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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Autoren: Melissa Marr
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schwer zu glauben, dass Keenan kleinere Sorgen nicht auch gelegentlich übertrieb, um sich Ashlyns Aufmerksamkeit zu sichern. Er hatte Jahrhunderte in dem Glauben verbracht, alles, was er dachte oder wollte, sei von äußerster Wichtigkeit. Jetzt, da er endlich die Macht besaß, die zu dieser Arroganz passte, würde er sich wohl kaum weniger fordernd verhalten.
    Tavish winkte die Sommermädchen zu sich und führte sie in die Küche. Jetzt, wo Niall weg war und Keenan sich bemühte, die Macht seines Hofs wiederherzustellen – von den Abkommen, die er mit den anderen Höfen zu treffen versuchte, ganz zu schweigen –, hatte Tavish es sich zur Aufgabe gemacht, den Sommermädchen ein gewisses Maß an Selbstständigkeit beizubringen. Seth fand es unglaublich lustig, dass man es als Arbeit betrachten konnte, stundenlang eine Gruppe schöner Mädchen bei Laune zu halten. Doch außer ihm schien niemand die Komik darin wahrzunehmen. Es war für einen Sterblichen nicht immer nachzuvollziehen, was am Sommerhof für wichtig erachtet wurde – eine Tatsache, an die Seth regelmäßig erinnert wurde.
    Während Keenan die anderen wissenließ, in welche neue Krise er nun wieder geraten war, suchte Seth seine Sachen zusammen und stand auf. Er wartete, bis Ashlyn zu ihm hinsah, und sagte: »Ash? Ich bin dann weg.«
    Sie kam zu Seth, stellte sich ganz nah vor ihn, ohne ihn zu berühren. Sie hätte ihn auch anfassen können, aber sie fühlte sich manchmal ihm gegenüber noch unsicher. Sie waren erst seit wenigen Monaten ein Paar. Obwohl er der Versuchung nur schwer widerstehen konnte, alle daran zu erinnern, dass sie ihm gehörte, berührte auch Seth sie nicht. Er stand einfach nur da und wartete, ohne zu drängeln. Das war die einzige Art, mit ihr umzugehen, das hatte er schon vor mehr als einem Jahr herausgefunden. Er wartete; die Spannung wuchs; doch dann lehnte sie sich an ihn, schmiegte sich in seine Arme und seufzte.
    »Tut mir leid. Ich muss einfach …«, sie warf rasch einen besorgten Blick in Keenans Richtung. »Hofangelegenheiten, du weißt schon.«
    »Ja, ich weiß.« Seth hatte schon mehr Stunden, als er sich klarmachen wollte, damit zugebracht, ihr zuzuhören, während sie versuchte, mit ihrer neuen Verantwortung zurechtzukommen. Dabei konnte er ihr nicht im Geringsten helfen. Sie hatte eine lange Liste von Dingen, die ihre Aufmerksamkeit erforderten, und er saß einfach nur da und wartete.
    »Aber unsere Verabredung fürs Crow’s Nest morgen steht, oder?«, fragte sie besorgt.
    »Ich werde da sein.« Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er so selbstsüchtig reagierte und dadurch ihren Sorgen noch eine weitere hinzufügte. Er fuhr mit den Fingern durch ihre Haare und zog sanft daran, bis sie ihren Kopf in den Nacken legte und ihn küsste. Der Kuss verbrannte seine Lippen, seine Zunge, wenn sie nervös oder wütend war; der Schmerz war nicht unerträglich, aber immerhin so stark, dass er nicht so tun konnte, als wäre sie noch das Mädchen, das er mal gekannt hatte. Als er zurückwich, hatte das Brennen bereits nachgelassen. Sie war wieder ruhig.
    »Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde. Das weißt du doch, oder?«, flüsterte sie.
    Er antwortete nicht, aber er ließ sie auch nicht los; sie im Arm zu halten, war die beste Antwort, die er geben konnte. Früher oder später würde sie ohne ihn sein: Er war sterblich, aber das war etwas, worüber zu reden sie sich weigerte. Er hatte versucht, mit ihr zu sprechen, aber sie brach jedes Gespräch entweder durch Tränen oder Küsse – oder beides – ab. Wenn sie keinen Weg fanden, ihn in ihre Welt zu holen, würde er irgendwann fort sein, und dann wäre Keenan derjenige, der sie im Arm hielt.
    All das in einem Gedankengang verunsicherte ihn: keine Lust zu haben, feste Verabredungen für den nächsten Abend zu treffen, dann alles andere zurückzustellen in der Hoffnung, Ashlyns Vertrauen in ihn zu erhalten, und schließlich über die Ewigkeit nachzudenken. Er hatte nie gedacht, dass er irgendwas dafür übrighaben könnte, zu heiraten und sich niederzulassen, aber seit Ashlyn zu ihm und seinem Leben gehörte, fand er den Gedanken unerträglich, jemals ohne sie zu sein.
    Der Sommerkönig war zum Tisch hinübergegangen und studierte Ashlyns Diagramme, Notizen und Schaubilder. So seltsam die Situation für sie alle auch war, ließ er doch Ashlyn und Seth häufig demonstrativ ihre Privatsphäre. Dennoch war offensichtlich, dass es Keenan nicht leichtfiel, sich von
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