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Söldner der Galaxis

Söldner der Galaxis

Titel: Söldner der Galaxis
Autoren: Gordon R. Dickson
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ebensogut beraten wie er. Rede mit ihnen, Kensie.«
    »Nichts steht still«, sagte Kensie – und mit diesen drei Worten schien der ganze Whisky in Donals Kopf zu schießen. Der Tisch und die dunklen, knochigen Gesichter verschwammen im gedämpften Licht des Speisesaals, und Kensies Stimme dröhnte wie aus weiter Ferne. »Alles verändert sich, und daran müßt ihr immer denken. Was gestern galt, muß heute längst nicht mehr gelten. Vergeßt das nicht und glaubt keinem Menschen ohne weiteres, nicht einmal mir. Wir haben uns vermehrt wie jene sagenhaften Heuschrecken in der Bibel, wir haben uns auf den Sternen ausgebreitet und in den verschiedensten Richtungen entwickelt. Und während wir alle vorwärtsrasen, auf ein unbestimmtes Ziel zu, werde ich das Gefühl nicht los, daß wir alle über einem Abgrund schweben. Wir müssen uns vorsichtig vorantasten, wir müssen das irrsinnige Rasen aufgeben.«
    »Ich werde der größte General aller Zeiten sein«, schrie Donal und zuckte wie die anderen zusammen, als seine lallenden Worte laut durch den Raum hallten. »Sie sollen sehen, wozu ein Dorsai fähig ist!«
    Er merkte, daß sie ihn ansahen, obwohl ihre Gesichter verzerrt waren – bis auf das von Kensie, der ihm schräg gegenübersaß. Kensie betrachtete ihn mit ruhigen, wissenden Augen. Donal spürte die Hand seines Vaters auf der Schulter.
    »Es wird Zeit, daß wir schlafengehen.«
    »Ihr werdet sehen«, murmelte Donal. Aber die anderen hatten sich alle erhoben und tranken seinem Vater zu.
    »Daß wir hier wieder zusammenkommen«, sagte sein Vater. Und sie tranken im Stehen. Der restliche Whisky aus seinem Glas floß geschmacklos wie Wasser über Donals Zunge – und einen Moment lang sah er klar und deutlich die großen Gestalten um sich. Sie waren selbst für die Norm der Dorsai groß, und er kam sich wie ein halbwüchsiger Junge zwischen ihnen vor. Aber in diesem gleichen Moment der Klarheit spürte er plötzlich tiefe Zärtlichkeit und Mitleid für sie, so als sei er der Erwachsene, der sie, die Kinder, schützen müßte. Er öffnete die Lippen, um ihnen wenigstens einmal im Leben zu sagen, wie sehr er sie liebte und daß er sich immer um sie kümmern würde, doch da hüllte ihn wieder der Nebel ein. Er merkte nur noch, daß Mor ihn auf sein Zimmer brachte.

 
3
     
    Donal zwängte sich in die schmalgeschnittene Zivilisten-Jacke und begutachtete sich im Spiegel der winzigen, schachtelartigen Kabine. Ein Fremder starrte ihm entgegen. Drei kurze Wochen waren erst vergangen, aber wie hatten sie ihn verändert! Es war vor allem seine Einstellung sich selbst gegenüber, die diese Änderung herbeigeführt hatte. Das Zusammentreffen mit Fremden hatte ihn erkennen lassen, wie hochgewachsen er im Vergleich zu ihnen war, wie muskulös und elastisch. Anfangs, auf der Reise von Dorsai nach Arcturus, war es ihm noch nicht aufgefallen, da viele Dorsai auf dieser Strecke verkehrten. Erst auf der riesigen Raumstation von Newton, umgeben von einer Unzahl lärmender Fremder, war es ihm mit einemmal zu Bewußtsein gekommen. Und nun, auf dem Weg zu den Lieblichen Welten, sah er seinem ersten Abendessen im Luxus-Salon des Linienschiffes entgegen – und er fühlte sich erwachsen wie noch nie im Leben.
    Er verließ die Kabine und schloß die Tür mit sicherer Hand. Der Metallkorridor roch ein wenig nach dem Staub, der sich in den Teppichen angesammelt hatte. Er ging schweigend auf den Salon zu. Hinter ihm schlossen sich die abgedichteten Türen mit einem leisen Seufzen.
    Donal erreichte einen kleinen Querkorridor, der rechts und links zu den Waschräumen führte – und stieß beinahe mit einem hochgewachsenen, schlanken Mädchen zusammen, das im knöchellangen, konservativen Kleid an einem Trinkbrunnen stand. Sie zog sich hastig in den Korridor zurück, der zu den Damentoiletten ging. Dort blieb sie einen Moment lang stehen und starrte Donal atemlos an.
    »Verzeihung«, sagte Donal und ging zwei Schritte weiter. Dann, in einem plötzlichen, ihm selbst unerklärlichen Entschluß, kehrte er um.
    »Wenn Sie gestatten …«
    »Oh!« Sie trat wieder vom Brunnen zurück. Er beugte sich nach unten und trank, und als er den Kopf wieder hob, sah er ihr voll ins Gesicht und erkannte, was ihn zurückgetrieben hatte. Das Mädchen hatte Angst; und das seltsame Meer, in das er manchmal zu versinken drohte, hatte sich gerührt, als es diese Angst spürte.
    Er sah das Mädchen jetzt ganz aus der Nähe. Sie war älter, als er anfangs gedacht hatte –
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