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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Autoren: Nicole Stoye
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vor ihr und musterte sie stirnrunzelnd. Es war ein höchst merkwürdiger Anblick, denn nie zuvor hatte sie ein Tier gesehen, das zu einer solchen Mimik imstande war.
    „Ich tippe eher auf Letzteres“, fügte er augenrollend hinzu. „Dein albernes Grinsen untermauert meine Theorie. Dreh dich lieber wieder um und tatsche weiter mit deinen Händen auf den Büchern rum. So wie du jetzt guckst, erschreckst du noch jemanden.“
    „Ach, wirklich?“, entgegnete sie erstaunt. „Dann ist es also doch möglich, dich aus der Fassung zu bringen.“
    Der Puka überlegte kurz, schüttelte aber schließlich den Kopf. „Nach allem, was ich in meinem bisherigen Dasein schon erlebt habe, kann mich eigentlich nichts mehr beeindrucken.“
    Er drehte sich fort und ging zur Seite.
    „Wie hast du es geschafft, mich hierherzubringen?“, fragte sie voller Begeisterung.
    „Du denkst, das hier ist real?“, fragte er verdutzt. „Sonst fragst du doch auch immer als erstes, ob du dich in einem Traum befindest. Und wenn du es dann endlich tust, fällt es dir noch nicht einmal auf.“
    „Du meinst, ich unterhalte mich gerade nicht wirklich mit dir?“, entgegnete sie, nahm erneut eines der Bücher aus dem Regal und hielt es an ihre Nase, um daran zu riechen.
    „Ich wünschte, dem wäre so. Dann müsste ich hier nicht dieses alberne Gespräch führen.“
    Arrow musterte ihn belustigt. „Weißt du eigentlich, dass du genauso klingst wie ein Freund von mir? Er ist ein Zwerg und liebt Sarkasmus.“
    „Wirklich?“, erwiderte er betreten. „Ich bin hier um endlich all deine Fragen zu beantworten und du willst mit mir über Zwerge reden?“
    „Du willst Fragen beantworten?“, entgegnete sie hellhörig, stellte das Buch zurück ins Regal und wandte sich ihm zu. „Dann muss das wirklich ein Traum sein. Der Puka, den ich kenne, gibt nämlich nur Rätsel auf. Niemand weiß, woher er gekommen ist, wohin er gehen wird oder wer ihn geschickt hat.“
    „Du hast gegen einen Gesandten der Todsünden gekämpft“, sagte er. „Da dürfte es dir nicht schwer fallen, herauszubekommen, wer mich geschickt hat.“
    „Eine logische Erklärung wäre, dass es die Tugenden waren. Die Tatsache jedoch, dass ausgerechnet du zu unserem heimlichen Beistand ernannt wurdest, schließt Logik aus. Alles, was mir dann noch in den Sinn käme, wäre durch und durch unlogisch.“
    „Sag mal, hast du vielleicht doch was auf den Kopf gekriegt? Warum redest du so wirres Zeug? Erinnerst du dich überhaupt noch an die letzten Ereignisse?“
    Arrow ging in sich. „Da war Laris und ein übergroßes Wesen, das er als das Kind in mir bezeichnet hat. Emily hat mit ihm gekämpft. Und zuletzt kam die Abaläe und hat beide fortgeschleppt. Allerdings will mir nicht in den Kopf, woher sie so plötzlich gekommen ist und wie es ihr überhaupt möglich war. Ich hatte stets angenommen, sie wäre nur eine Skulptur, ein Symbol für alle, die es zu beklagen galt und kein Retter in der Not.“
    „Einerseits war sie es, doch auf der anderen Seite war sie auch unendlich viel mehr. Sie war ein Teil der verlorenen Kinder. Von jedem einzelnen wohnte ein winzig kleiner Hauch in ihrem Körper, das sie zu etwas ganz Außergewöhnlichem gemacht hat. Und als sie deine oder vielmehr die Hilferufe deines Kindes vernommen hat, kam sie, um dich zu retten. Nie zuvor hatte ein Kind die Kraft besessen, nach ihr zu rufen. Der böse Elf hatte das stets unterbunden. Bei dir jedoch muss etwas geschehen sein, das deinem Kind den Mut dazu gegeben hat, seine Stimme zu erheben und sich zur Wehr zu setzen.“
    „Ja“, sagte sie lächelnd und strich liebevoll über das Amulett an ihrem Hals, „und ich weiß auch, was es gewesen ist.“
    „Es muss schon etwas ganz Besonderes sein, wenn es deinen freien Willen erhalten hat“, sagte der Puka. „Du solltest daran festhalten.“
    „Das habe ich vor“, sagte sie freudig, doch im nächsten Moment erstarb ihr Lächeln. „Und ich werde es auch dann noch tun, wenn ich unter dem Zepter Perchtas diene, um meine Schuld der Merga gegenüber zu begleichen.“
    „Deine Schuld?“, fragte der Ziegenbock verdutzt. „Du bist ihr nichts schuldig. Die Herrscherin des Holunderwaldes hat sich für dich verbürgt und der Merga als Pfand eines ihrer Augenlichter überlassen.“
    „Was?“, entgegnete Arrow überrascht. „Das kann unmöglich sein. Das Augenlicht hat sie im Gegenzug ...“
    „... für einen letzten Blick auf den toten Körper ihrer Tochter gegeben?“,
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