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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Autoren: Melissa Marr
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Sorcha. »Wirst du dieser Dinge eigentlich nie überdrüssig?«
    Bananach legte den Kopf in mehreren, ruckartigen kleinen Bewegungen schief und ließ ihre Kiefer zuschnappen, als besäße sie tatsächlich einen Schnabel. Es war eine Art Lachen, eine eigentümliche Geste, die Sorcha missfiel. Die Rabenelfe starrte sie mit bohrendem Blick an. »Warum sollte ich?«
    »Ja, warum?« Sorcha saß auf einem der unzähligen, vom Wasser ausgewaschenen Sessel, die ihre Dienerschaft in der Lobby verteilt hatte. Er war mit ungeschliffenen Juwelen verziert, die zwar den Sitzkomfort empfindlich beeinträchtigten, aber zugleich seine herbe Schönheit unterstrichen.
    »Soll ich es dir nun erzählen, meine Schwester?« Bananach beugte sich näher heran. Ihre dunklen Augen funkelten wie Sterne und zeigten gelegentlich Konstellationen, die denen am Himmel der Sterblichen entsprachen. Heute stand der Skorpion, das Untier, welches Orion getötet hatte, im Zentrum von Bananachs Blick.
    »Sprich«, sagte Sorcha. »Sprich, und verschwinde wieder.«
    Bananach nahm die Haltung und den Ton einer Geschichtenerzählerin an. Sie wurde ruhig, lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Früher, viele Jahrhunderte zuvor, hätten sie diese unangenehmen Gespräche in der Nähe eines Feuers in der Dunkelheit geführt. Dahin war sie mit ihrem Gemurmel und ihren Intrigen besonders gerne gekommen. Doch selbst hier, in dem beinahe opulenten, von Sterblichen erbauten Palast, sprach Bananach im Singsang einer Geschichtenerzählerin, als säßen sie noch immer am Feuer, in der Dunkelheit. »Es gibt drei Höfe, die nicht die deinen sind – den, der mir gehören sollte, den Sonnenhof und den des Frostes.«
    »Ich weiß …«
    Bananach fing Sorchas Blick ab und unterbrach sie: »Und unter diesen Höfen herrscht eine neue Einigkeit; ein Sterblicher hat ungehinderten Zutritt zu ihnen allen. Er flüstert dem, der meinen Thron innehat, Dinge ins Ohr; er hört zu, wenn der neue König der Finsternis und die neue Winterkönigin sich über die Grausamkeiten des jungen Königs beklagen.«
    »Und?«, schob Sorcha ein. Sie war nie sicher, wie lang diese Geschichten sein würden.
    Diesmal schien sie kurz zu sein. Bananach sprang auf, als hätte sie einen Geist im Raum gesehen, der sie näher zu sich heranwinkte.
    »Der junge König hat ein großes Potenzial für Grausamkeit. Könnte sein, dass ich den Sommer noch zu schätzen lerne.« Sie streckte die Hand aus, um etwas zu berühren, das niemand außer ihr sehen konnte. Dann hielt sie inne und machte ein finsteres Gesicht. »Doch er will mich nicht empfangen.«
    »Keenan tut nur, was er zum Schutz seines Hofs tun muss«, murmelte Sorcha abwesend, während sie bereits darüber nachsann, was ihre Zwillingsschwester wohl mit dieser Geschichte bezweckte: Nicht, dass der Sommerkönig einen Hang zur Grausamkeit hatte, war hier von Bedeutung; die Rolle des Sterblichen war es. Denn Sterbliche sollten in den Angelegenheiten der Elfenhöfe kein Mitspracherecht besitzen. Wenn alles mit rechten Dingen zuging, konnten sie die Elfen nicht mal sehen , doch Sorchas Einwände dagegen, Sterblichen die Sehergabe zu schenken, wurden von Zeit zu Zeit missachtet.
    Dabei bereiten uns die mit der Sehergabe geborenen Sterblichen schon mehr als genug Ärger.
    Doch Bananach liebte Ärger. Und kleine Ärgernisse führten zu größeren Konflikten. Zumindest darüber waren sie sich einig. Der Unterschied bestand nur darin, dass eine von ihnen versuchte, Konflikte zu vermeiden, und die andere danach trachtete, sie zu schüren.
    Hunderte für sich genommen bedeutungslos erscheinende Momente hatten kombiniert die von Bananach angestrebten Ergebnisse hervorgebracht. Sie war diejenige gewesen, die Beira, die letzte Winterkönigin, dazu gedrängt hatte, Miach – vor einigen Jahrhunderten Sommerkönig und Gelegenheitsliebhaber von Beira – zu zermalmen. Bananach flüsterte allen genau die Dinge ein, von denen sie im Stillen träumten, von deren Umsetzung sie aber vernünftigerweise zumeist absahen.
    Sorcha würde nicht zulassen, dass sich nun das nächste kleine Problem in einen Chaos stiftenden Konflikt verwandelte. »Sterbliche haben sich in die Angelegenheiten der Elfenwelt nicht einzumischen«, sagte sie. »Sie sollten nicht in unsere Welt hineingezogen werden.«
    Bananach klopfte nun mit ihren Krallen einen zufrieden klingenden Rhythmus auf die Tischplatte. »Mmmmm. Dieser Sterbliche genießt aber ihr Vertrauen. Alle drei Höfe,
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