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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Anweisungen, die ihm Lara gegeben hatte.
    Irgendwo gellte eine Alarmsirene.
    Karstein in seiner Schlafmulde stöhnte tief, Camelo begann, mit den Händen blindlings um sich zu tasten. Charru starrte auf das Metallgerüst mit dem merkwürdigen Helm, von dem die Schlafmaske herunterhing. Zwei Sekunden brauchte er, dann hatte er die Stelle gefunden, an der er laut Laras Anweisungen einen Kontakt unterbrechen mußte.
    Schritte hallten draußen auf dem Flur.
    Gillon von Tareth richtete sich halb auf, stieß einen erstickten Laut aus und fiel schlaff zurück. Auch Karstein, Camelo und die anderen wurden ruhig. Die Energie war wieder da, begriff Charru. Rasch lehnte er sich auf der Schlafmulde zurück, drückte die Maske über die Augen und hielt sekundenlang den Atem an, bis ihm klar wurde, daß tatsächlich keine Wirkung eintrat.
    Er hörte, wie die Tür auseinanderglitt.
    Er hörte die Atemzüge der Klinikangestellten, und er hörte die leisen Worte: »In Ordnung!«
    Die Tür schloß sich wieder.
    Niemand hatte Verdacht geschöpft. Niemand würde auch nur im entferntesten damit rechnen, daß etwas nicht stimmte. Charru richtete sich vorsichtig auf, lauschte kurz und biß die Zähne zusammen.
    *
    Maik Varesco, Pilot und Kommandant der »Kadnos X«, betrachtete die Landung auf Kadnos-Port als Routine.
    Er fühlte sich müde, als er das Schiff im Landequadrat herunterbrachte. Deborah Jaschin, Generalgouverneur des Uranus, hatte ihn länger aufgehalten als erwartet. Sie behauptete, in ihrer seit Jahrzehnten dahinkümmernden Strafkolonie unmöglich mehr als hundert Menschen aufnehmen zu können. Aber inzwischen hatte eine Anweisung vom Mars sie zu der Ansicht gebracht, daß sie es vielleicht doch könne, und Varesco atmete freier, seit sich die Gefangenen nicht mehr an Bord seines Schiffes befanden.
    Der Gedanke an das sogenannte »alte Fort« auf Uranus beunruhigte ihn.
    Ein Kerker aus Stahl. Unerträglich für jeden normalen Menschen. Aber normale Menschen wurden ja auch nicht dorthin gebracht - von Kindern ganz abgesehen.
    Kinder, die noch nicht strafmündig waren, die nicht deportiert werden konnten und die man zum Uranus gebracht hatte, weil...
    Ja, warum?
    Weil man sie aus humanitären Gründen nicht von ihren Eltern trennen wollte, sagte sich Maik Varesco. Persönlich fand er diese Art von Humanität ziemlich zwiespältig. Aber er hatte gesehen, wie die Gefangenen aus dem Tiefschlaf geweckt worden waren. Er hatte Mütter verzweifelt nach ihren Kindern suchen sehen, er hatte Fragen- gehört, zahllose zornige Fragen, und er wußte auch jetzt noch nicht, was ihn eigentlich dazu bewogen hatte, diese Fragen zu beantworten.
    Gleichgültig, dachte er.
    Die »Kadnos X« stand auf dem Gelände des Raumhafens, und der Pilot hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, daß das innerhalb der nächsten Zeit anders werden würde. Er war nur zufällig in die Ereignisse auf Merkur verwickelt worden. Er wußte nicht einmal genau, was dort geschehen war, er wollte es auch gar nicht wissen -er wollte nur eins: endlich wieder seinen normalen Liniendienst versehen.
    Die üblichen Landungs-Checks würden noch eine halbe Stunde in Anspruch nehmen.
    Maik Varesco gähnte, lehnte sich in seinem Sitz zurück und faßte sich in Geduld.
    *
    »Alles in Ordnung.«
    Die Frau in der weißen Klinik-Tunika hatte nur einen kurzen Blick in den Raum mit den Gefangenen geworfen. Der Mann neben ihr nickte. Flüchtig musterte er die schlafenden Männer, dann wandte er sich wieder ab, weil er sich um das Hauptproblem kümmern mußte: den Defekt in der Energieversorgung.
    Charru richtete sich rasch auf.
    Zwei Sekunden lang lauschte er angespannt, kämpfte gegen die würgende Übelkeit und das unnatürlich schnelle Hämmern seines Herzens. Sein Blick wanderte zu dem großen Kontrollschirm mit den grünen Lichtern hinüber. Der Monitor einer schläfrigen Krankenschwester zeigte das gleiche Bild, doch es würde nur flackern, weil die Schlafmasken weiterarbeiteten, ganz gleich, ob sie über menschlichen Augen lagen oder lose von den Helmen herunterhingen.
    Charru brauchte nur eine Minute, um seine Gefährten von den Masken zu befreien.
    Keiner von ihnen war während der kurzen Unterbrechung der Energiezufuhr ganz zu Bewußtsein gekommen. Auch jetzt dauerte es eine Weile, bis sie sich in den Wachzustand kämpften. Charru blieb neben Karstein stehen, der vermutlich am heftigsten reagieren würde, und griff beschwörend nach den Schultern des Nordmanns.
    »Ruhig, Karstein!
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