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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Autoren: Nicole Stoye
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Dennoch sollten wir dafür Sorge tragen, dass ihre Taten nie wieder in Vergessenheit geraten. Nicht um ihretwillen, sondern angesichts jener, die in dem Kampf gegen sie ihr Leben und ihre Kinder lassen mussten. Sie verdienen, dass man sich an sie erinnert.“
    „Das sind große Worte“, entgegnete er anerkennend. „Und es klingt nach einer Menge Arbeit. Hast du denn auch schon eine Idee, wo wir beginnen sollen?“
    Arrow nahm Keylams Hand und legte sie auf das Schlafende Amulett. „Dort, wo es unser beider Herz verlangt.“
    Traurigen Blickes senkte er seinen Kopf. „Du weißt, dass es mein größter Wunsch ist, ihn wieder bei uns zu haben. Doch keiner von uns weiß, wohin Anne ihn gebracht hat.“
    „Du hast recht“, sagte sie zuversichtlich, „wir beide wissen es nicht.“ Dann richtete sie ihren Blick auf Grint und fügte hinzu: „Aber ich kenne jemanden, der es uns verraten kann.“
    Keylams Augen leuchteten, als er das Weidemännchen betrachtete, das treu mit seinen Augen klimperte und nach wie vor das zerstörte Geminusbuch umklammerte.
    „Und was ist mit Emily?“, fragte er schließlich.
    „Wir werden ihr danach Lebewohl sagen“, entgegnete sie mit einem Lächeln. „Ich möchte, dass Tyron das Mädchen kennenlernt, von dem ich ihm eines Tages erzählen werde, wie sie mein Leben gerettet hat.“

Die Elfenkönigin

    Zarte Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster des kleinen Cottages, das so verträumt von Bäumen und Sträuchern umgeben an einem alten Weg weit abseits des nächsten Dorfes lag. Der Herd war alt und im Winter wurde es über Kamine beheizt, doch Anne störte das wenig. Ganz im Gegenteil, denn sie fand, dass die rasante Entwicklung und der Fortschritt der menschlichen Welt in den letzten Jahren an Zauber und Idylle eingebüßt hatte. Alles war so laut und schnelllebig geworden. Niemand war mehr zu Pferd oder mit der Kutsche unterwegs, ausgenommen es diente der Vergnügung. Und auch die Mode hatte sich sehr verändert, zum Nachteil, wie sie fand. Arrow jedoch, da war sie sicher, hätte Gefallen daran gefunden, denn Röcke oder Kleider sah man an Frauen eher selten, und selbst die waren über die Jahre hinweg immer kürzer geworden. Stattdessen hatten sich Beinkleider oder Hosen, wie man es heutzutage nannte, durchgesetzt.
    Nein, Anne liebte das Leben inmitten der Stille. Es bewahrte die Illusion, dass sich nichts verändert hatte. Und wenn sie aus dem Fenster schaute und dem mittlerweile fünfjährigen Tyron beim Spielen im Garten zusah, verzichtete sie gerne auf Dinge wie Radios, Fernseher oder elektrische Nähmaschinen. Denn der kleine Junge war trotzdem, oder vielleicht sogar gerade deswegen, glücklich und es erfüllte sie mit Freude, miterleben zu dürfen, wie er die Natur jeden Tag aufs Neue für sich entdeckte.
    Von Zeit zu Zeit jedoch stimmte es sie aber auch traurig, wenn sie darüber nachdachte, wie viel seine Eltern schon verpasst hatten. In der Menschenwelt verging die Zeit schneller als dort, wo sie ursprünglich herkamen. Monate dort wurden zu Jahren hier. Aber ungeachtet dessen wurden Kinder so oder so viel zu schnell erwachsen und sie machten die Zeit immer sehr viel kostbarer, als sie ohnehin schon war.
    Während sie am Tisch stand und noch immer selbst das Brot backte, das sie und Tyron täglich verzehrten, schwelgte sie in Erinnerungen. Sie entsann sich daran, wie er seine ersten Zähne bekam, die ersten Schritte machte und natürlich auch an sein allererstes Wort, das, wie sollte es anders sein, Oma gelautet hatte. Ihr ging das Herz auf, wenn er sie anlächelte oder sie ein ums andere Mal darum bat, ihr Geschichten aus der anderen Welt zu erzählen. Heutzutage wurden diese Dinge bei weitem nicht mehr so verbissen gesehen wie zu Arrows Kindertagen. Das also hatte sich zum Vorteil entwickelt. Obgleich sie sich auch beleidigt fühlte, wenn man die Erzählungen über Elfen, Zwerge oder Kobolde als Humbug abtat.
    Völlig in ihre Gedanken vertieft, knetete sie den Teig, als sie Tyron plötzlich aufgeregt aus dem Garten rufen hörte. „Großmutter, Großmutter!“
    Und während sie sich noch das Mehl an einem Geschirrtuch abputzte, kam der kleine Junge auch schon zur Tür hineingestürmt.
    „Großmutter!“, wiederholte er ganz außer Atem. „Dort draußen am Zaun ist eine Frau, so schön, wie ich nie eine vor ihr gesehen habe. Sie hat wallendes, blondes Haar und ein Mann ist bei ihr. Beide tragen merkwürdige Kleider und sagen, dass sie mich von früher kennen und mich
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