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Soldner

Soldner

Titel: Soldner
Autoren: Howell Morgan
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Plätze ein. Bald bildeten sie eine dichte Front, die sich über den ganzen Talboden erstreckte. Kovok-mah hatte Dar erzählt, dass seine Einheit
sich auf der rechten Flanke befand. Dicht am Hügel! Es lief ihr kalt den Rücken hinab als ihr klar wurde, dass er zu den Ersten gehören würde, die in den Hinterhalt gerieten.
    Dar empfand plötzlich ein dringendes Bedürfnis, noch einmal mit Kovok-mah zu sprechen. Ich könnte Washuthahi-Körner verteilen. So errege ich zumindest kein Misstrauen … Sie ging zurück, um Neffa zu suchen und sich für diesen Auftrag freiwillig zu melden. Es dauerte beträchtliche Zeit, Neffa in dem ganzen Durcheinander zu finden, besonders da sie ständig Kol und seinen Männern aus dem Wege gehen musste. Als sie auf Neffa stieß, wirkte diese noch geistesabwesender als üblich. »Ich verteile die Washuthahi-Körner«, sagte Dar.
    »Die was ?« , fragte Neffa.
    »Die schwarzen Körner, die die Orks vor einer Schlacht essen«, sagte Dar.
    »Ach, die«, sagte Neffa. »Zu spät. Die sind schon verteilt.«
    Dar kehrte frustriert an die Spitze des Trosses zurück. Die Orks waren in Stellung gegangen und warteten auf die Dunkelheit, damit sie angreifen konnten. Die Sonne war untergegangen, aber es war noch Licht am Himmel. Dar ging davon aus, dass sie bald zum Wagen zurückkehren und mit Twea entwischen konnte.
    Als sie ihre Chancen überlegte, kam ihr plötzlich ein abwegiger Gedanke. Alle Orks, die ich gesegnet habe, haben die Schlacht überlebt. Bis zu diesem Augenblick war ihr die Vorstellung, von ihr gesprochene Worte könnten eine besondere Macht haben, absurd erschienen. Bei der Einnahme der Stadt hatte es nicht viele Verluste gegeben, deswegen war es ihr nicht außergewöhnlich vorgekommen, dass die von ihr gesegneten Orks unverletzt davongekommen waren. Doch in ihrer gegenwärtigen Verzweiflung und ohne andere Möglichkeit, auf die bevorstehende Schlacht einzuwirken, glaubte Dar plötzlich fest an die
Kraft eines Segens. Ihr Verlangen, mit Kovok-mah zu sprechen, wurde unwiderstehlich. Sie hinterfragte den Impuls nicht; sie gab ihm nach und rannte zu den Orks hinüber.
    Niemand folgte ihr, als sie durch das hohe Gras lief. Als sie die Orks erreichte, suchte sie deren Reihen ängstlich nach Kovok-mah ab. Als sie ihn schließlich erspähte, eilte sie an seinen Platz. »Dargu?«, sagte er. Man sah ihm deutlich an, dass ihr Erscheinen ihn überraschte.
    »Fasat Muth’la tha«, sagte Dar. Möge Muth’la dich beschützen.
    Ihrer Ansicht nach hatte sie keine Zeit für Erklärungen. Wenn diese Worte wirklich Macht haben, muss ich so viele segnen wie möglich. Sie ging zu dem Ork neben Kovok-mah. »Fasat Muth’la luthat tha.« Dann segnete sie den nächsten und den übernächsten Ork.
    »He, Weib!«, schrie ein berittener Offizier. »Was machst du denn da?« Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern gab seinem Pferd die Sporen und zückte sein Schwert. Dar lief fort, doch der Offizier hatte sie nach wenigen Schritten eingeholt und holte mit der Klinge aus. Die flache Seite seines Schwertes klatschte fest auf ihren Po. Dar stieß einen Schrei aus. Der Offizier lachte. Dar huschte wie ein Pfeil durch die Reihen der Orks, um weiteren Hieben zu entgehen. Der Offizier verfolgte sie.
    Sie lief so schnell sie konnte zwischen den reglosen Orks hindurch, um sie als Hindernis gegen den Reiter zu nutzen. Sie wusste genau, dass eine leichte Drehung des Unterarms aus dem festen Klaps einen tödlichen Hieb machen konnte. Dar huschte hinter die letzen Orks und blieb am Fuß eines Hügels stehen. Ihr Verfolger war auf die offene Fläche zwischen den Orks und der Nachschubeinheit geritten. Dar wusste nicht genau, ob er die Jagd aufgegeben hatte oder auf sie wartete. Sie beschloss, es nicht auf die harte Tour in Erfahrung
zu bringen. Sie sank lieber auf alle viere und krabbelte durch das hohe Gras.
    Als sie langsam bergauf kletterte, machte sie sich weiterhin klein, um nicht gesehen zu werden. Nach einem Teil des Weges verlief der Untergrund eine gewisse Strecke eben. Auf dieser natürlichen Terrasse ragte eine hohe Fichte auf. Der Baum war abgestorben, der größte Teil der Rinde abgefallen. Das nackte graue Holz verlieh ihm ein skelettartiges Aussehen. Seine zahlreichen Äste wirkten wie Rippen. Dar kroch zu dem Baum hinüber und verbarg sich hinter ihm. Dort überlegte sie, wie sie zu Twea zurückkam. Vielleicht konnte sie den sichersten Weg erkennen, wenn sie auf den Baum kletterte.
    Die Äste der Fichte
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