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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum
Autoren: Jude Deveraux
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...»
    »Unbedeutend?«, schlug Bailey vor. »Er sah unbedeutend aus, aber immer wenn ich ihn sah, bekam ich eine Gänsehaut. Er und Atlanta arbeiteten Hand in Hand. Wenn sie bei uns zu Besuch waren, warf sie etwas um, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen, und dann glitt irgendein teurer Ziergegenstand in Rays Ärmel. Ich weiß nicht, ob Jimmy es bemerkte, ich wollte ihm jedenfalls nicht sagen, dass sein Bruder ein Dieb war. Doch dann kaufte Jimmy eines Tages Imitate wertvoller Dekorationsstücke. Als ich ihn fragte, warum er diese scheußlichen Dinger erstand, sagte er: >Sie werden den Unterschied nicht bemerken. Lass sie also die Fälschungen stehlen.« Und wir lachten beide.«
    »Erzählen Sie weiter von Hilda«, bat Matt.
    »Manchmal schrieb Luke mir über ... nun, über das, was geschehen war - zumindest über einiges davon -, und er glaubte, Hilda hätte Gus nur geheiratet, damit er umsonst für sie arbeitete. Als Hildas alter Ehemann starb, hinterließ er ihr zwei Farmen - die eine war die, auf der sie gelebt hatten. Gus erzählte Luke, sie sei ausgelaugt und wertlos gewesen. Aber Hilda hatte außerdem noch das alte Hanley-Anwesen in Calburn geerbt, eine Farm, die schon seit Generationen in seiner Familie gewesen war. Ich glaube, seine Ururgroßmutter war eine Hanley.
    Nach dem Tod des alten Mannes wollte Gus nicht aus der Stadt wegziehen, in der er aufgewachsen war. Und da man ihm zwei andere Jobs angeboten hatte, sagte er Hilda, er wolle kündigen.«
    »Also hat sie ihn geheiratet«, warf Bailey ein.
    »Ja. Sie hat ihn geheiratet. Aber sie hat sich geweigert, seinen Nachnamen anzunehmen. Er war achtundzwanzig und sie neununddreißig. Bei einem IQ-Test hätte Gus niemals viele Punkte erreicht, aber er war ein wunderbarer Koch, und er konnte die Dinge zum Wachsen bringen. Luke sagte immer, Gus könnte einen Stahlpflock in die Erde setzen, und es würde ein Baum daraus. So wie Sie«, fügte Martha hinzu und lächelte Bailey an. »Luke sagte, Sie wären so begabt wie Gus, hätten aber den Verstand eines Universitätsprofessors.«
    »Ausnahmsweise bin ich mal mit Manville einer Meinung«, erklärte Matt und legte den Arm um Baileys Schulter. Sie blickte verschämt zur Seite.
    »Man hat uns erzählt, Hilda Turnbull hätte ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann gehabt«, sagte Bailey. »War das Frank?«
    »Gütiger Himmel, nein! Das war Roddy.«
    »Das hätte ich mir denken können«, murmelte Bailey vor sich hin. »Er scheint hinter allem Schlechten zu stecken, was passiert.«
    »Ja, Roddy spielte bei alldem eine große Rolle, hauptsächlich weil er hinter Hildas Geld her war. Es ging das Gerücht, sie hätte viele tausende von Dollars irgendwo in ihrem Haus versteckt. Aber in unserer Familie war Gus das Problem. Sehen Sie, Gus drohte, Frank Luke wegzunehmen. Ich meine nicht, dass er Frank mit Worten gedroht hat, aber 1968 war Luke vierzehn, und er sehnte sich nach Gesellschaft.«
    »Das hat er immer getan«, sagte Bailey. »Konnte nie genug davon kriegen.«
    Martha schüttelte den Kopf. »Ich bin kein guter Erzähler. Ich muss ein wenig zurückgehen, ins Jahr 1966, zu dem Zeitpunkt, als Frank sich verheiratete. Eines Abends hatte mein Sohn zu viel getrunken, und als er aufwachte, blickte er in einen Gewehrlauf.
    Er war entsetzt, als er merkte, dass er nackt war und mit einem ebenfalls unbekleideten Mädchen aus der High School im Bett lag. Später erzählte er mir, er könnte sich nicht entsinnen, das Mädchen je zuvor schon einmal gesehen zu haben. Aber ihr Vater - der die Kanone in der Hand hielt - ließ Frank die Wahl, sie entweder zu heiraten oder sein Gehirn weggepustet zu bekommen, also hat Frank sie geheiratet.
    Ihr Name war Vonda Oleksy und von Anfang an konnte Frank sie nicht ausstehen. Es war ihm klar, dass sie ihn mit einem Trick in diese Ehe gelockt hatte. Alle ihre albernen Freundinnen konnten es nicht erwarten, Frank mitzuteilen, dass sie seit ihrem dreizehnten Lebensjahr immer wieder herumposaunt hatte, wenn sie erst erwachsen sei, würde sie einen der Goldenen Sechs heiraten. Frank brauchte nicht lange, bis er merkte, dass er für sie so etwas wie eine Siegestrophäe war. Nachdem sie einmal verheiratet waren, hatte sie kein Interesse mehr an ihm. Sie war niederträchtig, faul und dumm, und er hätte sich von ihr scheiden lassen, wenn sie nicht vier Brüder und einen Vater gehabt hätte, die noch niederträchtiger und dümmer waren als sie. Sie drohten, wenn Frank sich von Vonda scheiden
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