diese Steine?«
    »Eine Barriere schaffen und aufrecht halten. Sie werden benutzt, um vorübergehend Wasser einzudämmen oder Steinmuren aufzuhalten. Sieh dir mal das hier an …« Sie gingen zu einer Wand mit winzigen schwarzen Kristallen. »Das werden Gedankenblocker. Ihre Herstellung dauert lange, weil sie so kompliziert sind. Es wäre einfacher, wenn sie lediglich die Gedanken des Trägers beschirmen müssten, aber sie müssen dem Träger auch die
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