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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman
Autoren: Trudi Canavan
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hinbringst.«
    Evar schluckte den letzten Bissen seiner Mahlzeit herunter. »Wahrscheinlich nicht. Aber meine Tante Kalia liebt mich.« Lorkin hatte Kalia zwar nie mit Evar plaudern sehen, aber sie schien ihren Neffen tatsächlich zu schätzen. »Willst du das noch essen?«
    Lorkin schüttelte den Kopf und schob die Reste seines Mahls beiseite. Er war zu nervös, um viel zu essen. Evar betrachtete stirnrunzelnd den halbvollen Teller, sagte jedoch nichts und aß den Rest einfach selbst. Da die landwirtschaftlichen Flächen im Tal knapp waren, sahen die Verräterinnen Verschwendung nicht gern. Und Evar war ständig hungrig. Die beiden erhoben sich, säuberten das Geschirr, das sie benutzt hatten, räumten es weg und verließen dann den Männerraum. Lorkin spürte, wie ihm seine Nervosität den Magen zusammenschnürte, aber gleichzeitig war er ungeduldig und voller Erwartung.
    »Wir werden durch einen der hinteren Gänge gehen«, murmelte Evar. »Dort ist die Gefahr geringer, dass man dich bemerken wird, wenn du hineingehst.«
    Während sie unterwegs waren, überlegte Lorkin sich noch einmal, was er eigentlich durch seinen Besuch der Höhlen herauszufinden hoffte. Die Gilde hielt schon jahrhundertelang daran fest, dass es keine wahren magischen Gegenstände gab, nur gewöhnliche Dinge, denen durch Magie strukturelle Integrität oder verbesserte Eigenschaften verliehen wurden – wie zum Beispiel durch Magie verstärkte Gebäude oder die Mauern, die in der Universität leuchteten –, weil sie aus Materialien bestanden, in denen Magie langsamer wirkte als gewöhnlich, so dass ihr Effekt noch erhalten blieb, lange nachdem ein Magier seine Arbeit daran beendet hatte. Selbst den gläsernen Blutsteinen, die die Gedankenrede zwischen dem Träger und dem Schöpfer des Rings kanalisierten, und zwar auf eine Art und Weise, die verhinderte, dass andere Magier sie hören konnten, gestand man keine eigene Magie zu.
    Er vermutete nun, dass einige der Edelsteine im Sanktuarium tatsächlich Magie enthielten. Die meisten davon waren allerdings eher wie Blutsteine – es wurde Magie hineingegeben, die dann von dem Stein zu einem bestimmten Zweck umgeformt wurde. Alle Verräterinnen, die sich aus ihrem geheimen Zuhause herauswagten, trugen einen winzigen Stein unter der Haut, der es ihnen nicht nur gestattete, ihren Geist zu schützen, falls ein sachakanischer Magier ihre Gedanken las, sondern es ihnen auch ermöglichte, einen Gedankenleser stattdessen unschuldige, sichere Gedanken sehen zu lassen. Die Flure und Räume innerhalb der Stadt wurden mit Edelsteinen beleuchtet, die Licht spendeten. Die Krankenstation, auf der Lorkin sich um die Patienten kümmerte, barg mehrere Steine mit nützlichen Eigenschaften, angefangen von der Schaffung eines warmen Leuchtens oder einer sanften Vibration, um verkrampfte Muskeln zu lockern, bis hin zu Steinen, die Wunden ausbrennen konnten.
    Falls die historischen Unterlagen, auf die Lorkin und Dannyl gestoßen waren, korrekt waren, dann war es auch möglich, in einem Edelstein unermessliche Mengen von Magie zu lagern. Vor vielen hundert Jahren hatte es einen Lagerstein in der sachakanischen Hauptstadt Arvice gegeben. Chari, die Frau, die ihm und Tyvara geholfen hatte, sicher bis zum Sanktuarium zu gelangen, behauptete, die Verräterinnen wüssten von Lagersteinen, hätten jedoch keine Ahnung, wie man sie herstellte. Vielleicht hatte sie die Wahrheit gesagt, vielleicht aber auch gelogen – möglicherweise, um ihre eigenen Leute zu schützen.
    Falls es Kenntnisse über die Fertigung solcher Lagersteine gab, könnte es die Gilde der Notwendigkeit entheben, einigen Magiern zu gestatten, schwarze Magie zu erlernen für den Fall, dass es erneut zu einer Invasion sachakanischer Magier kam. Stattdessen könnte Magie in den Steinen gelagert werden, um sie für die Verteidigung des Landes zu benutzen.
    Das war der Grund, warum er es riskierte, die Höhlen der Steinemacher zu besuchen. Er war nicht darauf aus zu lernen, wie die Steine hergestellt wurden, er wollte sich nur versichern, dass sie das Potenzial besaßen, das er sich von ihnen erhoffte. Denn dann könnte er vielleicht ein Tauschgeschäft zwischen der Gilde und den Verräterinnen aushandeln: die Kunst des Steinemachens gegen die Kunst der Heilung mittels Magie. Es wäre ein Tausch, von dem beide Seiten profitierten.
    Er wusste, dass es harter Arbeit bedürfen würde, die Verräterinnen dazu zu bewegen, einen solchen Tausch überhaupt in Erwägung
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