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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Autoren: Melissa Marr
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spürte, wie die Federn ihrer Schwester ihr Gesicht umwehten; nur die stärksten Dunkelelfen konnten es mit der kühlen Logik aufnehmen, die sie verkörperte. Weder Sommer- noch Winterelfen hatten die Macht, sie zu provozieren. Und auch die ungebundenen Elfen konnten das stille Wasser, in dem ihr Geist ruhte, nicht kräuseln. Einzig der Hof der Finsternis brachte sie dazu, sich vergessen zu wollen.
    Das ist logisch. Es ist das Wesen des Gegensatzes. Das ergibt Sinn.
    Bananach rieb ihre Wange an Sorchas.
    Die Königin des Lichts wollte die Kriegselfe schlagen. Die Logik sagte ihr jedoch, dass Bananach siegen würde; sie war die Inkarnation der Gewalt. Nur wenige Elfen überlebten den direkten Kampf mit ihr – und die Königin der Ordnung gehörte nicht zu ihnen. Dennoch – in diesem Moment war die Versuchung, es darauf anzulegen, groß.
    Nur ein Schlag. Irgendetwas.
    Die vielen kleinen Wunden an ihren Armen hatten bereits zu brennen begonnen, als Bananach ihren Kopf erneut in einer Abfolge von ruckartigen Bewegungen zur Seite neigte. Ihre Federn schienen etwas zu flüstern, während sie zurückwich. »Ich bin deiner Gesellschaft überdrüssig«, sagte sie.
    »Und ich deiner.« Sorcha machte keinerlei Anstalten, das Blut zu stillen, das auf den Boden tropfte. Jede Bewegung hätte zu einem Kräftemessen mit Bananach geführt oder dazu, dass sie sie weiter provozierte. Und beides würde zwangsläufig in weiteren Verletzungen enden.
    »Der wahre Krieg wird kommen«, sagte Bananach. Rauch und Nebel strömten in den Raum. Umwölkte Gestalten von Elfen und Sterblichen streckten ihre blutigen Hände aus. Illusorische Rabenschwingen, die wie trockene Maishülsen raschelten, verdunkelten den Himmel. Bananach lächelte. Die Kontur halb durchscheinender Flügel entfaltete sich von ihrer Wirbelsäule aus. Diese Flügel hatten sich in vergangenen Jahrhunderten über Schlachtfeldern ausgebreitet; sie so deutlich außerhalb eines Schlachtfeldes zu sehen, verhieß nichts Gutes.
    Bananach spreizte ihre Schattenflügel. »Ich halte mich an die Regeln. Ich warne dich vor. Seuchen, Blut und Asche werden ihre und deine Welt überziehen.«
    Sorcha verzog keine Miene, doch auch sie sah verschiedene Fäden in die Zukunft führen. Dass die Vorhersagen ihrer Schwester zutrafen, war wahrscheinlicher als das Gegenteil. »Ich werde nicht zulassen, dass du diese Art von Krieg heraufbeschwörst. Niemals.«
    »Tatsächlich?« Bananachs Schatten breitete sich wie ein dunkler Fleck auf dem Boden aus. »Also dann … Du bist am Zug, meine Schwester.«

Zwei
    Seth beobachtete, wie Ashlyn mit den Hofberatern diskutierte. Elfen gegenüber äußerte sie sich viel freimütiger, als sie es jemals Menschen gegenüber tat. Vor sich auf dem Tisch hatte Ashlyn die Unterlagen für ihren neuen Plan mitsamt Schaubildern ausgebreitet.
    Wenn sie in Keenans Loft saß, das von riesigen Pflanzen und Scharen von Elfen überquoll, konnte man leicht vergessen, dass sie nicht immer eine von ihnen gewesen war. Die Pflanzen neigten sich ihr zu, blühten auf in ihrer Gegenwart. Die oben in den Säulen nistenden Vögel begrüßten sie, wenn sie ins Zimmer trat. Elfen wetteiferten um ihre Aufmerksamkeit, strebten danach, sich ein paar Sekunden in ihrer Gegenwart aufhalten zu können. Nach Jahrhunderten der Schwäche fand der Sommerhof nun allmählich zu neuer Kraft – dank Ashlyn. Anfangs hatte es ihr offensichtlich nicht behagt, im Mittelpunkt all dessen zu stehen, doch inzwischen war sie so an ihre Stellung gewöhnt, dass Seth sich fragte, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie die Welt der Sterblichen, ihn eingeschlossen, ganz verließ.
    »Wenn wir das Gebiet in verschiedene Regionen einteilen, so wie hier …« Sie zeigte wieder auf ihr Schaubild, doch Quinn entschuldigte sich und überließ es Tavish, ihr noch einmal darzulegen, warum er ihren Plan für unnötig hielt.
    Quinn, der Berater, der vor kurzem an Nialls Stelle getreten war, ließ sich neben Seth aufs Sofa fallen. Weder im Erscheinungsbild noch im Temperament hatte er irgendeine Ähnlichkeit mit Niall. Während Niall seine beinahe schon primitiven Eigenschaften besonders betont hatte, schien Quinn auf ein gewisses Maß an Glanz und Gehabe zu stehen. Er hatte sonnengebleichte Strähnchen im Haar, war immer gebräunt und seine Kleidung ließ auf Reichtum schließen. Doch was noch wichtiger war: Während Niall jemand gewesen war, der Keenan aus seiner Melancholie reißen und das ungezügelte Temperament
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