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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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ihm bis zu seiner Abreise in
Papas Zimmer. Wir standen dann auf, und er sagte dann ziemlich wörtlich: «Wenn
ein Mann auf mehrere Jahre weggeht in Sturm und hohe See, kann er kein Mädchen
binden — du bist noch so jung, aber ich verspreche dir, daß ich dich nicht
vergesse.» Er hat mir keinen Kuß gegeben, sondern sagte nur «Lebwohl, kleine
süße Marga» und ich darauf «Lebwohl, lieber Martin».
    Als er weg war, fühlte ich mich enorm
erleichtert, obwohl ich ihn doch so gern habe. Abends fragte Papa, was Martin
mir gesagt hätte, und ich erzählte alles. «Ja», sagte Papa, «er ist ein
Ehrenmann durch und durch.» «Ja», sagte ich, aber er ist einen halben Kopf zu
klein.» Das fand Papa sehr herzlos von mir, und ich fand es auch, wo ich ihn
doch so gern habe! Oft laufen mir die Worte so weg.— — —
    Aber siehst Du, liebe Bertha, wenn
Martin mich in die Arme genommen hätte, würde ich wohl «ja» gesagt haben,
einfach aus Schwäche. Da ist wieder die Sache mit dem Hummer!! Du ahnst gar
nicht, wie dankbar ich Martin bin, daß er nichts Bindendes gesagt hat,
denn ich liebe ihn nicht die Spur.
    Und nun muß ich Dir noch etwas sagen,
was mich jetzt sehr beschäftigt hat. Ich glaube, es war ein Glück, daß Du B.
nicht wiedergesehen hast! Er ist nun auch für Jahre weg in die überseeischen
Gewässer. Dein Vater hätte es doch nie erlaubt, und es wären
schreckliche Kämpfe für Dich geworden. Außerdem — was kann in zwei Jahren alles
passieren — Du hättest Dich ja nie frei gefühlt, und gebunden hätte er
Dich noch nicht. Dies alles würde ich vielleicht nicht so offen sagen,
wenn ich dächte, daß Du ihn noch sehr heiß liebtest. An dem Abend bei Euch,
kurz vor Eurer Abreise, machte der Dr. Deneken aus Hannover Dir sehr heftig die
Cour, und Du sähest sehr glücklich dabei aus! — Am nächsten Tage warst Du ganz
verhuscht, und ich wagte gar nicht, Dich auf ihn anzureden. Heut will ich Dir
aber sagen, daß ich ihn besonders sympathisch fand, viel klüger und gebildeter
als die übrigen und sehr gut aussehend. Es war so nett, wie er zu mir
sagte: «Sie sind also Fräulein Elkings Freundin, Cousine und Schwester, da muß
ich ganz besonders nett zu Ihnen sein.»
    Nun komm bald zurück zu
    Deiner Matti
     
     
    Berlin, den 7. Januar 94
    Hotel du Nord, Unter den Linden
    Liebe einzige Bertha!
    Der Grund unserer Reise nach Berlin ist
mir hier mitgeteilt worden. Papa will einen berühmten Arzt wegen seiner
dauernden Leibschmerzen konsultieren.
    Daß Du Dr. Deneken bei seiner Schwester
in Bremen ohne das Wissen Deiner Eltern getroffen hast, finde ich wunderbar.
Man kann seinen Eltern in Liebessachen gar nicht genug verheimlichen, denn sie
richten wirklich nur Unheil an. Nach allem, was Du schreibst, kann Deine
Verlobung nicht mehr fern sein. So heiß ich an Deinem Glück teilnehme, so
schrecklich ist mir der Gedanke, daß Du von Bremen fortkommst. Gottseidank ist
Hannover ja nicht weit. Glaubst Du wirklich, daß John Deneken auch für mich
Verständnis hat? Du schreibst so rührend, wenn er das nicht hätte, würdest Du
ihn ja nicht lieben können.
     
    Mittwoch
    Dein heutiger Brief mit der Nachricht,
daß Du Dich verlobt hast, hat mich doch furchtbar erschüttert. Allen Segen der
Welt flehe ich auf Dich herab, Du mein guter Engel! Noch einmal danke ich Dir
für alles, was Du für mich getan hast. Es gibt sicher sehr wenige Schwestern,
die so nahe verbunden sind wie wir beide.
    Ich weiß ja nun noch nichts Näheres,
aber Du schreibst ganz richtig, daß Du in den allernächsten Tagen alles
mündlich erzählen wirst.
    Von dem Besuch bei Martins Eltern kann
ich wenig berichten. Der alte Geheimrat, Tante Maria und drei ihrer Töchter
waren so besonders Hebevoll mit mir, und natürlich glauben sie fest, daß ich
dauernd an Martin denke, was ja leider durchaus nicht der Fall ist, und das
machte mir ein schlechtes Gewissen. Ich war froh, als wir weg waren.
    Ich kann meine Rückkehr nach Bremen gar
nicht abwarten, komme dann sofort nach Tisch zu Dir.
    Es küßt Dich mit so innigen Wünschen
    Deine Matti
     
     
    Florenz, Hotel d’Angleterre
    den 5. März 94
    Liebe
einzige Bertha!
    Dein lieber Brief hat mich so glücklich
gemacht. Immer wieder muß ich Dir danken für alles Verstehen, alle Liebe und
alle Nachsicht mit meinen Fehlern. Immer wenn wir Abschied nehmen, bin ich
unglücklich und habe das Gefühl, daß ich meinen Halt verloren habe. Wie
wunderbar ist, daß ich Dir alles sägen kann und daß bei Dir alles so
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