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Söldner der Galaxis

Söldner der Galaxis

Titel: Söldner der Galaxis
Autoren: Gordon R. Dickson
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selbstverständlich, daß die Auserwählte von Kultis diese Antwort geben würde. Ich habe Angst, ihn zu fragen. Und die Angst wird nicht geringer, wenn ich mir das vorsage. Aber Sie haben recht, meine Liebe. Ich – werde ihn fragen.«
    Sie hob die Hand. »Donal!« rief sie.
    Er stand draußen auf dem Balkon und hörte sie. Er sah weiterhin in die Sterne.
    »Ja?«
    Schritte klangen hinter ihm auf, und dann hörte er Sayonas Stimme. »Donal …«
    »Sie müssen mir verzeihen«, sagte Donal, ohne sich umzudrehen. »Ich habe Sie nicht gern warten lassen. Aber ich mußte mit einigen Dingen fertig werden.«
    »Schon gut«, sagte Sayona. »Ich störe Sie nicht gern – ich weiß, wieviel Sie zu tun haben. Aber ich wollte Ihnen eine Frage stellen.«
    »Bin ich ein Übermensch?«
    »So ungefähr.« Sayona lächelte. »Hat Ihnen schon ein anderer diese Frage gestellt?«
    »Nein.« Auch Donal lachte. »Aber ich kann mir denken, daß es manche gern täten.«
    »Sie dürfen es ihnen nicht übelnehmen«, sagte Sayona ernst. »In gewissem Sinne sind Sie es wirklich. Wenn man Ihre Fähigkeiten mit denen andere Menschen vergleicht …« Er machte eine wegwerfende Geste. »Aber das meinte ich nicht …«
    »Ich glaube, Sie sagten einmal, daß ein Name an sich nichts zu bedeuten hat. Was meinen Sie mit ›Übermensch‹? Können Sie Ihre besonderen Fähigkeiten beschreiben?«
    »Angenommen, ich sehe plötzlich eine ganz neue Farbe«, sagte Donal. »Wie könnte ich sie Ihnen beschreiben, wenn Sie keine Ahnung von ihrem Aussehen haben?«
    »Oh, wir würden experimentieren«, sagte Sayona. »Wir würden alle möglichen Strahlungen anwenden, bis Sie uns sagen, daß die richtige Farbe entstanden ist.«
    »Aber selbst könnten Sie die Farbe immer noch nicht sehen.«
    »Das nicht«, meinte Sayona. »Aber das wäre auch unwichtig, wenn wir ihre Zusammensetzung kennen.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Donal. Er drehte sich noch immer nicht um. »Angenommen, es gäbe jemand mit einer völlig neuen Denkart, jemand, der in seiner Kindheit gezwungen wird, innerhalb der normalen Logik zu denken, weil seine Umgebung es ihm nicht anders beibringen kann. Allmählich aber, mit wachsendem Alter, erkennt er, daß es für ihn Verbindungen gibt, die für die anderen nicht existieren. Er weiß beispielsweise, daß sich in ferner Zukunft das Leben eines Menschen verändern kann, wenn er jetzt den Baum, den er im Garten unten sieht, fällen läßt. Aber er kann dieses Wissen nicht in logischen Worten ausdrücken. Was würde Ihnen in diesem Fall das Wissen um sein Talent nützen?«
    »Überhaupt nichts natürlich«, sagte Sayona gutmütig. »Andererseits würde es ihm aber auch nichts nützen, da er ein Teil der logischen Gesellschaft ist. Wahrscheinlich würde er sein Talent nie erkennen, und die Mutation wäre ein Versager.«
    »Hier muß ich Ihnen widersprechen«, sagte Donal. »Denn ich selbst bin ein intuitiver Übermensch. Ich benutze die Intuition bewußt, so wie man die Logik benutzt, um zu einer Schlußfolgerung zu kommen. Ich kann eine Intuition gegen die andere abwägen, um zu sehen, welche richtig ist. Und ich kann eine intuitive Struktur auf einer intuitiven Schlußfolgerung aufbauen. Es ist ein einziges Talent – aber es vervielfacht die Bedeutung und Macht aller anderen Talente.«
    Sayona lachte los.
    »Und da nach meinem Argument diese Fähigkeit so wenig nützen würde, daß Sie sie nicht einmal selbst erkennen würden, sind Sie auch nicht in der Lage, meine Frage positiv zu beantworten. Sehr gut, Donal! Es ist lange her, seit mich jemand auf diese Weise besiegt hat.« Er lachte immer noch. »Aber vielen Dank, daß Sie mich beruhigt haben. Wenn wir eine Möglichkeit übersehen hätten, so hätte ich mir selbst die Schuld daran geben müssen. Oh, Sie wissen gar nicht, wie sehr erleichtert ich bin. Ich werde Sie jetzt nicht mehr aufhalten.« Er zögerte, aber Donal drehte sich nicht um. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, sagte Donal. Er hörte, wie der alte Mann zurück in den Salon ging. Er hörte, wie er sich von Anea verabschiedete. Dann verklangen seine Schritte.
    Donal drehte sich immer noch nicht um. Er wußte, daß Anea hinter ihm stand.
    »Nur Intuition«, flüsterte er vor sich hin. »Nur Intuition …«
    Er hob den Kopf noch einmal den unbekannten Sternen entgegen, so wie ein Mann, der die erfrischende Kühle der Berge nach einem Tag im heißen Tal genießen will. Und sein Blick war völlig verwandelt. Langsam drehte er sich um, und der
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