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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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verlassen zu dürfen. An den freien Wochenenden trete ich die Heimfahrt grundsätzlich als »Staatsbürger in Uniform« an. Ich identifiziere mich so sehr mit meiner neuen Aufgabe, dass ich mich selbst beim Autokauf für einen Citroën BX in Olivgrün entscheide. Jeder soll es sehen, jeder soll wissen, dass ich Soldat, mehr noch, dass ich Fallschirmjäger bin.
    Einige Tage später wird meine Euphorie jäh gebremst, denn Kompaniefeldwebel Kams, der Spieß der Ausbildungskompanie, teilt mir mit: »Gefreiter Müller, ich habe Sie für die Truppenküche eingeplant.« Genau davor hatte mich mein damaliger Küchenchef gewarnt. Zum Abschied hatte er mir noch den Rat gegeben, so ein Vorhaben unbedingt abzuwenden: »In der Großküche einer Bundeswehrkantine verlierst du deine Reputation für die Haute Cuisine! Da kochen doch nur Maurer und Fliesenleger, bestenfalls Bäcker!« Also antworte ich: »Herr Hauptfeldwebel, ich möchte bitte nicht als Koch eingesetzt werden.« – »Was!? Warum denn nicht? Sie sind doch gelernter Koch!« Noch während ich ihm meine Gründe erkläre, zeigt sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. »Gefreiter Einstedt hat mir vorhin dasselbe erzählt.« Einstedt hatte mit mir die Grundausbildung absolviert. Vor seiner Einberufung war er Koch in einem bekannten Münchner Gourmettempel. »Ihn habe ich jetzt als Mkf für die 3. Kompanie eingeplant. Sie können sich auf das Gleiche einstellen. Sie bleiben hier in der 5. und kommen in den Zugtrupp.« Mkf – Militärkraftfahrer – mehr konnte ich mir nicht wünschen. Ein guter Posten für einen Wehrdienstleistenden. Während andere sich bei Wind und Wetter, in voller Gefechtsmontur aufgerödelt, Blasen liefen, konnte man gemütlich Lkw fahren. Das hatte ich schnell begriffen, als ich während der kalten Tage meiner Grundausbildung jemandem als Beifahrer zugeteilt wurde und mir schon beim Öffnen der Kabinentür warme Heizungsluft entgegenkam. Ich freue mich über das Verständnis vom Spieß. »Jawohl, Herr Hauptfeldwebel!«, schmettere ich heraus, bevor ich die Dienststube verlasse. Er nickt mir nur kurz zu und vertieft sich wieder in den Papierwust, den er vor sich liegen hat.
     
    Die folgenden drei Wochen an der Bundeswehrfahrschule in Oldenburg genieße ich, sie sind eine willkommene Abwechslung. Im Gegensatz zur Fallschirmjägertruppe geht man hier sehr viel lockerer und entspannter miteinander um, die Ausbilder blaffen einen nicht sofort wegen der kleinsten Verfehlung an. Hier werden alle Truppen des Heeres, der Luftwaffe und der Marine ausgebildet, die in der näheren Umgebung stationiert sind. Den meisten von ihnen ist es völlig fremd, zur Steigerung der Motivation und Leistungsbereitschaft Liegestütze und Klimmzüge zu machen oder die Kaserne mit vollem Marschgepäck im Laufschritt zu umrunden.
    Den hierherbeorderten Soldaten, die mindestens einen zivilen Führerschein Klasse 3haben müssen, bringt man an der Fahrschule sehr umfassend die besonderen Anforderungen an einen Militärkraftfahrer bei. Das umfasst zu einem großen Teil auch die Technik, um Mängel selber erkennen zu können, weil man für die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge Verantwortung trägt. Da ich mich seit Langem für Autos interessiere und für mein junges Alter über sehr viel Fahrpraxis verfüge, fällt mir der Unterricht leicht. Mir bleibt also genug Zeit, um nach Dienstschluss in der ehemaligen Garnisonsund jetzigen Studentenstadt Oldenburg den Sommer zu genießen. Es macht Spaß, mal wieder ausgehen zu können und in einem der vielen Cafés oder Biergärten in der Flaniermeile, der Wallstraße, mit den Mädchen zu flirten. Die Nächte verbringe ich weiterhin mit meinen Kameraden auf der Stube, denn bis 22:00Uhr müssen wir uns zurückmelden. Zumindest wurde uns erlaubt, einen Fernseher in die Stube zu stellen. Nach Monaten der Fremdbestimmung ist es schon ein Privileg, abends entspannt vom Bett aus fernsehen zu dürfen. Wer erst nach dem Zapfenstreich in die Kompanie zurückkehrt, kann sich auf ein einseitiges »Jawohl-Gespräch« mit dem Vorgesetzten gleich am nächsten Morgen einstellen.
    Die Abschlussprüfung absolviere ich, obwohl ich sie lässig angehe, in allen Bereichen mit Bestnoten. Die Zeit an der Fahrschule erschien mir wie ein schöner Urlaub, aber jetzt freue ich mich, zu meiner Kompanie zurückzukehren und neue Aufgaben zu erhalten. Abgesehen von meiner Tätigkeit als Fahrer bin ich im Trupp der Ausbildungskompanie beim Drill der Rekruten aktiv. Das,
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