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Soldner

Soldner

Titel: Soldner
Autoren: Howell Morgan
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der Offizier.
    Der Hetman verbeugte sich. »Für den König erfüllen wir unsere Pflicht immer, Tolum.«
    Der Offizier maß den Hetman mit einem herablassenden Blick. »Diese alte Jungfer ist doch kein großer Verlust für euch.«
    Thess ging in die Hütte zurück und kam mit einem kleinen Bündel wieder hervor. Es war in einen fadenscheinigen Umhang gewickelt. »Ich habe deine Sachen zusammengepackt«, sagte sie und reichte sie Dar.
    Der Tolum bestieg sein Pferd. »Bringt sie zum Lager, aber schnell. Ich werde dort warten.« Er ritt los.
    Der Murdant wandte sich an die anderen Söldner. »Ihr habt gehört, was der Tolum gesagt hat. Vorwärts, marsch!« Er wandte sich zu Dar um, die ihr Bündel mit fassungsloser Miene umklammert hielt. Er kannte diesen Gesichtsausdruck. Ihre Familie hat sie verkauft, dachte er. Jetzt weiß sie nicht, was sie tun soll. Dennoch bezweifelte er, dass sie ihren Trotz ablegen würde. »Willst du uns etwa Ärger machen?«
    Dar schüttelte den Kopf.
    »Dann komm mit. Sonst holen wir das Pferd nie ein.«
    Dar drehte sich um. Sie wollte sich verabschieden, doch ihre Familie war schon in der Hütte verschwunden.
     
    Anfangs unterbrach nur das Stampfen der Soldatenstiefel die Stille. Dar schritt mit ausdrucksloser Miene zwischen den Männern aus und überlegte, was sie tun sollte. Um Zeit zu gewinnen und in der Hoffnung, das Tempo zu verlangsamen, bewegte sie sich, als täten ihr die Füße weh. Sie wusste, dass der Pfad an einem steilen, mit losem Gestein bedeckten Hang vorbeiführte.
Sie rechnen bestimmt nicht damit, dass ich barfuß einen Hang hinauflaufen kann. Sie war sicher, dass sie den Söldnern entwischen und ins Hochland entkommen konnte: Die Harnische würden die Männer behindern.
    Dar versuchte sich auszumalen, was sie anschließend tun würde. Nach Hause zurück kann ich nicht mehr. Der Hetman würde sie als Gesetzlose einstufen. Bestimmt würde kein Nachbar es riskieren, ihr Unterschlupf zu gewähren. Sie würde weit fortgehen müssen. Und das war ihr Dilemma: Im Hochland hatten Frauen ohne Blutsverwandte weder Rechte noch genossen sie Schutz. Um im Hochland zu wohnen, musste sie einen Mann um Erlaubnis bitten. Dar machte sich keine Illusionen über den Preis, den er dafür verlangen würde. Schon die Vorstellung ließ sie schaudern.
    Als die Söldner an dem von Gestein bedeckten Abhang vorbeimarschierten, unternahm sie keinen Fluchtversuch. Nach dem Abwägen ihrer Möglichkeiten wählte sie das, was sie für das geringere Übel hielt – ein ungewisses Schicksal beim Militär.
    Der Pfad führte in ein Tal. Als Dar ihrem neuen Leben entgegentrottete, dachte sie an das, das sie zurückließ. Ihre Halbschwestern würden ihr fehlen, aber das war auch alles. Die Beziehung zu ihrem Vater war seit dem Tod ihrer Mutter angespannt gewesen. Der heutige Verrat war nur sein letzter. Ihr Leben in der Steinhütte hatte nur aus Plackerei, unerwünschten Freiern und dem Genörgel einer gehässigen Stiefmutter bestanden. Sie versuchte sich mit dem Gedanken aufzuheitern, dass diese Leiden nun ausgestanden waren, doch sie vermutete, dass andere sie bald ersetzen würden.
     
    So wie der Marsch die Söldner erwärmte, löste er auch ihre Zunge. »Glaubst du, der Tolum verirrt sich?«, fragte ein Mann mit einem Akzent, den Dar noch nie gehört hatte.

    »Selbst er kann Hufspuren verfolgen«, sagte einer seiner Gefährten.
    »Außerdem ist sein Pferd schlau«, meinte ein anderer Mann. »Vielleicht ist es sogar schlauer als er.«
    »Wenigstens hat er heute auf den Murdanten gehört«, sagte der erste Söldner. »Die da ist ja gleich mitgekommen.«
    »Weil sie so ist wie du«, sagte ein grinsender Soldat. »Zu nichts zu gebrauchen.«
    Sein Gefährte schaute Dar an. »Bist du zu nichts zu gebrauchen? «
    Dar errötete. Der Söldner setzte eine lüsterne Miene auf und gab sich die Antwortet selbst. »Na, für eins kann man dich bestimmt gebrauchen.«
    »Im Gegensatz zu dir, Tham«, sagte der Murdant. Die anderen Männer lachten.
    »Meine Mutter hat wenigstens geweint, als ich gegangen bin«, sagte Tham. »Heute hab ich keine Tränen gesehen.«
    »Im Gegensatz zu gestern.«
    »Ja«, sagte der Murdant. »Ich hab zum Tolum gesagt, wir sollen uns jemanden holen, den niemand vermisst. – He, Schätzchen, werden deine Leute dir fehlen?«
    Dar schwieg.
    »Vielleicht ist sie froh, dass sie von dem Misthaufen weg ist«, sagte einer der Männer.
    »Klar«, sagte ein anderer. »Ist doch schön, Soldat zu
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