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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra
Autoren: Susanne U. Wiemer
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runzelte mißtrauisch die Stirn, während sie den Wachmännern durch den Stahlkorridor zum Transportschacht folgten.
    Das große Schleusenschott stand bereits offen, und die Gangway war ausgefahren. Charru verharrte einen Augenblick, sah über das weite Areal des Raumhafens hinweg und betrachtete die weißen Kuppeln und Türme der Stadt, die sich wie eine schimmernde Vision unter dem dunklen Himmel erhob.
    Kadnos ...
    Hier hatte er zum erstenmal die Welt unter dem Mondstein verlassen, die wirkliche Welt gesehen, die Grenzenlosigkeit des Alls, die Sterne ...
    Hierher war er als Gefangener geschleppt worden, nachdem Merkur gefallen war, hier hatte man ihn zum Tode verurteilt. Jetzt kehrte er zurück, und der Gedanke an das, was ihn diesmal erwarten mochte, ließ ihn schauern.
    Langsam stieg er, von zwei Wachmännern flankiert, die Gangway hinunter.
    Ein halbes Dutzend Gleiter war aus der Richtung des Towers gekommen und bildete einen Halbkreis. Kuppeln öffneten sich, Vollzugsleute stiegen aus. Charru preßte die Lippen aufeinander, und neben ihm zuckte Mark Nord leicht zusammen.
    Beide kannten den kräftigen, untersetzten Mann in der schwarzen Uniform und dem silbernen Gürtel.
    Kirrand!
    Jom Kirrand, der Vollzugschef! Der Mann, der immer ihr unerbittlichster Gegner gewesen war und dessen Name eine Flut von bitteren Erinnerungen heraufbeschwor.
    Mit kurzen, energischen Schritten kam er näher.
    Vor den Gefangenen blieb er stehen. Unverhohlen triumphierend sah er von einem zum anderen. Um seine Lippen zuckte ein dünnes Lächeln.
    »Sehr schön«, sagte er gedehnt. »Sofort in die Klinik transportieren, in Tiefschlaf versetzen und ...«
    Marks Kopf ruckte hoch.
    Charru hatte das Gefühl, als streiche etwas Kaltes über sein Rückgrat. Er kniff die Augen zusammen.
    »Wir haben uns den uranischen Behörden freiwillig gestellt«, protestierte er. »Wir sind hier, um mit Präsident Jessardin zu sprechen. Wir haben sein Wort.«
    Jom Kirrands Gesicht versteinerte. Aber immer noch zeigten seine Lippen eine Andeutung des triumphierenden Lächelns.
    »Präsident Jessardin ist spurlos verschwunden«, sagte er. »Als Leiter des Sicherheitsausschusses habe ich im Augenblick alle Entscheidungsbefugnisse. Und Sie werden sehr schnell merken, was das für Sie bedeutet.«
    *
    Bilder ...
    Eine Flut von Bildern, in den Geist projiziert, real und dennoch seltsam unwirklich. Simon Jessardin hatte das Gefühl, einziger fester Punkt in einer Welt zu sein, die um ihn kreiste, sich ständig wandelte. Bewegte er sich in der Zeit? Floß die Zeit an ihm vorbei, flüchtig, zu schnell, als daß er die Bilder hätte festhalten können? Illusion, sagte er sich. Halluzinationen, künstlich hervorgerufen ... Aber er wußte, daß es keine Illusion war. Denn er hatte auch andere Bilder gesehen, Bilder aus der Vergangenheit. Er hatte sich in diese Vergangenheit, seine ureigene Vergangenheit, zurückgeschleudert gefühlt, konfrontiert mit versunkenen Wahrheiten, die niemand außer ihm selbst kennen konnte.
    »Schau auf den Schirm«, erklang Ktaramons ruhige Stimme. »Dies ist die Zukunft des Mars. Frage nicht, ob es in Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden geschehen wird. Es ist die Zukunft, in die dein Volk steuert, wenn es keinen anderen Weg einschlägt. Es ist die Zukunft, in die der Zeitstrahl führt, dem ihr jetzt folgt ...«
    Jessardin schluckte und versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren.
    Eine glänzende Kuppel füllte den Bildschirm aus. Eine Kuppel, die im ersten Moment an die Städte des Uranus erinnerte. Aber sie stand auf dem Mars. Die roten Wüsten ringsum verrieten es und die beiden Monde, deren Licht geisterhafte Doppelschatten warf.
    »Kadnos«, erklärte die kühle, leidenschaftslose Stimme des Zeitlosen. »Überkuppelt, da die Marsatmosphäre zunehmend dünner wird. Alle Städte des Mars liegen unter Kuppeln. Denn die Menschen verließen sich zu sehr auf ihre Technik, um sich den veränderten Naturgesetzen anzupassen. Sie glaubten zu lange an die Allmacht und Überlegenheit der Computer, um die Zeichen rechtzeitig zu erkennen und die Kraft zu finden, dem Verhängnis zu begegnen. Und die Verdünnung der Atmosphäre ist nicht einmal das schwierigste Problem.«
    Das Bild wechselte.
    Auf dem Schirm erschien ein breiter, ausgetrockneter Graben. In einer unregelmäßigen Schleife zog er sich durch flaches, staubiges Land.
    »Der Nordkanal!« murmelte Jessardin. »Aber - das ist doch nicht möglich!«
    »Wassermangel«,
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