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Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Titel: Söhne der Erde 24 - Robot-Planet
Autoren: Susanne U. Wiemer
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»Kadnos« konnte und wollte sich nicht damit abfinden, daß sein Schiff entführt worden war. Beharrlich verweigerte er jede Zusammenarbeit. Aber jetzt, an Bord des beschädigten, ohnehin unterbemannten Raumers, würde er sich wohl oder übel bequemen müssen. Charru war entschlossen, ihn notfalls zu zwingen.
    »Kommen Sie in die Kanzel, Crest! Sofort!«
    »Ich denke nicht daran«, widersprach der Uranier verbissen. »Ich akzeptiere keine Befehle von einem ...«
    »Sie werden kommen, oder ich schicke jemanden, der Sie an den Haaren hierherschleift. Verstanden?«
    Der Monitor erlosch.
    Charru tippte eine andere Kennung ein, mit zusammengepreßten Zähnen. Er wußte, er hätte den hochmütigen Uranier diplomatischer behandeln sollen. Zum Teufel damit! Sie kämpften hier alle um ihr Leben, sie mußten zusammenarbeiten. Wenn Crest das nicht einsah, sollte er die Folgen tragen.
    Diesmal zeigte der Schirm das erschöpfte Gesicht Mark Nords, des Anführers der Merkur-Siedler. Er war ein Bruder des Generalgouverneurs der Venus, ein hochqualifizierter Techniker und Wissenschaftler. Zwanzig Jahre in den Kerkern von Luna hatten seinen rebellischen Geist nicht brechen können.
    »Ja, Charru?«
    »Druckabfall in Frachtraum zwei. Der Sektor ist abgeschottet, aber ...«
    »Verdammt! Das sieht nach einem Defekt in den Lebenserhaltungs-Systemen aus.«
    »Genau! Schick die beiden Marsianer in die Kanzel! Dane hält es für möglich, daß wir in den Normalraum zurückfallen müssen.«
    »Was sagt der Computer?«
    »Fehlregulierung am Schleusenschott der Frachtluke. Aber nachdem der Rechner nicht einmal in der Lage war, der Steuerautomatik Zielkoordinaten zu geben, möchte ich mich nicht gern darauf verlassen.«
    »Dämliches Blechgehirn! Schaue ich eben selbst nach!«
    »Darum wollte ich dich bitten. Denk daran, daß wir die Marsianer hier brauchen.«
    »Verstanden.«
    Der Schirm wurde dunkel. Charru wandte sich an Dane Farr, der eine Pilotenausbildung hatte und die »Kadnos« notfalls selbst fliegen konnte, auch wenn er nach der langen Gefangenschaft in den Luna-Bergwerken nicht auf dem neuesten Stand der technischen Entwicklung war.
    »Was passiert, wenn die Lebenserhaltungs-Systeme total zusammenbrechen?« wollte Charru wissen.
    Dane zuckte die Achseln. »Dann schalten sich die Notaggregate ein - falls der Computer gnädig gestimmt ist.«
    »Notaggregate ... Wie lange werden die uns weiterhelfen?«
    »Achtundvierzig Stunden. Bis dahin müssen wir entweder den Schaden reparieren oder auf einem Planeten mit atembarer Atmosphäre landen.«
    »Und wenn wir das nicht schaffen?«
    »Dann würzen wir den Fruchtsaft aus den Automaten mit viel reinem Alkohol und machen uns noch ein paar schöne Stunden«, sagte Farr. Es klang absolut nicht lustig.
    *
    Die junge Frau spürte den kühlen Kunststoff der Andruckliege unter sich. Das Vibrieren der Triebwerke klang leise und fern. Die Kabine war dunkel, nur der Widerschein der Kommunikator-Tasten mischte sich mit dem rötlichen Glimmen der Notbeleuchtung. Aber Katalin von Thorn fand keinen Schlaf. Ihre Gedanken wanderten, schweiften, tasteten sich Glied um Glied zurück an der Kette der Erinnerung ...
    Sie war die einzige Frau an Bord der »Kadnos«! Sie hatte es so gewollt, hatte damals auf dem Merkur alles getan, damit die marsianischen Generäle sie für eine Rädelsführerin hielten. Nicht nur, weil sie Mark Nord liebte, den venusischen Rebellen. Auch um der Wahrheit willen. Schon in der Welt unter dem Mondstein war Katalin die Sprecherin der Tiefland-Frauen gewesen. Sie hatte nie gezögert, hatte nie geglaubt, daß die Sicherheit eines Sklavendaseins besser sei als der Kampf. Und jetzt, da der Kampf verloren war, hatte sie genau wie die Männer die Flucht ins Ungewisse der lebenslangen Gefangenschaft in einem Internierungslager vorgezogen.
    Ihre bernsteinfarbenen Augen starrten zur weißen, kunststoffverkleideten Decke der Kabine.
    Auch Katalin dachte an die Welt unter dem Mondstein zurück: jene gespenstische Spielzeugwelt, in der Menschen, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinert, als wehrlose Versuchsobjekte vegetierten. Ihre Vorfahren waren von der Erde entführt worden, wo sich zweitausend Jahre nach der Großen Katastrophe wieder Leben regte. Damit sich eine solche Katastrophe niemals wiederholte, hatten die Marsianer unter dem Mondstein Krieg und Gewalt studiert, hatten ihre Versuchsobjekte manipuliert, hatten Naturkatastrophen, Hungersnöte und falsche Götter
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