Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Adressiert an James De Vere. Der Poststempel verwies auf die Isle of Arran … Schottland?
    Jason öffnete den Umschlag. Darin waren mehrere zusammengefaltete Bögen billigen linierten Papiers, wie man es in jedem Schreibwarenladen in Großbritannien kaufen konnte. Er zählte etwa zehn Blätter, alle vollgeschrieben in einer zittrigen Handschrift. Auf dem letzten Blatt war eine Unterschrift zu lesen.
    Hamish MacKenzie. The Gables Retirement Home.
    Offenbar der Insasse eines Altenheims.
    Jason begann zu lesen …

XXXVI
AVELINE
     
     
     
    2017 Seniorenresidenz The Gables –
Isle of Arran, Schottland
     
     
    P rofessor Hamish MacKenzie, jetzt nahezu siebenundneunzig Jahre alt, saß in seinem Rollstuhl am Schreibtisch. Durch das Fenster sah er hinaus auf die Oberfläche des Meeresarms, der jenseits des schneebedeckten Rasens der Seniorenresidenz silbrig im frühen Morgennebel schimmerte.
    Mit zitternden Fingern nahm er seinen Füllfederhalter zur Hand …
     
30. Dezember 2017
     
An James De Vere
     
Bitte tun Sie das, was ich Ihnen im Folgenden enthüllen werde, nicht als das senile Gefasel eines alten Mannes ab. Ich bin jetzt, da ich dies schreibe, sechsundneunzig Jahre alt, und mein Leben auf Erden geht dem Ende entgegen. Sie können mir nichts mehr anhaben.
Ich bin kein tiefgläubiger Mensch. Mein Gott war der Gott der Wissenschaft. Doch ehe ich vor meinen Schöpfer trete, möchte ich mich der großen Gewissenslast entledigen, die ich seit über dreieinhalb Jahrzehnten getragen habe.
Beweise für diese Vorfälle habe ich vor vielen Jahren bei meinen Anwälten hinterlegt, doch sie haben große Summen Geldes erhalten, um diese Beweise verschwinden zu lassen. Was Sie hier in der Hand haben, ist der einzige wirkliche Beweis, dass die Ereignisse, die ich Ihnen im Folgenden schildern werde, tatsächlich stattgefunden haben.
     
     
    2025 Stadthaus der Familie De Vere –
Belgrave Square, London
     
    Jason nahm das oberste Blatt auf, drehte es um und legte es wieder hin. Anschließend las er weiter.
     
Ich bin wie viele Genetiker meiner Zeit gewesen, als ich noch jünger war – von Ehrgeiz getrieben, um jeden Preis das schier Unmögliche zu versuchen. Ich stellte die Wissenschaft und deren Fortschritt über jedwede moralische und ethische Erwägung … Ich war ein Musterbeispiel für diese Einstellung, die mir nun zur ewigen Schande gereicht.
     
     
    2017 Seniorenresidenz The Gables –
Isle of Arran, Schottland
     
    Hamish MacKenzie hielt einen Moment im Schreiben inne, senkte dann seinen Füllfederhalter wieder und fuhr fort, mit zittriger Hand Wort für Wort zu Papier zu bringen.
     
Im Jahre 1962 gelang mir die erfolgreiche Zellkernübertragung aus der diploiden Zelle eines Frosches in eine unbefruchtete Eizelle, aus der ich den mütterlichen Zellkern entfernt hatte.
Daraufhin wurden internationale Geheimdienste auf meine Arbeit aufmerksam. Unter ihnen auch das Directorate of Operations, der Zweig der CIA , der für streng geheime Operationen zuständig war: für die UFO -Forschung, HAARP -Technologie, Entwicklung von Antigravitationsantrieben und eine Unzahl makaberer inoffizieller Projekte, einschließlich eines hochentwickelten Eugenik- und Biogenetik-Programms.
Über zwei Jahrzehnte lang führte ich in geheimen Forschungseinrichtungen – den Zentren des militärisch-industriellen Komplexes – Tausende von schaurigen Experimenten durch.
Ich lernte dabei Groom Lake, Dreamland, Area 51 und Los Alamos-Dulce kennen – um nur ein paar zu nennen.
Wir führten grausige Experimente an Tausenden von anscheinend entführten und vermissten Kindern durch. Wir benutzten junge Frauen als Brutmaschinen für unsere grässlichen Hybridzüchtungen. Wir beschäftigten uns in unseren verborgenen Laboratorien tief unter der Erde mit menschlicher und außerirdischer DNS . Ich erspare Ihnen die unappetitlichen Details; es war jedenfalls ein Teil meines Lebens, auf den ich mittlerweile alles andere als stolz bin. Gegen Ende der Siebzigerjahre galt ich als der beste Genetikwissenschaftler weltweit.
Ohne Wissen der Öffentlichkeit hatten wir seit 1974 bereits fünf Gegenstücke zum Schaf Dolly geklont – und standen kurz vor dem ersten Klonexperiment am Menschen.
     
    Hamish MacKenzie legte seinen Füllfederhalter nieder und sah hinaus auf das Gelände der Seniorenresidenz, wo ein Gärtner die verschneiten Wege mit Asche bestreute.
     
Im Februar 1981 wurden meine geheimdienstlichen Kontaktleute von ihren äußerst mächtigen