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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter
Autoren: P. G. Wodehouse
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Nonchalance.
    »Also da sind Sie, Beach?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wahrscheinlich kommt Ihnen das alles sehr spanisch vor?«
    »Durchaus nicht, Sir.«
    »Nein?«
    »Über Ihre Gefühle gegenüber dieser jungen Dame, Mr. Ronald, war ich bereits im Bilde.«
    »So?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Von wem wußten Sie …?«
    »Mr. Pilbeam, Sir.«
    Ronnie rang nach Luft. Dann wurde er ruhiger. Ihm war eingefallen, daß dieser Mann ja sein Verbündeter war, sein Komplize, mit dem ihn nicht nur eine bis in seine Kindheit zurückreichende Freundschaft verband, sondern das viel stärkere Band eines gemeinsam begangenen Verbrechens. Zwischen ihnen brauchte es keine Geheimnisse zu geben. So delikat die Situation auch war, jetzt fühlte er sich ihr vollauf gewachsen.
    »Beach«, sagte er, »wieviel wissen Sie?«
    »Alles, Sir.«
    »Alles?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Was zum Beispiel?«
    Beach räusperte sich.
    »Mir ist bekannt, daß diese junge Dame eine Miss Sue Brown ist. Und nach Auskunft meines Informanten ist sie im Ballett des Regal Theatre beschäftigt.«
    »Sie sind ja ein wandelndes ›Who’s Who‹!«
    »Gewiß, Sir.«
    »Ich möchte Miss Brown heiraten, Beach.«
    »Ihr Wunsch ist durchaus verständlich, Mr. Ronald«, sagte der Butler mit väterlichem Lächeln.
    Sue setzte ihre Hoffnung auf dieses Lächeln.
    »Ronnie! Ich glaube, er ist auf unserer Seite!«
    »Klar ist er auf unserer Seite. Guter alter Beach. Einer meiner ältesten und besten Kumpel.«
    »Ich meine, er wird uns nicht verraten.«
    »Ich, Miss?« sagte Beach schockiert. »Bewahre!«
    »Sehr anständig von Ihnen, Beach.«
    »Danke, Sir.«
    »Beach«, sagte Ronnie. »Die Zeit ist gekommen, um Maßnahmen zu ergreifen. Unverzüglich. Ich muß schnellstens mit Onkel Clarence ins reine kommen. Sobald er heute abend zurückkommt, gehe ich hin und sage ihm, daß die Kaiserin von Blandings in der Jagdhütte im Wäldchen ist, und dann, wenn ihm der freudige Schreck noch in allen Gliedern steckt, teile ich ihm meine Verlobung mit.«
    »Bedauerlicherweise, Mr. Ronald, befindet sich das Tier nicht mehr in der Hütte.«
    »Haben Sie es weggeschafft?«
    »Ich nicht, Sir. Mr. Carmody. Durch einen höchst unglücklichen Zufall entdeckte Mr. Carmody mich am heutigen Nachmittag beim Füttern. Er verbrachte das Tier daraufhin an einen mir unbekannten Ort, Sir.«
    »Das darf doch nicht wahr sein! Er wird mir ja die ganze Tour vermasseln. Wo steckt er?«
    »Soll ich ihn suchen gehen, Sir?«
    »Und ob Sie ihn suchen gehen sollen! Bringen Sie heraus, wo er das Schwein eingelagert hat. Sagen Sie ihm, es geht um Leben und Tod.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Die Erwähnung eines Schweins hatte Sue in Erstaunen versetzt.
    »Ich verstehe nicht, Ronnie.«
    Ronnie ging erregt im Zimmer auf und ab. Einmal kam er so dicht an Baxters lauschige Liegestatt heran, daß der Ex-Sekretär für Sekunden den Anblick einer fliederfarbenen Socke erhaschte. Es war für ihn die erste ästhetische Darbietung seit langem, und er hätte sie ruhig etwas mehr auskosten können.
    »Ich kann’s dir jetzt nicht erklären«, sagte Ronnie. »Es würde zu lange dauern. Aber eins kann ich dir sagen: Wenn wir das Schwein nicht zurückbekommen, sitzen wir ganz schön auf dem Trockenen.«
    »Aber Ronnie!«
    Ronnie hatte aufgehört, im Zimmer auf und ab zu laufen. Er stand da und reckte die Lauscher.
    »Was ist denn das?«
    Er rannte auf den Balkon, sah über die Brüstung und kam dann leise zurück.
    »Sue!«
    »Was denn?«
    »Es ist diese Stinkwurz Pilbeam«, raunte Ronnie. »Er kommt das Abflußrohr hochgeklettert.«

Beherztes Eingreifen Lord Emsworths
    Vom Augenblick ihrer Abfahrt von Matchingham Hall herrschte eisiges Schweigen in der Limousine, die Lord Emsworth, seine Schwester Lady Constance Keeble und seinen Bruder, den Ehrenwerten Galahad Threepwood, nach ihrer vorzeitig beendeten Dinnergesellschaft zurück nach Blandings Castle beförderte. Keiner von ihnen sagte auch nur ein einziges Wort.
    Eingedenk der Frontberichte, die Millicent als Augenzeugin der an Sir Gregory Parsloes Tafel ausgefochtenen Familienschlacht telefonisch an Hugo übermittelt hatte, muß diese Tatsache merkwürdig erscheinen. Wenn jemals drei Leute, die einander viel zu sagen hatten, auf engem Raum beisammen waren, dann doch wohl diese drei. Allein Lady Constance, sollte man annehmen, hätte zur Unterhaltung genug beitragen können, um den Chronisten stundenlang zu beschäftigen.
    Wie alle plausiblen Erklärungen ist auch die Erklärung hierfür
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