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Soldner

Soldner

Titel: Soldner
Autoren: Howell Morgan
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und Männer strömten wie zornige Ameisen aus ihren Nestern. Leiber verdunkelten die Hänge, als sie herabkamen. Der Mondschein ließ den nackten Stahl ihrer Klingen blitzen.
    Der Kampf war eröffnet. Die Nacht hallte wider von den Geräuschen eines Gemetzels. In der zuckenden Masse konnte man keine Orks und Menschen unterscheiden. Die grauenhaften Geschehnisse auf dem Schlachtfeld waren zu weit entfernt, als dass man sie sehen konnte. Dennoch spürte Dar sie in ihrem Herzen. Nur die Furcht vor der Entdeckung hinderte sie am Weinen. Der Kampf ging immer weiter. Dar verlor jedes Zeitgefühl. Eine ganze Weile hatte sie gar keine Vorstellung mehr, wer auf dem Schlachtfeld die Oberhand behielt.
Schließlich bewegte sich die dunkle Masse der Kämpfenden in Richtung Nachschubeinheit – zuerst langsam, dann immer schneller. Ziehen die Orks sich zurück? , fragte sie sich. Sind sie unterlegen?
    Die Kampfgeräusche wurden lauter. Zuerst glaubte Dar, es läge daran, dass die Einheiten näher gekommen waren. Dann erkannte sie, dass der größte Teil des Schlachtenlärms aus einer anderen Richtung kam. Die Söldner in der Umgebung des Baumes spürten es ebenfalls. Sie richteten ihre Aufmerksamkeit vom Tal auf die Hänge über ihnen. Murdant Kol schickte einen Kundschafter los. Der Mann kletterte den Rest des Weges zum Hügel hinauf und verschwand zwischen den Bäumen. Einige Minuten später tauchte er wieder auf. Er rannte und schrie: »Rückzug! Rückzug! Kregant ist überrumpelt worden!«
    Der Söldner eilte den Hügel hinab. Wahrscheinlich wäre er weitergelaufen, hätte Murdant Kol sich ihm nicht in den Weg gestellt. Der Mann hatte wohl mehr Angst vor ihm als vor dem Feind, deswegen haspelte er eine schnelle Zusammenfassung seiner Beobachtung herunter. Dar, hoch oben auf dem Baum, hörte zwar nur wenig, doch die Panik in der Stimme des Mannes war nicht misszuverstehen. Weitere Söldner kamen nun unter den Bäumen hervor. Auch sie gehörten zu Kregants Leuten. Einer der Männer war ein Tolum von einer Infanteriekompanie. »Alle Mann zurück!«, rief er. »Am Taleingang neu formieren!«
    Murdant Kol schwang sich auf sein Pferd und zog seine Klinge. »Mir nach!«, rief er.
    Er führte die Söldner den Hang hinab. Die verängstigten Frauen schlossen sich ihnen an. Als sie den Talboden erreichten, hüllte Dunst sie ein, und sie wurden zu verschwommenen und verblassenden Gestalten. Bald waren sie gar nicht
mehr zu sehen. Das Tal war von Schlachtenlärm erfüllt, doch der Dunst verhüllte alles. Bäume verbargen die Kämpfenden auf den Hügelkämmen. Dar war von Tod umgeben, doch er war unsichtbar, was die ganze Sache nur noch entsetzlicher machte.
    Endlich wurden die Kampfgeräusche leiser. Man vernahm nur noch vereinzelte körperlose Stimmen. Stöhnen, Schreie und Weinen erfüllten die Nacht. Das Getöse ließ nach, je mehr Verletzte starben. Als es still im Tal geworden war, stieg Dar von dem Baum herab. Die Nacht war schon fortgeschritten, der Mond stand dicht über dem Horizont, als sie den Hang hinab auf den Dunst zuging. Sie hatte Angst vor dem, was sie dort finden würde.
    Die feuchte Luft roch nach Blut. Dar ging nur eine kurze Strecke, dann stieß sie auf den ersten Leichnam. Ein Mann stierte zum Himmel hinauf. Sein mit Gedärm bedecktes Gesicht war zur Grimasse erstarrt. Dar wandte den Blick schnell ab, doch bald wurde es unmöglich, einen Schritt zu tun, ohne über einen Toten zu stolpern. Sie lagen überall, und es waren sowohl Menschen als auch Orks. Dar schaute in alle Orkgesichter, denn sie befürchtete, Kovok-mah könne unter den Toten sein.
    So bahnte sie sich einen Weg zum Tross. Dort fand sie die erste tote Frau, die sich noch an eine Waffe klammerte: einen Schöpflöffel. Die Umgebung sah aus, als hätte ein Sturm gewütet. Trümmerteile erstreckten sich in alle Himmelsrichtungen, bis sie im Dunst verschwanden. Tote Ochsen lagen neben Leichenhaufen und kaputten Karren. Die meisten Planwagen waren umgekippt, ihre Fracht zerschmettert und verstreut.
    Dar stolperte durch den Dunst und entdeckte ein Wunder. Der Planwagen, auf dem sie Twea versteckt hatte, war unbeschädigt. Er stand wie ein heiler Steinguttopf in einem geplünderten
Haus inmitten der Verwüstung. Dar eilte auf ihn zu, ihr Herz pochte vor Aufregung.
    Als sie den Wagen erreichte, erspähte sie am Heck eine Gestalt. Eine Frau. In dem Dunst erkannte Dar sie erst, als sie dicht vor ihr stand. Es war Taren. Pfeile ragten aus ihrem Brustkorb hervor und
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