Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
draußen. Nicht oft. Nicht so«, sagte sie. Die Stimme hob und senkte sich, als rauschte eine Welle durch die Worte. »Warum bittest du um ein Gespräch?«
    »Der Krieg naht. Bananach … die Bestie. « Keenan kämpfte gegen den überraschenden Wunsch an, diesem Wesen über die nackten Beine zu streichen. Sie schimmerten wie das Wasser am Horizont, wenn die Sonne am Ende des Tages hineinzutauchen scheint.
    Die Elfe drehte den Kopf und schaute Keenan direkt an. Ihre Augen waren so tief wie das Meer an seinen tiefsten Stellen, wo es kalt und gefährlich und still ist und … Nicht verführerisch. Er zwang sich, den Blick abzuwenden. »Wenn sie gewinnt, werden auch deine Elfen sterben.«
    »Warum meine?«
    Keenan verschränkte die Hände, um nicht doch noch nach der Elfe zu greifen. »Du bist nicht irgendwer. Du bist ein Regent, ein Alpha, jemand, der Macht besitzt.«
    »Du darfst mich Innis nennen«, sagte das Wesen, als beantwortete das Keenans implizite Frage. Vielleicht tat es das für Innis ja auch. »Ich spreche für die, die im Wasser leben.«
    Innis’ Worte fielen auf Keenans Haut und liefen spürbar über seinen Unterarm. Seine Haut fühlte sich ausgetrocknet an, zu heiß, fast schmerzhaft.
    Flammende Hitze, die rasch gelöscht werden muss, mit Wasser.
    »Ich kannte einen Elternteil von dir«, sagte Innis.
    »Einen … Elternteil von mir?« Keenan ballte die Fäuste und hoffte, sich so daran zu hindern, Innis anzufassen. »Welchen denn? Die letzte Winterkönigin oder den Sommerkönig? Beira oder Miach?«
    »Das weiß ich nicht mehr.« Innis zuckte die Achseln. »Ihr seht alle so gleich aus. Es war nett.«
    Keenan schaute auf das wogende Meer vor ihm. Die schimmernde Wasseroberfläche spiegelte sich auf der Haut der Elfe neben ihm. Zwischen ihnen beiden bestand eine seltsame Ähnlichkeit: Er selbst barg das Sonnenlicht und andere Merkmale des Sommers in seinem Innern; Innis dagegen war wie Wasser, das Gestalt angenommen hat.
    Er betrachtete die Elfe und bemerkte, dass Innis ihm nun direkt zugewandt war. Einen Augenblick zuvor hatten sie noch Seite an Seite am Rand des Felsens gesessen.
    »Du hast dich bewegt … oder so was in der Art.« Keenan kämpfte gegen den Impuls an, von der Wasserelfe abzurücken. »Wie?«
    »Du hast aufs Wasser geschaut. Ich bin das Wasser, deshalb schaust du jetzt auf mich.« Innis sah ihn direkt an, während es sprach; wenn es so nah war, schmeckte die Luft nach Salz. »Wir möchten nicht tot sein.«
    »Eben.« Keenan ließ das Sonnenlicht in seinem Innern erglühen, um sich daran zu erinnern, was er war. »Wir auch nicht.«
    »Die Wesen aus Fleisch?«
    »Ja. Die Elfen, die an Land leben.«
    »Sprichst du für sie alle?« Innis hielt nun seine Hand. »Wenn du sagst, dass sie nicht tot sein wollen?«
    »Ich glaube schon«, zwang Keenan sich zu antworten. »Ich bin der König eines Elfenhofs. Des Sommerhofs. Ich möchte ein Bündnis mit euch schließen.«
    Innis schwieg für die Dauer von sechs ans Ufer schlagenden Wellen. Dann sagte es: »Wir haben die Sonne geschluckt. Nach einer Weile schien sie nicht mehr, da haben wir sie auf den Sand gelegt.« Innis seufzte. »Sie ist erloschen.«
    »War das mein Vater?«, versuchte Keenan zu klären.
    »Nein. Es gab andere Sommer.« Innis zuckte wieder die Achseln. »Wir wollen die Geflügelte hier nicht haben. Deinen Krieg. Sie verseucht alles.«
    »Also willst du dich verbünden? Helfen, sie aufzuhalten?«, hakte Keenan nach.
    »Ich glaube nicht, dass es Spaß machen würde, die Bestie zu ertränken.« Innis fuhr mit nassen Fingern über Keenans Beine. »Aber ich glaube, ich fände es schön, dich ertrinken zu sehen.«
    »Oh.« In Keenan tobte ein Widerstreit zwischen Stolz und Angst. Ich möchte nicht sterben. Er ließ mehr Sonnenlicht in seine Haut, um die klamme Feuchtigkeit zu vertreiben. »Wenn ich jemals ertrinken möchte … dann komme ich hierher. Ist das ein Angebot?«
    Innis lachte auf. Wellen schlugen über den Felsen, bedeckten sie beide, raubten Keenan den Atem und füllten seine Kehle mit Salzwasser. Er bemühte sich, nicht panisch zu werden, doch als er aufstehen wollte, um den Kopf über Wasser zu recken, legten sich Hände um seinen Hals. Fremde Lippen drückten sich auf seine und Wassergeister schlüpften in seinen offenen Mund. Seine Brust schmerzte und er sah nur noch verschwommen.
    Ich könnte Gefallen an dir finden, Fleischwesen. Innis’ Worte waren ebenso deutlich in Keenans Kopf, wie er seine Arme an seinem Hals
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher