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Sommergayflüster

Sommergayflüster

Titel: Sommergayflüster
Autoren: Bernd Auzinger , Laurent Bach , Stephan Klemann , Yara Nacht , Roy Francis Ley , Alec Cedric Xander
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Enttäuscht machte er sich auf den Heimweg.
     
    ***
     
    Abermals stand Alex in seinem Zimmer am Fenster und sah hinunter auf das Gelände hinter dem Haus. Wie schon vor einiger Zeit drehten sich seine Gedanken auch heute nur um Jamiel. Doch diesmal waren seine Empfindungen ganz anders als beim ersten Mal. Waren damals Neugierde und Vorfreude die bestimmenden Gefühle in seinem Inneren gewesen, so herrschten dieses Mal Wut, Enttäuschung und Verzweiflung vor. Er hatte es geschafft, Kontakt zu Jamiel zu finden, ihn davon zu überzeugen, dass die „Klassenunterschiede“ einer Freundschaft nicht im Wege stünden, und es arrangiert, einen gemeinsamen Tag am See zu verbringen. Sogar das Verlangen, Jamiel zu berühren und ihm nahe zu sein, hatte er befriedigen können.
    Noch immer glaubte er, die Wärme der Haut an seinen Händen zu spüren. Doch er hatte all das auch mit einem unüberlegten Kuss kaputtgemacht.
    „Zurück auf Los!“ wie es in einem Spiel hieß. Sofern es überhaupt ein neues „Los“ gab.
    Aber neben all dem Positiven und Negativen war noch etwas ganz anderes passiert. Etwas, das seine Gefühlswelt noch viel stärker in Aufruhr versetzte als das Ergebnis seines dummen Verhaltens. Es hatte einige Tage gedauert, bis er es bemerkt und auch akzeptiert hatte: Er hatte sich verliebt.
    Unten im Garten ging Jamiel seinen Arbeiten nach. Nach dem Vorfall am See hatte Alex befürchtet, Jamiel nie wieder zu sehen. Er war sich fast sicher gewesen, dass er nicht mehr kommen würde, um in ihrem Garten zu arbeiten. Umso überraschter war er, als Jamiel dann doch wieder erschienen war und sich nichts anmerken ließ.
    Seit dem unsäglichen Vorfall waren jetzt fünf Tage vergangen. Alex hatte es seitdem vermieden, Jamiel zu begegnen. Er wusste einfach nicht, was er ihm hätte sagen sollen, wie er die Situation hätte bereinigen und das Geschehene ungeschehen hätte machen sollen. Somit stand er jeden Tag am Fenster und wartete darauf, seinen Schwarm zu sehen. Und jedes Mal sprang sein Herz vor Freude, wenn er endlich kam.
    Alex wurde unerwartet aus seinen Gedanken gerissen. Hatte Jamiel gerade zu ihm heraufgeblickt? Irrte er sich oder hatten Jamiels Augen versucht, durch das Glas zu sehen? War das wirklich passiert? Oder drängte sich sein Verlangen als Wunschbild in sein Bewusstsein?
    Da! Schon wieder!
    Diesmal war sich Alex ganz sicher. Jamiel wandte seinen Kopf in Richtung seines Fensters und verharrte einige Sekunden. Ganz so, als könnte er ihn hinter der Scheibe erkennen. Als Jamiel sich wieder um seine Arbeit kümmerte, kam Alex unmerklich dem Fensterglas näher, und sein Gesicht berührte es beinahe. Wenige Augenblicke später trafen sich ihre Blicke erneut. Nun lächelte Jamiel ihm entgegen und winkte ihm sogar.
    Also hatte er ihn doch hier oben im Zimmer sehen können! Zaghaft und unsicher hob Alex seine Hand und winkte zurück.
    Seit Tagen wusste er nicht, was er tun oder sagen sollte. Doch in dieser Sekunde wurde ihm klar: Er musste hinaus und mit Jamiel sprechen. Egal was, egal wie dümmlich er sich auch anstellen würde, aber die schweigende Distanz musste endlich überwunden werden.
    Aufgeregt rannte Alex die Treppe hinunter, fegte durch das Wohnzimmer hin zur Terrassentür, die zum Garten führte, und erreichte schließlich jene Stelle, an der Jamiel eben noch gearbeitet hatte. Doch er war nicht mehr da.
    Suchend blickte sich Alex um. Jamiel war nirgends zu sehen.
    Halt! Eigentlich gab es nur einen Ort, wo Jamiel sein konnte: im Gartenhaus, in dem sie sich am ersten Tag kennengelernt hatten. Schnellen Schrittes überquerte Alex die Wiese und erreichte schließlich das Häuschen, dessen Tür halb offen stand. Vorsichtig öffnete er sie und trat ein. „Hallo, Jamiel!“
    Der Angesprochene hob den Blick und sah Alex an. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Hallo, Alex. Schön dich zu sehen.“
    „Wirklich? Ich dachte, du würdest mich nicht mehr sehen wollen.“
    „Wieso das?“ Jamiel tat so, als würde er Alex’ Vermutung nicht nachvollziehen können.
    „Nun ja, nachdem, was ich am See getan habe, dachte ich ...“
    „Ach, vergiss es. Ich lebe ja noch.“
    Alex fühlte sich erleichtert. Anscheinend war Jamiel nicht mehr wütend auf ihn. Er freute sich ungemein.
    „Fährst du am Wochenende wieder zum See?“, erkundigte sich Jamiel beiläufig.
    „Weiß nicht. Habe noch keine Pläne fürs Wochenende. Du?“
    „Nein, auch nicht. Aber wenn du noch mal hinausfährst, sag Bescheid. Dann komme
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