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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Autoren: Stefan M. Fischer
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Nachrichten lagen dort.
     
    Sebastian Koller steht unter Mordanklage
     
    Unter der Schlagzeile auf der Titelseite war das Bild abgedruckt, das ihn mit Linda zeigte, und das er ihr in den Postkasten geworfen hatte. Ihre Augen waren mit einem Balken unkenntlich gemacht worden. Ein weiterer Beleg dafür, dass er in die Zukunft schauen konnte.
    Eine Mücke schwirrte im Lichtkegel der Sonne herum, der die Zeitung wie ein Spot bestrahlte. Aus dem Gang hörte man Schritte und Schlüssel im Türschloss klimpern. Der Ruf eines Justizvoll¬zugsbeamten schallte durch die JVA, und die Mücke surrte nun nah an Sebastians Ohr. Ihm war, als würden all die Geräusche in ihm hallen, so leer fühlte er sich in diesem Moment. Schritte vor seiner Tür, sie ging auf. Neben dem Justizvollzugsbeamten stand ein Mann im weißen Kittel. Er stellte sich als Dr. Perlinger vor. »Herr Koller, kommen Sie bitte zur Untersuchung mit.«
    Sebastian hatte kaum Kraft, sich zu bewegen und schleppte sich mit in das Krankenhausabteil. Er musste Urin abgeben, der Arzt nahm ihm Blut ab und er befragte ihn über innere Beschwerden oder dergleichen.
     
    Als es zu einer Verhandlung kam, hatte Sebastian Mühe, dem Haftrichter seine Geschichte und seine Gabe überzeugend darzu¬legen. Zu sehr nahm es ihn mit, dass er Maurice auf dem Gewissen hatte. Immer wieder schweifte er in Gedanken ab, während der Haftrichter nachhaken musste und auch wissen wollte, warum Sebastian sich so sicher wäre, in die Zukunft schauen zu können. Wirklich beweisen konnte er keine seiner Heldentaten. Melissa konnte lediglich bestätigen, dass er allem Anschein nach diese Gabe hatte, aber natürlich beruhe das auf einem Gefühl und nicht auf Fakten.
    Am dritten Verhandlungstag wurde Linda in den Zeugenstand gerufen. Sebastian hatte sie einige Wochen nicht mehr gesehen und war über ihr Aussehen schockiert. Ihre Haut sah fleckig aus, ihre Wangen waren eingefallen, Ringe unter den Augen. Es schien zudem, als hätte sie stark abgenommen. Die Frage, die ihn am meisten beschäftigte, war, warum ihr Schwangerschaftsbauch nicht mehr zu sehen war. Die Antwort bekam er, als sie dem Richter erzählte, dass sie ihr Kind durch den Stress verloren habe.
    »Das Baby war mein Leben!«, schluchzte sie und schaute böse zu Sebastian. Er konnte ihren anklagenden Blick nicht ertragen und schaute weg. Vielleicht auch, weil er nicht wollte, dass sie den Hauch von Erleichterung bei ihm entdeckte, schließlich war durch ihre Fehlgeburt die Gefahr für Melissa und Vivianne gebannt worden. Dafür würde er gern ein paar Jahre ins Gefängnis wandern, Haupt¬sache, seiner Familie würde nichts geschehen.
    »Mein Junge ist tot, weil der da drüben verrücktspielen musste.« Sie deutete auf Sebastian, ohne ihn anzusehen.
    »Ein Junge?« Er war so überrascht, dass er den Gedanken laut formulierte.
    »Ja, du Arschloch!«, schrie sie zu ihm rüber und musste von ihrem Anwalt festgehalten werden, um nicht auf Sebastian loszugehen.
    Dass es ein Junge geworden wäre, konnte anschließend Dr. Perlin¬ger bestätigen, der Sebastian zuvor untersucht hatte. Doch nicht nur dieser Fakt widerlegte Sebastians Zukunftsvision. Die Untersuchun¬gen hätten ergeben, dass Sebastian unter einem Klinefelter-Syndrom litt.
    »Und was bedeutet das?«, fragte der Richter. Auch Sebastian war auf die Antwort gespannt, da er nicht wusste, was das sein sollte.
    »Das Klinefelter-Syndrom ist eine nicht seltene Störung der Geschlechtschromosomen«, erklärte der Arzt. »Bei den betroffenen Männern ist ein X-Chromosom zu viel und deshalb produziert der Hoden keinen Samen.«
    »Herr Koller ist mit anderen Worten unfruchtbar«, stellte der Richter fest.
    »So ist es. Er war es schon immer und wird auch niemals Kinder zeugen können«, ergänzte Dr. Perlinger.
    Er war unfruchtbar? Also keine Vivianne, keine Familie. Bei dem Tattoo-Mädchen hatte er sich auch getäuscht. All das konnte sich Sebastian nicht erklären.
     
    Als er in der Nacht allein in der Zelle war, stellte er sich zermür¬bende Fragen. Wie konnte er sich so täuschen? In allem? Aber er hatte doch so vieles richtig vorausgesehen. Dort, die Zeitung auf dem Tisch, mit der vorausgesehenen Schlagzeile. Die Sache mit dem kleinen Afghanen, seine Zechprellerei. Aber warum täuschte er sich in dieser so wichtigen Sache? Irgendetwas stimmte nicht. Vor lauter Grübelei schien ihm der Kopf zu zerbröseln und er sehnte sich nach einer Antwort. »Mama«, murmelte er. Ihr Geist hatte ihn
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