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Soldner

Soldner

Titel: Soldner
Autoren: Howell Morgan
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statt an den Leichen vorbeizureiten. Er führte sein Pferd zu einem Baum und band es fest, dann betrat er das Schlachtfeld zu Fuß. Valamar tat es ihm gleich. »Es ist tollkühn, Sevren«, sagte er. »Und außerdem sinnlos.«
    »Ich habe den Eid abgelegt, nich du«, erwiderte Sevren. »Du hättest ja nich mitzukommen brauchen.«
    »Feistavs Männer sind vielleicht hier irgendwo. Jemand muss dir doch den Rücken freihalten.«
    »Ein Geschick, von dem du offenbar annimmst, ich hätte es verloren.«
    »Nun, ganz dicht bist du jedenfalls nicht mehr, das steht fest. Das Mädchen ist tot. Und wenn Kregant erfährt, dass wir hier waren, wird unser Kreuz es zu spüren kriegen.«
    »Der Feigling ist doch viel zu sehr mit seiner Flucht beschäftigt, um seine Gardisten zu zählen«, sagte Sevren.
    »Zum Zählen hat ein König kühlere Köpfe.«
    »Kregant hat zu viele Männer verloren, um noch zwei weitere durch die Peitsche verlieren zu können. Ich halte mich an
meinen Eid und gehe das Risiko ein. Wenn Dar oder Twea noch leben, lasse ich sie nicht hier zurück.«
    Valamar hielt die Zunge im Zaum und ging hinter seinem Freund her.
    Die Kämpfe hatten erst zwei Tage zuvor stattgefunden, doch die Luft im Tal roch schon verfault. Die abscheuliche Szenerie, die sich ihnen bot, entfachte in ihm keine Hoffnung, und Valamar, ein erfahrener Krieger, wusste ziemlich genau, was Sevren hier finden würde. Dass der nicht weniger erfahrene Sevren anders dachte, besorgte ihn. Frauen machen Männer leichtsinnig, dachte Valamar. Auch dann noch, wenn sie tot sind.
    Der düstere Gang das Tal hinauf erzählte stückweise eine Geschichte, und die Männer mussten das Schlachtfeld zweimal abschreiten, bevor sie das Wesentliche erfuhren.
    Die Orks hatten das volle Gewicht des Kampfes getragen, und fast alle waren dabei ums Leben gekommen. Die meisten waren in dem Hinterhalt gestorben, doch eine Schildron war zum Gegenangriff übergegangen und hatte sich allem Anschein nach bergauf gekämpft. Sevren nahm an, dass sie sich zu den überlebenden Orks gesellt und ins Tal zurückgezogen hatten.
    Der Rückzug war geregelt vonstatten gegangen: Alle toten Orks schienen im Kampf gefallen zu sein, nicht auf der Flucht vor dem Feind.
    Nur wenige Söldner Kregants lagen zwischen den erschlagenen Frauen der Nachschubeinheit. Sevren suchte sehr lange, fand aber keine Spur von Dar oder Twea. Die meisten Männer Kregants waren auf den Höhen oder am Taleingang umgekommen, wo sie versucht hatten, die überraschend auftauchenden Truppen aufzuhalten. Die Orks, die den Hinterhalt überlebt hatten, hatten Kregants Männern geholfen, die
Schlacht zu einem blutigen Unentschieden zu wenden. Im Morgengrauen waren beide Heere zu erschöpft und zu übel zugerichtet gewesen, um weiterzukämpfen. Kregant hatte die Hälfte seiner Infanteristen, ein Viertel seiner Kavallerie und fast alle Orks verloren. Wenn man nach den Gefallenen urteilte, hatte auch sein Gegner einen hohen Preis entrichtet, denn die Orks hatten sich tapfer für den betrügerischen König geschlagen.
    Nun, da der Kampf vorbei war, befand sich Kregants Heer auf dem Rückzug. Valamar konnte es kaum erwarten, sich zu seinen Kameraden zu gesellen. Also begannen er und Sevren, auf getrennten Wegen zu suchen, um schneller voranzukommen.
    Als Valamar bergauf ging, hegte er widersprüchliche Hoffnungen. Einerseits wollte er Dar und Tweas Leichen gern finden, damit sie wieder verschwinden konnten. Andererseits jedoch machte er sich Sorgen darum, was Sevren wohl tun würde, wenn er entdeckte, dass Dar tot war. Falls Sevren beschloss, ihren Tod zu rächen, hatte sogar Kregant Grund zur Angst. Valamar fragte sich auch, welchen Kurs er wählen würde, wenn Sevren sich gegen den König wandte. Würde er seinem Eid als Gardist folgen oder sich auf die Seite seines Freundes stellen?
    Valamar sinnierte noch über diese Frage nach, als er Tweas Leiche unter einer hohen, abgestorbenen Kiefer fand. Er rief Sevren, der sogleich herbeigelaufen kam und ihn vor einem aus Zweigen bestehenden Kreis fand, die jemand in den Boden gestoßen hatte.
    Das Mädchen lag in der Mitte des Kreises. Ein Strauß verwelkter Blumen zierte seinen mageren Brustkorb. »Jemand hat sie hier hingelegt«, sagte Valamar, »und die Stelle markiert. «

    »Ja.« Sevren wischte sich über die Augen. »Jemand, dem sie wichtig war.«
    »Dar?«
    »Der Kreis ist ein orkisches Zeichen«, sagte Sevren. »Die Orks legen ihre Toten gern unter Bäumen ab.«
    »Aber die
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