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Sommerrot

Sommerrot

Titel: Sommerrot
Autoren: Leah Moorfeld
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aus der Tasche. Noch immer kein Lebenszeichen von Tino. Ich nutze die Wartezeit, um nochmals eine SMS zu schreiben.
    « Gibt es Probleme? Ich mache mir langsam Sorgen. Bitte melde dich! Süße Küsse, Lena!»
    Ich bin an der Reihe und bestelle je eine Kugel Himbeere und Zitrone, genau das Richtige f ür einen heißen Sommertag. Ich lasse die süße kalte Masse genüsslich auf meiner Zunge zerfließen, während ich am Münster vorbei spaziere und dann wieder den Heimweg antrete. Überall laufen leicht bekleidete gut gelaunte Menschen auf den Straßen, aber der Schatten der Besorgnis, der sich über mich gelegt hat, wächst nun von Minute zu Minute weiter an. Was ist los mit Tino? Warum meldet er sich nicht? Zu Hause angekommen macht sich die Unruhe erst richtig in mir breit. Ich rufe nochmals vergeblich auf seinem Handy an. Dann wähle ich die Nummer seines Büros. Ich durchforste das Internet nach seiner Privatnummer zu Hause, aber unter Angelus steht niemand im Telefonbuch. Ich laufe unruhig auf und ab und blicke immer wieder zum Fenster hinaus, um die Straße nach seinem BMW abzusuchen. In der Wohnung ist es brütend heiß und am Himmel ziehen sich langsam dunkle Wolken zusammen. Ich versuche meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken und sinne über den Einbrecher bei Terratec nach. Der Schreck von diesem Tag sitzt mir noch immer in den Gliedern. Niemals wieder werde ich diese Firma alleine betreten. Ich habe noch immer das Gefühl etwas Wichtiges übersehen zu haben. Aber was? Plötzlich erscheint vor meinem geistigen Auge die Visitenkarte von Jan Wartberg und mit einem male fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich erinnere mich, wo ich diesen Namen schon einmal gehört habe. Herr Angelus Senior hatte erzählt, dass sein Studienfreund Jan Wartberg ihm Herrn Pflegert als unseren Finanzchef empfohlen hat. Aber da kann etwas nicht stimmen. Weshalb sollte ein Studienfreund einen Betrüger empfehlen? Das heißt doch, der Studienfreund steckt mit Dr. Pflegert unter einer Decke. Ich muss mehr über diesen Wartberg in Erfahrung bringen und klappe mein Notebook auf. Im Internet finde ich ein Foto mit Herrn Angelus und anderen Studenten seines Jahrgangs. Daneben steht eine Namensliste in gleicher Reihenfolge wie die Aufstellung auf dem Foto. Ich kopiere mir das Bild heraus und vergrößere es in meinem Grafikprogramm. Die Qualität leidet zwar etwas darunter, aber ich kann Herrn Wartburg einigermaßen deutlich erkennen. Irgendwie habe ich das Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein. Und dann trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Wenn ich mir Brille, Bart und Perücke auf diesem Gesicht vorstelle, dann sehe ich Dr. Pflegert in Person vor mir. Dass Herr Angelus Senior diese Ähnlichkeit nicht aufgefallen ist, wundert mich jedoch. Aber Dr. Pflegert hat sich ja meist in sein Büro verkrochen und nur dann gesprochen, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ. Die stechend blauen Kontaktlinsen verhinderten außerdem jeden längeren Augenkontakt, so dass man gar nicht in Versuchung kam, sein Gesicht genauer zu mustern. Dennoch war ich mir absolut sicher, dass es sich bei Dr. Pflegert und Jan Wartberg um ein und die selbe Person handelte. Das war absolut logisch! Ich forschte nun weiter im Internet nach Herrn Wartbergs Adresse, konnte aber keinen Eintrag finden. Der einzige Wartberg, den ich im Telefonbuch aufspürte hieß Wilhelm mit Vornamen. Ich griff sogleich zum Telefon und wählte die Nummer.
    « Wilhelm Wartberg!», meldete sich eine dunkle Stimme schon nach einem einzigen Klingelton.
    « Hallo, ich bin eine Freundin von Jan. Wir waren verabredet und er ist nicht gekommen. Leider kann ich ihn auch nicht auf dem Handy erreichen. Können sie mir vielleicht sagen, wo er abgeblieben ist?», log ich frech drauflos.
    « Jan ist nicht hier! Er hat sich in sein Jagdhäuschen verkrochen! Vielleicht versuchen sie es mal dort!»
    « Gerne, wenn sie mir sagen können, wo es sich befindet!»
    « Sie müssen nur der Ausfahrt am Eselsberg folgen und dann den Forstweg immer weiter bergauf in den Wald hinein fahren, dann können sie es gar nicht verfehlen.»
    « Herzlichen Dank! Dann werde ich ihm mal die Ohren lang ziehen für das geplatzte Date!»
    Der Mann am anderen Ende grummelte etwas unverst ändliches und legte dann auf. Dem Alter der Stimme nach zu urteilen hatte ich mit Jans Vater gesprochen. So bereitwillig wie er mir Auskunft erteilte, ahnte er nichts vom kriminellen Treiben seines Sohnes – vorausgesetzt meine
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