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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking
Autoren: Leela Wang
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und spielen nicht mal »Hase und Jäger« oder »Stille Post« miteinander.
    Einmal, auch an so einem schönen Abend, lobte Tante Peggy Mamas Kochkunst. Da verriet ihr Mama: »Ich kann keine Kekse backen. Wir Chinesen haben meist gar keine Backöfen zu Hause.«
    »Aber Kekse backen ist nicht so schwierig«, hat Tante Peggy erwidert. »Morgen bringe ich ein Rezept und Zutaten mit und wir backen etwas zusammen.« Und so hat Mama Florentiner backen gelernt.
    Mama scheint jetzt so richtig zufrieden mit sich zu sein. »Weißt du, ich habe sieben neue Rezepte, die ich ausprobieren kann«, erzählt sie Papa ganz verzückt. »Wir haben nämlich nicht nur gemeinsam Kekse gebacken, sondern auch die Rezepte ausgetauscht und alle sind davon begeistert. Ist die Keksparty nicht eine tolle Idee?«
    Papa umarmt Mama: »Eine ganz tolle Idee! Aber was ist mit dem Copyright?«
    Haben Keksrezepte auch Copyright? Ich wundere mich.
    Mama wird rot. Und Papa schafft es gerade noch, einen dicken Kuss auf ihre Wange zu drücken, bevor ein Kochlöffel auf seinem Kopf landet.
    »Yak! Schau mal, Ricky, Papa hat Mama geküsst«, lache ich laut. Ricky schreit aber noch lauter: »Schneller! Mama! Schneller!«
    Das ist wirklich eine spannende Jagd: Papa springt über das Sofa und Mama mit dem Kochlöffel hinterher.
    »O.K., O.K., du hast gewonnen!« Papa ist ein bisschen außer Atem und hält sich mit beiden Händen den Kopf. Wie immer gibt er zuerst auf. Ich und Ricky klatschen begeistert in die Hände und jubeln laut dazu: »Hurra! Mama hat gewonnen!«
    Mama winkt uns mit dem Kochlöffel zu und verbeugt sich elegant.
    »Jetzt setzt euch bitte alle an den Tisch. Es gibt Abendessen!«, kommandiert sie wie ein General. Am Tisch frage ich: »War Tante Peggy heute auch da?«
    »Ja, sie war auch da«, antwortet Mama, »und stellt euch vor, Max ist gestern allein nach Peking zu seinem Papa geflogen!«
    Davon hat Max mir gar nichts erzählt! Ich bin neugierig: »Warum fliegt er allein? Wann kommt er zurück?«
    Mama und Papa wechseln einen kurzen Blick und Mama antwortet schnell: »Er bleibt nur über Weihnachten bei seinem Papa.«
    »Warum verbringt Max Weihnachten nicht zusammen mit seinen Eltern?«, frage ich weiter. »Früher kam Max’ Papa Jörg doch immer von Peking zurück, um hier Weihnachten zu feiern.«
    Mama überlegt, als wäre die Frage sehr schwierig zu beantworten. Als ich zwischen Mama und Papa hin- und herstarre, sagt Papa plötzlich begeistert: »Wow, das ist sehr mutig! Max ist nur ein Jahr älter als Lisa, stimmt’s?«
    »Ja. Er hat es auch super geschafft. Ganz allein!«, antwortet Mama. Jetzt nicken die beiden so, als ob Max der beste Junge der Welt wäre. Seltsam. Ich finde Max eigentlich ein bisschen zu frech, wie alle Jungen in der Schule.
    »Hast du vergessen, Papi, dass er einmal alle deine Hemden aus dem Schrank herausgezogen und auf den Fußboden geschmissen hat?« Papa lacht und schneidet Fischstäbchen für Ricky. »Er war damals erst vier Jahre alt. Und das hat damit auch gar nichts zu tun.«
    »Ricky ist erst drei und macht schon nicht mehr solchen Unfug«, behaupte ich hartnäckig. Leider fängt Ricky gerade in diesem Moment zu brüllen an: »Ich will keine Fischstäbchen! Ich will Kekse essen! So viele noch!« Und dabei streckt er uns alle zehn Finger entgegen.
    Na gut, Ricky ist immer noch ein Jahr jünger, als Max damals war. Papa hat damals jedenfalls selbst gesagt: »So ein frecher Junge!«
    Mama zwinkert mir zu und sagt: »Da ist wohl jemand ein bisschen eifersüchtig, oder nicht?«
    »Natürlich nicht!« Ich bin etwas verlegen, aber dann habe ich plötzlich eine Idee. »Warum sollte ich? Ich fliege in den Sommerferien auch allein nach Peking. Zu Oma und Opa!«
    »Wirklich?«, fragen Mama und Papa wie aus einem Mund.
    »Ja, bitte! Ist das nicht eine tolle Idee?« Je mehr ich darüber nachdenke, desto begeisterter werde ich. »Ich habe meine Lao Lao und meinen Lao Ye fast drei Jahre nicht mehr gesehen. Wäre es nicht toll, wenn ich bei ihnen die Sommerferien verbringen würde?«
    Oma und Opa heißen auf Chinesisch Lao Lao und Lao Ye. Wenn ich das sage, dann wissen alle in meiner Familie, dass ich meine chinesischen und nicht meine deutschen Großeltern meine. Ganz praktisch.
    Ich füge hinzu: »Ich könnte auch meine beste Freundin Sophie und Onkel Peter wieder besuchen! Und meine ehemalige Schule und Ms Welsen!« Mein Herz schlägt jetzt viel schneller.
    Papa und Mama blicken sich bestürzt an. »Es ist nicht so
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